10.New Year's Eve in London, neue Planungen und ein Fall für den Chirurgen
aus dem Jahr 2007
Nun ist das neue Jahr schon wieder paar Tage alt, ich bin sicher in Berlin gelandet, bisher hatte ich noch gar keine Zeit das alte Jahr zu resümieren und mir Gedanken über das neue zu machen.
Meine Reiseerinnerungen zum New Year's Eve und der New Year's Parade in London.
Wenn ich zurückblicke, es war gar nicht so ein schlechtes Jahr gewesen, wieder einiges von der Welt gesehen. Damals vor nunmehr fast 7 Jahren, am 10. Juli 2000, als ich gegen 14.00 Uhr aus der Narkose erwachte, da war an Brüssel oder London nicht zu denken. Eine Vielzahl von Problemen musste ich bewältigen, aber es ist Geschichte und heut haut mich so schnell nichts mehr um. Damals war mir mein Leben eigentlich schon manchmal egal, aber das hat sich gewaltig geändert.
Die Gesundheit hat sich über die Jahre stabilisiert, natürlich gibt es Probleme, aber ich kann sie gut bewältigen oder gar wegdenken, auch das habe ich gelernt. Die Monate Januar und Februar muss ich unbedingt dazu nutzen um meine Reiseerlebnisse zu bearbeiten, d.h. in Worte fassen und ausgewählte Bilder auf meine Website stellen. Es ist nämlich gar nicht so einfach, sich nach Monaten an die Details zu erinnern. Bis jetzt komme ich gut vorwärts, Renovierungsarbeiten stehen keine an und die Flugsimulation fliegt mir auch nicht davon.
Etwas ist mir allerdings in 2006 nicht mehr so richtig gelungen, meine Aktivitäten am Hometrainer gingen nur bis August, deshalb sind es nur 866 Kilometer geworden, aber seit März 2004 immerhin 3059 und das ohne Doping. Es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund im März nicht wieder damit weiterzumachen.
Das erste Quartal ist außerdem voll mit Terminen bei den Behörden, die Beantragung der Zuzahlungsbefreiung bei meiner Krankenkasse, aber absolute Priorität hat der Antrag auf Weiterbewilligung der Grundsicherung. Gerade dabei habe ich immer wieder ein ungutes Gefühl, obwohl es ja auch schon zur Routine geworden ist.
Natürlich sind auch diverse Arzttermine wahrzunehmen, an erster Stelle der beim Hausarzt, schon um alle Überweisungen zu bekommen und dort geht es nicht nur um die Krankheit, sondern auch um private Dinge und auch ein Hausarzt hat gesundheitliche Probleme. Es ist mehr ein Gespräch unter Kumpels, gut zu wissen, dass sein Sohn die Praxis übernehmen wird. Er will sich dann in einigen Jahren langsam zurückziehen, ich denke aber, dass ich zu seinem Sohn ebenfalls ein gutes Verhältnis aufbauen kann, bei den politischen Vorstellungen zur Gesundheit sicherlich auch in der Zukunft, wichtiger den je. Manchmal kann ich im Bett nicht wirklich zur Ruhe kommen, obwohl ich eigentlich keine großen Probleme habe, fängt mein Herz an zu pochen und es überkommt mich eine Unruhe, dieses schilderte ich ihm und er gab mir daraufhin aus seinem ›Giftschrank‹ Tabletten mit dem Wirkstoff Metoprololtartrat, von denen ich bei Bedarf eine Halbe nehmen soll.
Meine Verordnung für die diabetologische Fußpflege ist im Januar abgelaufen, also besprach ich mit meiner Podologin, was zu beachten ist, denn die Krankenkasse hat hier ihre eigene Vorstellung, d.h. zwei Wochen nach Genehmigung muss die erste Behandlung erfolgen. Da mein nächster Termin bei ihr erst Ende Februar ist, konnte ich die Nachfolgeverordnung nicht schon Mitte Januar beim meiner Diabetologin beantragen.
Der Diabetes ist gut eingestellt, sie war wie schon bei den letzten Besuchen sehr zufrieden. Der Blutdruck war wieder etwas niedrig 110/65 mm Hg, das passiert mir öfters einmal, obwohl in der Regel ist er normal. Wenn ich daran denke, wie mein Blutdruck noch vor Jahren bei einem Arztbesuch angestiegen ist. Ich kann mich gut erinnern, als ich meine Untersuchung für den Personenbeförderungsschein machen ließ, ist der Arzt bald in Ohnmacht gefallen, als er ihn feststellte, es war das typische ›Weißkittelsyndrom‹ . Da heute die Arztbesuche zum Alltag gehören, habe ich auch jegliche Aufregung verloren, egal ob Darmspieglung oder normalen Arztbesuch, selbst beim Zahnarzt regt mich nichts mehr auf, nur dass er den Heil– und Kostenplan für den Zahnersatz immer noch nicht fertig hat.
Die zweimonatliche Infusion wegen dem Morbus Bechterew stand im Februar auch wieder an, mal sehen was mich dieses Mal erwarten wird, gibt es einen neuen ständigen Arzt, nein es gab ihn nicht, Urlaub war die Ursache. Ein türkisch, sprechender Arzt hatte die Verantwortung, kein Rheumatologe und er tastete sich vorsichtig an das Problem heran, wichtig ist immer ob ein Infekt vorhanden ist, aber ich fühlte mich gut und andere Probleme brachte ich nicht ansprechen. Also verlief die Infusion wie immer, den Tropf gelegt, jetzt sitzen wir in der ›Palmenecke‹ ein abgeteilte Ecke im Flur der Tagesklinik, mit viel Publikumsverkehr.
Schwester Beate kam schon ins Grübeln bei der Rezeptausstellung, das machen, oder können die Ärzte nicht mehr. Der Termin, eigentlich in zwei Monaten war auch nicht möglich, gar kein Arzt da, nur eine Woche eher konnte ich einen bekommen.
Ich weiß überhaupt nicht mehr was sich hier abspielt, werden wir hier als notwendiges Übel behandelt?
Ich will es nicht hoffen.
Ich hatte aber mit den Schwestern der Rheumaklinik noch ein Problem abzuhandeln, die zum Urgestein gehören sind immer freundlich und gern bereit auf Fragen zu antworten. Ich habe mich erkundigt, wie die Aufnahmeprozedur in die Tagesklinik von statten geht, ich war ja schon einmal dort, für drei Wochen, heute sind es nur noch 13 Tage. Erkundigt habe ich mich für eine Frau, die auf meiner Website über den Morbus Bechterew gelesen hat und auch über die Therapie mit Remicade. Das was sie einleitend und abschließend schrieb ist genau das Ziel meiner Website;
Sehr geehrter Betreiber und Ideengeber von Alleinflieger.com! Danke für die informative Seite mit Ihren vielen, persönlichen und daher authentischen Schilderungen! Dies allein hilft (auch mir), das eigene Schicksal zu relativieren und vor allem: Nach vorn zu schauen!
Das war sie schrieb kenne ich genau, bis hin zur Iritis, auch das Suchen nach einem kompetenten Arzt und das wird sich auch mit der Gesundheitsreform nicht ändern.
Noch einmal großen Respekt vor Ihrer Arbeit (!) als Autor, Lebensbewältiger in schwierigen Situationen, strukturieren der Zeit: Flugsimulator fliegen, Zebrafinken, Englisch lernen, London–Fan werden, Homepage gestalten: Von der hatte ich auch wertvolle Infos (›tickende Zeitbombe im Auge‹, Bechterew) um meine Situation zu begreifen!
Ich hoffe auf meiner Website konnte sie einige Tipps bekommen, die Modalitäten für die Aufnahme in die Tagesklinik teilte ich ihr ebenfalls mit.
Eigentlich wollte ich noch warten bis die Grundsicherung durch ist, aber dann bin ich doch den nächsten Plan angegangen. Denn je zeitiger desto billiger. Im Juni fliege ich mit easyJet nach Schottland, genauer gesagt nach Glasgow, Flug, Hotel und ein Tagesausflug nach Loch Ness and The Highlands sind gebucht. Nun müssen nur die Gesundheit und das Wetter mitspielen.
Manchmal habe ich den Eindruck meine Neurologin denkt ich mäkele an ihrer Medikation zur Behandlung der Polyneuropathie, wenn ich nach anderen Medikamenten frage, die mir z.B. die Diabetologin empfiehl, wird sie immer gleich etwas ungehalten, obwohl das Gabapentin keine nachhaltige Wirkung hat, denn die Schmerzen sind manchmal extrem, auch die Erhöhung der Dosis hat bisher kein Ergebnis gebracht. In den Nebenwirkungen steht ja auch, dass es Tinnitus auslösen kann, darauf angesprochen, meinte sie die Kopfgeräusche kommen nicht davon. Ich glaube schon nicht mehr daran, dass ich jemals in beiden Problemen Abhilfe bekomme. Was hilft es, Zähne zusammengebissen und durch, solange es irgendwie geht.
Vom Hausarzt habe ich mir eine Überweisung für die Nuklearmedizin geben lassen, meine Schilddrüse wurde im vergangenen Jahr nicht untersucht. Ich gehe immer selbst in die Praxis um mir einen Termin zu holen und traf eine Ex – Schwägerin Jutta wieder, nachdem wir im letzten Jahr keinen Kontakt hatten, aber das soll sich wieder ändern. Ich glaube schon, dass ich soviel Menschenkenntnis habe um zu sagen, die Freude war auf beiden Seiten. Eine Unterhaltung über die Familien gab es auch, also weiß ich auch einiges neues. Sie vergab auch den Termin, Wartezeit 4 bis 5 Monate, aber sie meinte, »Na für dich Henry, lässt sich bestimmt etwas machen!« ,ich bekam einen Termin schon in 14 Tagen, Beziehungen schaden eben nur dem der keine hat, war früher immer so ein geflügeltes Wort bei uns, das hat sich wohl nicht geändert.
Bei der Untersuchung zum Termin, hat der Arzt gesagt, ich wäre ein ›Fall für den Chirurgen‹ , die Knoten wachsen nach außen und könnten auch eine Ursache für die Geräusche im Kopf sein, aber der Doktor meinte, ich solle erst einmal den Sommer genießen, was auch tun werde.
Ende Februar plante ich zum Geburtstag meiner Mutter nach Bautzen zu fahren, da ich im vergangenen Jahr nicht dort war. Im nächsten Jahr gibt es dann den 80. zigsten. Bevor ich den Besuch antrat, wollte ich unbedingt noch die Nächfolgeverordnung für die Fußpflege bei der Krankenkasse genehmigen lassen und die Unterlagen beim Grundsicherungsamt einreichen.
Bei der Krankenkasse erlebte ich schon einmal eine positive Überraschung, die Nachfolgeverordnung wurde sofort abgestempelt, d.h. genehmigt und ich konnte sie wieder mitnehmen. Im Sozialamt habe ich bei der Abgabe der Unterlagen erfahren, dass ich wieder eine neuen Bearbeiter habe, eine Direktkontakt gibt es scheinbar gar nicht mehr, man hat die Unterlagen in der Erstinformation abzugeben. Ich war der Einzige und die Unterlagen vollständig, ich habe wie immer alles dabeigehabt. Mir wurde mitgeteilt, dass ich nur die Unterlagen abzugeben habe, wo sich etwas geändert hat. O.K. ist ja gut, ich werde es mir merken. Wichtig sind die Kontoauszüge der letzten 3 Monate, nach was die wohl gucken, man weiß es nicht genau. Die Mitarbeiterin war nicht unfreundlich, aber auch nicht sonderlich zugänglich. Positiv ist, dass man den Antrag auf Befreiung von den Rundfunk und Fernsehgebühren gleich mit abgeben kann, damit spare ich einen Weg. Nun muss ich wieder warten, in der Hoffnung, dass es kein neues Ungemach gibt. Mein Plan war geschafft und ich konnte beruhigt zur Mutter fahren.
Bevor ich in Bautzen einfuhr, besuchte ich meine Schulfreundin in Dresden, zwei Stunden zum zweiten Frühstück, sie hat es auch nicht einfach, krank, die Arbeit steht auf der Kippe und da ist sie froh wenn sie ihr Herz ausschütten kann. Dafür bin ich offensichtlich der richtige Mensch. Ich denke sie freut sich schon wenn ich vorbei komme und ich tue es gern, oftmals bringe ich neben Blumen noch ein am PC geschriebenes Gedicht für ihre Geburtstagszeitungen mit.
In Bautzen wurde gleich am ersten Tag und in der nächsten Woche noch ein Doppelkopf gespielt, aber am Sonnabend haben Mutter, Schwester, Schwester, Schwager eine Zugfahrt nach Leipzig gemacht.
Dafür gibt es diese Wochenend – Ticket's, gar nicht mal so teuer,
die Fahrt ging über Dresden, Riesa, Leipzig und zurück über
Döbeln, Meißen, Dresden. Mir ist Leipzig noch als Messestadt in
Erinnerung, vielleicht war ich vor über 30 Jahren mal mit hier. Ehrlich
gesagt ich war etwas enttäuscht, viel hat sich hier nicht verändert,
na ja mehr Läden, aber sonst. Ein schönes Erlebnis gab es auf dem
Hauptbahnhof, es war der Sonnabend vor dem Rosenmontag, da präsentierte
sich eine Kapelle aus Schwaben die Guggenmusik spielte und richtige Stimmung
verbreitete.
Nach dem Geschäftsbummel haben wir zu Mittag in ›Auerbachskeller's Keller‹ gegessen, den kannte ich bisher nicht, sind durch die sündhaftteure Mädlerpassage gegangen und haben den Fuß von Faust berührt. Der war schon richtig blank, aber warum viele diesen berühren, konnte mir keiner sagen. Im Lotto haben wir jedenfalls nichts gewonnen.
Zum Geburtstag hat uns Mutter in die uns bekannte Bautzener Gaststätte ›Lusatia‹ eingeladen, wo traditionell die Trauer– und Geburtstagsfeiern abgehalten werden. Vorher haben wir noch ca. eine Stunde auf der hauseigenen Bahn gekegelt, das ist mir leider nicht mehr möglich, also betätigte ich mich als Fotograf.
Für Mutter habe ich noch paar Probleme für das Finanzamt geklärt, es ist schon entsetzlich was den alten Menschen alles zugemutet wird, wer keinen hat, bleibt auf der Strecke oder gibt dem Staat sein Geld. Mir macht es richtige Freude mich mit dem Finanzamt auseinander zusetzen, ich frage mich ernsthaft, was für Leute dort ihren Dienst machen. Da ich als selbstständiger Taxifahrer meine Steuererklärungen, die für meine damalige Frau und für ihre nebenberufliche Tätigkeit immer selbst gemacht habe, kenne ich mich ganz gut aus, es hat auch geklappt nach kurzer Zeit war das Geld zurück gezahlt. Diese Tätigkeit ist mir bei der Scheidung allerdings als Faulheit nachgesagt worden. Ich hätte zu oft, auch des Nachts am PC gesessen, die Einsparung von immerhin 2000 DM im Jahr, hat sie gern vergessen.
Praktische Arbeiten gibt es auch immer welche zu machen, hier mal einen Schalter wechseln, dort mal etwas anschrauben, am Grab vom Vater waren wir natürlich auch und haben paar Schneeglöckchen aus Mutters Garten hingestellt.
Das Hauptproblem war aber, ein Teil vom Dach des Carport hat sich beim Orkan Kyrill selbstständig gemacht und nun regnet es rein, dem Auto schadet es nicht, weil sie keins hat, aber ihren Gartengeräten und sonstigen Ein – und Auslagerungen. Da mein Neffe auch gerade da war, haben wir Maß genommen und werden Ende April ein neues, besseres bauen.
Zurück in Berlin, stellte ich beim der grünlichen Reinigung des Vogelkäfigs fest, dass meine neuen gefiederten Bewohner, die ›Schneeball – Finken‹ vermutlich Nachwuchs bekommen werden.
Der März sollte eigentlich ein ruhiger Monat werden, die Arzttermine lagen erst am Ende, ein Problem hatte ich zu bewältigen, ich musste bis Anfang April eine Gutscheineinlösung tätigen. Im Klartext heißt das, Erstellung einer DVD über unsere vier Klassentreffen. Meiner Schulfreundin hatte ich nämlich zu Weihnachten einen Gutschein geschenkt und den wollte bis zu ihrem Geburtstag einlösen, welch ein Leichtsinn von mir.
Mein Hausarzt sollte auch nicht zu kurz kommen, meine Besuche bei ihm liegen im Durchschnitt bei 4 bis 6 Wochen, vor allem für die Ausstellung der Überweisungen. Da gibt es welche die ich regelmäßig brauche, wie die Rheumatologie, Neurologie, Diabetologie, HNO und dann gibt es eine Überweisung, die ich immer in Reserve haben muss, die für den Augenarzt, ich weiß ja nie wenn die tickende Zeitbombe, die Iritis, wieder zuschlägt. Ich werde zwar auch so behandelt, aber hat man die Überweisung geht es ohne Komplikationen und wenn es Anzeichen gibt muss es sehr schnell gehen. Ich besprach mit ihm auch die Problematik der eventuellen Schilddrüsenoperation. Bei seinen Routineuntersuchungen gibt es immer einen Unterhaltung, die im Plauderton stattfindet, deshalb staunte ich nicht schlecht, als mein Blutdruck 140/80 mmHg war. Er war auch der Ansicht ich solle es machen lassen, aber den Sommer noch genießen, nicht weil es vielleicht der letzte ist, sondern weil es keine Eile gibt. Geeinigte haben wir uns auch gleich, dass ich wieder in das Sana Klinikum in Lichtenberg gehe, meine guten Erfahrungen bei der Krebsoperation haben es favorisiert. Für den nächsten Besuch Mitte April lasse ich ein Scheck Up machen, mal sehen was es ergibt.
Ich begann mit der Sichtung des Materials für die Klassentreffen – DVD. Meine Handlungsfähigkeit war allerdings etwas eingeschränkt, ich kann, wenn noch ungelöste Probleme vorhanden sind nicht wirklich etwas in Ruhe machen, immer wieder denke ich daran. Es ging natürlich um die Fortsetzung der Grundsicherung, man weiß ja nie was meine neue Bearbeiterin für Probleme mit dem Antrag hat, da habe ich schon so einiges erlebt, deshalb auch meine Unsicherheit. Obwohl ich auch realistisch bleiben musste, vor vier Wochen nach Abgabe der Unterlagen, also Mitte März kommt sowieso keine Antwort. Leider werde ich wohl diese Charaktereigenschaft nicht mehr aus mir heraus bekommen, das sitzt viel zu tief, aber es hat mit Pessimismus nichts zu tun.
Die Antwort kam tatsächlich Mitte März, es gibt einige, aber wirklich nur einige Euros mehr, weil sich die Energiepauschale verringert hat, diesen Posten habe ich noch nie begriffen, egal, das Geld ist wieder für ein Jahr genehmigt und die Mehrbedarfe auch. Die Energiepauschale taucht nun überhaupt nicht mehr auf, es wird jetzt bei den Heizkosten ein Warmwasseranteil abgezogen, auch das verstehe ich nicht, die Heizkosten und dieser Warmwasseranteil wird nur bis auf weiteres gezahlt, egal, lieber nicht nachfragen, denn es ist ja nicht weniger und Störungen lieben die Mitarbeiter im Amt überhaupt nicht. Es eben nur ein Verwaltungsakt, aber Positiv ist zu bemerken, den Antrag an die GEZ hat man direkt hingeschickt, das war sonst nicht üblich, informiert wurde darüber natürlich nicht, aber weil ich eine Kopie für meine Unterlagen bekam, dachte ich es mir.
Trotzdem kam einige Tage später, das Schreiben von der GEZ, dass meine Befreiung abläuft, vielleicht hat es ich überschnitten, erst einmal warten, es war noch Zeit und kurz darauf schickte mir die GEZ die Befreiung für ein weiteres Jahr. Damit kann ich den Sozialtarif bei der Telekom beantragen. Nun waren alle Problem geklärt, noch nicht ganz, die Befreiung von der Zuzahlung bei der Krankenkasse war noch abzuklären, ich hatte alle Unterlagen schon vom Arzt bestätigt, es fehlte nur noch der Grundsicherungsbescheid, auch hier war ich angenehm überrascht, ich bekam die Befreiung sofort und der zu viel bezahlte Betrag war innerhalb von wenigen Tagen auf das Konto überwiesen worden.
Wenn man keine Arbeit hat, macht man sich selbst welche, wie berichtet habe ich im vergangenen Jahr ein neues Zuhause für meine Finken gebaut, dabei muss ich wohl kurzzeitig die Übersicht verloren haben, denn der Bau ist so geworden, dass sich das Fenster nicht mehr öffnen ließ. Es geht zwar noch einen Spalt auf, aber das Fensterputzen ist unmöglich. Gerade jetzt im Frühjahr wenn die Sonne hinein scheint, na ja die Hausfrauen wissen was ich meine, obwohl, auch wenn ich mir noch so viel Mühe geben, so richtig streifenfrei werden meine Scheiben nie. Was soll es, wem es nicht gefällt, der muss ja nicht durchsehen.
Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste den Käfig zurückbauen, was meinen 7 Finken absolut nicht gefiel, sie ertrugen es mit Fassung. Ich konnte es nur machen weil, die neuen Finken sich zu ›Rabeneltern‹ entwickelten und ihre Kinder aus dem Nest geworfen haben, gefunden habe ich sie in der andern Ecke des Käfigs, oder waren es die andern, ich weiß es nicht genau.
Die wichtigste Arbeit, die DVD habe ich natürlich pünktlich fertig bekommen. Das Feedback von meiner Schulfreundin war mehr als positiv. Es ist eine DVD mit ca. 450 verarbeiteten Bildern geworden, teilweise als Video zusammengefasst aber auch mit einzelnen Bildern, besonders wichtig war mir die musikalische Untermalung, mit den ›Sounds of the Sixties‹ genau unserer Zeit. Was für Arbeit eine solche Video – DVD macht, kann nur der ermessen, der sich damit beschäftigt. Aber ich konnte schon früher unter Stress ganz gut arbeiten. Deshalb wurden Terminarbeiten immer bis zur drohenden Katastrophe herausgezögert, ob das der allerbeste Arbeitsstil ist, vermag ich nicht zu sagen, aber es ging. Vielleicht sollte ich mir für die nächsten Projekte tatsächlich mehr Zeit nehmen, d.h. eher anfangen mit der Bearbeitung. Neben meinen Bildern von den Reisen, steht vor allem die DVD für meine Mutter zum 80. Geburtstag im Februar 2008 noch aus. Einige Bilder habe ich ja schon aufbereitet, aber es ist noch eine Menge Arbeit übrig.
Ende des Monats fand in Berlin ein großes der Europafest statt, unter dem Motto: EUROPA wird 50. Feiern Sie mit! Vielleicht haben die Veranstalter, sprich die Bundesregierung nicht mit so vielen Gästen gerechnet, hier zeigte jedenfalls Deutschland wieder einmal, wie weit es denken kann. Die Idee war schon gut, für die offiziellen Gäste, aber das Gedränge am Brandenburger Tor war eher lästig, die 75 Informationszelte waren auf dermaßen engen Raum aufgebaut, dass man Platzangst bekam, ich konnte es nicht nachvollziehen, die Straße des 17. Juli ist doch lang und breit genug, aber es ging ja nicht um Fußball. Das was im Flyer zur ›Große Open – Air – Veranstaltung‹ stand konnte man deshalb vergessen.
Noch zwei Arztbesuche standen an, die Remicade – Therapie in der Rheumaklinik und der Besuch bei meiner Diabetologin Frau Doktor Wagner. In der Charité war wieder ein neuer Doktor, zur Abwechslung mal einer aus Süd Tirol, aber er hinterließ einen guten Eindruck auf mich, komischerweise war der Blutdruck wieder höher als sonst. Blutwerte hatte ich keine mitgenommen, d.h. ich habe keine anfertigen lassen, weil sich die letzten Male keiner dafür interessierte. Ich bat den Doktor um eine Verordnung für die Physiotherapie, das gab keine Problem, die Infusion verlief wie üblich, am rechten Arm keine Vene gefunden, aber im linken, der Tropf lief ziemlich schnell durch, aber ich verspürte keine Nebenwirkungen. Auf dem Heimweg bin ich bei Konnopkes Imbiss in der Schönhauser Allee vorbeigefahren und habe eine Currywurst gegessen, hier soll es immer noch die besten in Berlin geben.
Die Diabetologin war wie immer zufrieden mit mir, es hat aber wieder 1 ½ Stunden gedauert bis ich dran war, dort war der Blutdruck viel niedriger 125/80 mmHg. Ich sagte ihr, dass ich gestern noch einen wesentlich höheren Wert hatte, sie meinte, »Herr Ullmann ,Sie fühlen sich hier eben wie zu Hause!«, das lasse ich so stehen. Vielleicht ist es so, jedenfalls bin ich mit der Wahl meiner Ärztin sehr zufrieden. Wenn möglich sollte ich im II. Quartal die Augenärztin aufsuchen, mal sehen ob ich da noch einen Termin bekomme.
Am letzten Sonnabend im März habe ich mich dem Schwedenclub angeschlossen und die Pfaueninsel besucht, wie viele andere Berliner habe ich diese Insel noch nie betreten, hier lernt man die andere Seite der Großstadt kennen. Die in der südlichen Havel gelegene Pfaueninsel gehört mit ihrem umfangreichen Pflanzen– und Tierbestand zu den schönsten und erlebnisreichsten Naturgebieten Berlins. Im Jahre 1990 wurde die Pfaueninsel sogar in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die etwa einen Quadratkilometer große Insel liegt südlich des Großen Wannsee und sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn es gibt wirklich freilebende Pfaue, aber sie werden durch die hier lebenden Füchse ständig dezimiert. Erreichen kann man die Insel nur mit der Fähre, man muss für die Hinfahrt 2 Euro bezahlen, zurück wird man so mitgenommen.
Mein Kumpel und ich haben die Inseln langsam durchquertes und sind deshalb verspätete zum Mittagessen erschienen. Das wurde im gegenübergelegenen Blockhaus Nikolskoe genossen, dass Friedrich Wilhelm III. für seine Tochter Charlotte und deren Mann Nikolaus, den späteren Zaren, im Jahre 1819 im russischen Stil erbauen ließ. Nach einem durch Brandstiftung verursachten Feuer wurde das Haus wieder aufgebaut und wird heute als Gastwirtschaft betrieben. Von der Terrasse aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Havel und die Pfaueninsel. Wer die Gegen nicht kennt sollte ihr einen Besuch abstatten, nicht nur für Berliner zu empfehlen auch für deren Gäste. Wer sich für Kirchen interessiert sollte die unterhalb von Nikolskoe gelegene Kirche St. Peter und Paul mit ihrem charakteristischen Zwiebelturm, die Friedrich Wilhelm III. ebenfalls nach russischem Vorbild errichten ließ besuchen. Ich habe es jedenfalls nicht bereut, viele Fotos gemacht und das schöne Wetter genossen.
Zwei Tage später war ich bei der Fußpflege und danach holte ich mir in der dazugehörigen Physiotherapie gleich die Termine geholt. Frau Wagner die Inhaberin der Physiotherapie, erkannte mich gleich wieder und sprach mich mit Namen an, obwohl ich so oft gar nicht hier bin. Ich brachte mein Problem vor. Ich bekam gleich am nächsten Tag einen Doppeltermin, Fango und danach Massage der HWS, vielleicht können meine Kopfgeräusche am Morgen dadurch etwas eingedämmt werden.
Ostern verbrachte ich in Ruhe, Besuch kommt keiner und weg fahren will ich auch nicht, denn ich muss nicht verreisen, wenn es alle tun. Pünktlich zu Ostern haben meine beiden Neuen wieder Eier im Nest, na das passt doch.
0stern in Ruhe zu verbringen, heißt für mich nicht, nichts zu unternehmen,
in der Zionskirche in Berlin war am Ostersonntag ›Tag der offenen Kirche‹ angesagt,
offene Kirche. Nun bin ich nicht wirklich ein Kirchgänger, ich sehen
sie mir lieber von Außen an, es ist wirklich nicht abwertend gemeint.
Ich habe ja auch eine langjährige Mailbekanntschaft die sehr aktiv in
der Kirche ist und die hat es natürlich gefreut, als ihr von meiner Aktivität
berichtete.
Nun war der Ostersonntag nicht wirklich ein schöner Tag, wettermäßig kalt und trüb, aber ich fuhr trotzdem los, bis zur Schönhauser Allee mit der S – Bahn. Dann mit der Straßenbahn bis zu Zionskirchplatz über die Szenestraße Kastanienallee im Prenzlauer Berg und da waren sie wieder da die Erinnerungen. Am Zionskirchplatz gab es früher, also vor mindestens 20 Jahren einen Zoo – Laden. Dort habe ich für meine Tochter zwei schöne Zebrafinken gekauft, weil sie ein sehr gutes Zeugnis in der Schule bekommen hatte. Sie haben den letzten gemeinsamen Urlaub mit meiner Familie nicht überlebt, traurig vor allem für meine Tochter.
Die Kirche hatte zu DDR – Zeiten auch einen Namen gehabt, hier befand sich die sogenannte ›Umweltbibliothek‹, ich hatte gehört, das man heute ausnahmsweise den Turm besichtigen kann, in Erwartung schöner Bilder wollte ich ihn besteigen, ich hätte es sein lassen sollen, denn was mich bei der Erklimmung erwartete war ein Albtraum.
Die Kirche steht auf dem höchsten natürlichen Punkt Berlins, dem alten Weinberg. Der 67 Meter hohe Turm steht genau im Schnittpunkt von Zionskirch– und Griebenowstraße und diente durch seine Höhe auch als Orientierung – und Aussichtspunkt, aber erst einmal muss man oben sein. Unten im Vorraum war ein kleines österliches Buffet aufgebaut mit Kaffee, Schmalz, Butter, Brot und gefärbten Eiern, der Eintritt zum Turm kostete 1 Euro, ich gab drei Euro und fragte noch die Leute ob man an einer anderen Stelle wieder runter gehen kann, ich dachte an Gegenverkehr, ja vermutlich war die Antwort, sie waren auch nur Gäste.
Ich versuchte den Aufstieg, die Wendeltreppe war am Anfang noch in Ordnung, wurde aber oben immer steiler und enger, es gab auch nur eine Ausweichmöglichkeit auf dem Weg nach oben. Den ganzen Fuß konnte ich auch nicht aufsetzen, es waren nur die Zehenspitzen möglich. Ich dachte daran welcher Teufel mich geritten hat, als Religionsloser diese Marter auf mich zu nehmen, Verzeihung solche Worte sollte man in der Kirche nicht in den Mund nehmen, oben wurde es noch enger, ich konnte nicht einmal mehr aufrecht gehen. Ich schaffte es trotzdem, zahlte noch einmal einen Euro, bekam einen Kaffee und zitterte am ganzen Körper, denken konnte ich nur an den Abstieg, trotzdem habe ich einige Fotos gemacht. Gut dass die Minolta eine Anti – Shake – Funktion hat. Ich staunte nicht schlecht, selbst eine Frau mit umhängtem Baby war hier oben. Nachdem ich alle Balkone betreten hatte, ging ich zurück, schloss mich einer herunterlaufenden Gruppe an, es kam niemand entgegen, aber ich dachte darüber nach, was passiert, wenn ich hier abrutsche oder mir schlecht wird, da fällt man doch bis nach unten durch. Ich schaffte es, wie alle andern auch, unten nahm ich etwas Brot mit Leberwurst zu mir, einen Kaffee und ein gekochtes Ei als Wegzehrung.
Vom Zionkirchplatz lief ich anschließend zum Alexanderplatz, sah noch im Park eiersuchende Kinder, na klar es war Ostern, langsam fühlte ich mich wieder wohler, Menschen waren kaum auf der Straße, auf dem Alexanderplatz war ein Osterevent im Gange, aber kaum Leute dort, bei dem Wetter auch kein Wunder. Abends im Bett dachte ich noch mehrmals an die Wendetreppe und war froh sicher in der Waagerechten zu liegen.
Die sechs Termine in der Physiotherapie waren innerhalb von 3 Wochen abgearbeitet, aber Erfolg verspüre ich nicht, mit einigen Problemen muss ich vermutlich leben. Beim Hausarzt war ein Check Up geplant, der letze erfolgte im Jahr 2003, da ich immer unter Kontrolle bin, ist das nicht so problematisch. EKG, Lungenfunktion und auch das Blutbild waren in Ordnung, na ja die Leberwerte waren wie immer leicht erhöht, aber darüber werde ich mir zukünftig keine Gedanken mehr machen und mein Glas Rotwein trotzdem trinken.
Nach Ostern fand der Frühjahrsputz in Zeuthen statt, ich hatte die personelle Organisation von meiner Tante übertragen bekommen, kein Problem für mich, so viel gibt es da nicht zu organisieren. Meiner Ex – Schwägerin Jutta hatte ich versprochen, sie, d.h. Familie Frank Neumann über den nächsten Arbeitseinsatz per Mail auch zu informieren. Warum Ex – Schwager Rolf sie bisher nie informiert hat, weiß ich nicht.
Es klappte prima, neben meiner Tante erschienen in Zeuthen,
Ex – Schwager Rolf,
Ex – Schwägerin Ilona,
Ex – Nichte Jessica,
Ex – Schwägerin Jutta,
Ex – Schwager Frank,
meine Cousine, der das Grundstück eigentlich gehört, war nicht da, sie hatte einen Brief mit Anweisungen hinterlassen und Kuchen für das Kaffeetrinken bereitgestellt.
Einige waren über den Brief nicht gerade erfreut gewesen, mir war es egal. Ich brauchte nicht arbeiten, nur zu organisieren, da war der Kompost auszubreiten, die Straße zu reinigen, die Dachrinnen zu säubern, Rolf braucht dazu fast keine Leiter. Große Aufregung gab es, als Jutta beim Kompostumsetzen eine Schlange aufschreckte, wir einigten uns auf eine Blindschleiche, jedenfalls nichts gefährliches.
Danach gingen wir zur Lieblingsbeschäftigung über, der Grill wurde angeworfen, das ist alleine Rolf seine Sache, obwohl Frank auch gerne grillt. Nachdem er in den letzten Jahren einige Fehlversuche abgeliefert hat, besitzt er einen neuen Grill, der funktioniert und wenn es klappt will er natürlich immer gelobt werden, was wir auch tuen. Mir haben besonders gut die Thüringer Bratwürste geschmeckt, Steaks gab es auch, aber ich bin mehr für die Würste. Es war wie immer viel zu viel, aber die Tante hat es bezahlt und jeder bekam noch etwas eingepackt, für schlechte Zeiten.
Es war ein sehr schöner, sonniger Nachmittag geworden. Es ist für mich außergewöhnlich, dass die beiden Familien zu mir stehen. Andere haben keinen Kontakt nach der Scheidung zu mir gesucht, obwohl damals das Grundstück fast komplett ›unter Wasser‹ stand. Am glücklichsten war meine Tante, Ordnung in Zeuthen, ihre Welt war in Ordnung.
Ende Mai hatte ich vor zur Mutter nach Bautzen zu fahren, aber es war keine Erholung geplant. Das Dach von Mutters Geräteschuppen wurde vom Orkan Anfang des Jahres stark lädiert, es hat mit kleineren Ausbesserungen 10 Jahre gehalten. Gerade als ich nach Bautzen fahren wollte zogen die Benzinpreise wieder an, also musste ich den Tanktourismus nach Tschechien nutzen, im Gepäck befanden sich neben Werkzeug auch zwei DVDs vom Klassentreffen. Mein Schulfreund Werner plante einen Besuch in Bautzen, ihm und der Mitorganisatorin Monika wollte eine schenken. Mein Aufenthalt war für eine Woche geplant, ich musste noch den Briefkasten präparieren, denn mein Postrausholer Helmut war im Krankenhaus. Wenn ich zu Hause bin macht mir die Werbung eigentlich nichts aus, aber innerhalb einer Woche läuft er über damit, deshalb klebte ich ein Schild daran, ›Bitte keine Werbung einwerfen, auch keine Zeitungen‹ und das klappt wunderbar. Ich hätte noch paar Tage bleiben können, aber für meine Finken wäre es knapp geworden, Futter ist kein Problem, aber das Wasser.
In Bautzen musste das Material besorgt werden, ich hatte alles berechnet, mein Neffe Daniel kann erst am Sonnabend kommen. Positiv war, dass beim Praktiker gerade die Aktion ›20% auf Alles‹ lief. Der erste Tag ging für das Angucken und auswählen
der Baumaterialien drauf, am zweiten Tag wurde das alte Dach entfernt und
die neuen Platten gekauft und am dritten Tag habe ich mit Schwester Sonja
gemeinsam die neuen Platten verschraubt. Für Mutter war auch immer etwas zu tun, musste mal hier und da Hilfestellung leisten. Mein Vater wäre bestimmt von unsere Brigade begeistert gewesen, nur mein Neffe konnte seinen Ärger am Telefon nicht unterdrücken, weil wir schon so viel gemacht haben, war er sauer, später wird er froh darüber sein.
Am Sonnabend erweiterte sich unsere Brigade, es stießen hinzu Schwester Evelyn, Schwager Roland und mein Neffe Daniel, der nun begeistert war. Heute sollte die Dachpappe verklebt werden, ich konnte das Dach nicht betreten, weil man nur auf den Dachpfosten laufen kann. Es war heiß und Daniel war richtig im Stress. Roland musste Platten verlegen und ich kümmerte mich um die Dachrinne, die beim alten Dach immer ein Problem war. Mehrmals betonte Daniel, es sei nicht zu glauben, dass ich vor einigen Jahren an Krebs operiert wurde, ist doch auch eine wunderschöne Anerkennung, ich versuche auch durch Aktivität mich fit zu halten und jammern tue ich sowieso nicht.
Im zeitigen Nachmittag kam Werner, ich zog mich zurück, er war fast vier Stunden da und natürlich wurde viel erzählt, über die alten Zeiten, aber auch über die neuen Zeiten, da wir politisch auf einer ähnlichen Linie liegen, gab es auch hier viel zu deuten. Die beiden DVDs gab ich mit, Tage später rief er mich an, und meinte, dass er einmal reingesehen hat, ihm ging es aber mehr um das Programm, mit dem ich diese erstellt habe. Na ja dachte ich mir, so begeistert war er nicht, aber weit gefehlt, ich bekam nach einiger Zeit eine Mail, die von Begeisterung kaum zu überbieten war, er will sie nun gleich beim nächsten Klassentreffen im Jahre 2008 oder 2009 mit anbieten, Preisvorstellungen sind erwünscht. Einen Beamer will ebenfalls besorgen um diese allen vorzuführen, besonders hat ihn die musikalische Untermalung gefallen, Musik aus unserer Zeit, also der sechziger Jahre. Da scheint sich meine Arbeit gelohnt zu haben.
Sonntag war auch in Bautzen arbeitsfrei und Mutter, Sonja und ich machten uns nach Tschechien auf, vorher schauten wir noch bei Vaters Grab vorbei, legten paar Blumen nieder. Gleich hinter der Grenze in Sohland befindet sich die Tankstelle und seit neuem ein sogenannter Travel Shop, wo man einige Sachen billiger einkaufen kann z.B. Ballantine’s Finest Scotch Whisky 1 Liter für nur 12 Euro und viele andere schöne Whisky Sorten, nicht alle billig, aber wenn ich bald nach Schottland fliege muss ich schon einmal einen kosten. Beim Tanken kann man natürlich in Euro bezahlen , das Benzin kostet ca. 20 Cent weniger als in Deutschland.
Hier befindet sich eine Gaststätte in der man sehr gut zu Mittag essen kann. Ich konnte meine Mitfahrer bewegen einzukehren, weil sie immer etwas zögerlich im Ausland sind. Gegessen haben wir Hirschgulasch mit Böhmischen Knödeln und eine halben Liter tschechisches, wohlschmeckendes Bier. Mutter und ich wurden sogar vom Schwesterlein eingeladen, sie bezahlte pro Person nicht einmal 5 Euro, da kommt Freude auf. über die nette Bedienung kann man sich nicht beklagen, alle sprechen deutsch. Auf der Rückfahrt habe ich noch paar schöne Bilder von blühenden Rapsfeldern gemacht, davon will ich eins auf Keilrahmen ziehen lassen.
Hier in der Gegend findet das traditionelle Hexenbrennen statt, dazu wird am 30. April ein Feuer entfacht, mit dem man ›bösen Geister‹ vertreiben will. Dies wird bis spät in die Nacht gefeiert. Auf dem Hexenfeuer stehen gelegentlich ›Hexen‹ aus Stroh. Es gibt offizielle Feuer der Gemeinden und private in den Gärten, dieses Jahr wurden sogar, aufgrund der Trockenheit einige verboten, als Vater noch lebte haben wir das auch gemacht, jetzt schauen wir beim Nachbarn zu. Diese Feuer erinnern mich immer an meine Kindheit.
Vor nunmehr 52 Jahren wurde nach dem verlöschen der Feuer meine Schwester Sonja geboren und nun feiern wir jeden 1. Mai ihren Geburtstag. Es wurde gegrillt, die Sonne schien zwar, aber es war trotzdem kalt, zur Feier gesellten sich noch, mein Neffe Ronny, ein Sohn von Sonja und meine Nichte Anke mit Freund. Es war ein schöner Nachmittag, wieder kamen Erinnerungen an die Feiern auf, wo noch Spiele gemacht wurden bzw., Gedichte aufgesagt worden. Einige Spiele waren dann auch gleich wieder da, Federball, Dart, Luftgewehrschießen, nur die Tischtennisplatte wurde nicht aufgestellt. Ich hatte bis zur letzten Minute zu tun, eigentlich wollte ich mein Auto einer kosmetischen Behandlung unterziehen, es blieb keine Zeit. Beim Doppelkopf musste mich mein Neffe Ronny vertreten, er ist ebenfalls so ein versessener Spieler, wie meine beiden Schwestern. Als letzte Amtshandlung habe ich noch die Steuererklärung für meine Mutter gemacht, es geht noch. In Berlin angekommen hatte ich zwei neue Mitbewohner, der Nachwuchs der Finken war da, aber nicht so weiß wie die Eltern.
Der Zeitpunkt für die Pilotenreise der Colourair nach Fehmarn rückte immer näher, am zweiten Maiwochenende sollte sie stattfinden, da wir zwei Piloten aus Berlin sind, fuhr ich im Auto mit und brauche nicht mit dem Zug alleine fahren.
Auf der Hinfahrt sind wir über Hamburg gefahren, leider regnete es in Strömen, trotzdem hat mir mein Kumpel, der ›alte Schwede‹ einiges von der Stadt gezeigt. Er hat hier einige Jahre gelebt, danach fuhren wir vollkommen nass weiter nach Fehmarn. Das Wetter besserte sich etwas, in Burg machten kauften wir uns jeder ein Six Pack Bier und ich brauchte unbedingt braune Schuhcreme. Meine brauen Halbschuhe hatten sich vor Nässe schwarz gefärbt, das geht ja gut los dachte ich.
Unsere Unterkunft ist das IFA Ferien–Centrum Südstrand Südstrandpromenade
in Fehmarn/Burg, dort waren Appartments mit jeweils zwei Zimmern und einem Bad für je zwei Piloten bestellt. Genau dort war ich im letzten Jahr mein Bier trinken, also war das Finden auch kein Problem.
An der Rezeption im Hotel konnte mit unseren Namen keiner etwas anfangen, aber
mit der Colour Air kannte man sich aus. Im ziemlich ausgelasteten Lift fuhren
wir nach oben, unser Zimmer befand sich im 15. Stock, nur ein Stockwerk war noch über
uns.
Die Aussicht war fantastisch, aber das Appartment, entpuppte sich als ganz gewöhnliche Zweiraumwohnung, mit Schlaf – und Wohnzimmer. Wer schläft wo, mein Kumpel, über zwei Meter groß , passte nicht auf das Sofa. Im Ehebett wollten wir nicht zusammen schlafen, also nahm ich das Sofa und quälte mich zwei Nächte lang.
So nach und nach versammelten sich die Piloten in der überdachten Strandpromenade, die auch zum Feriencentrum gehört. Es war gerade noch Zeit für ein Bier, dann fuhren wir zum Abendessen ins ›Det Old Aalhouse‹ was ich schon vom letzten Jahr kannte. Eigentlich schade, dass nur 8 Piloten teilnehmen. Ich habe wieder den Fischteller genommen, aber das nächste Mal, werde ich die Krabben nicht nehmen. Es ist nicht so mein Geschmack, Bier gab es auch und zur besseren Verdauung paar Line Aquavit, ein mit Kümmel versetzter Branntwein. Das besondere an dem ist, dass er einmal im Fass über den Äquator geschippert ist. Später im Hotel tranken wir noch ein Bier an der Hotelbar. Ich schlug mir irgendwo den Handrücken auf, weil ich immer mit meiner Fototasche zu tun habe. Es blutet wir verrückt, ein Taschentuch war schon versaut, ich nahm dann Toilettenpapier, die Piloten meinten schon ob ich ein ›Bluter‹ bin. An der Rezeption holte ich mir anschließend ein Pflaster.
Ich war froh als die Nacht zu ende war, es schlief sich entsetzlich auf der Liege. Wir machten noch paar Bilder vom Balkon, denn die Sonne schien, man konnte sogar einen kleinen Spaziergang am Strand machen. Am Frühstücksraum, stand pro Person 10 Euro, ein stolzer Preis. Wir waren uns nicht sicher, ob das mit im Zimmerpreis enthalten ist, unser Chef war noch nicht da. Das Frühstück war nicht inklusive, er zahlte die 10 Euro für jeden, ich hatte den Eindruck so richtig durchorganisiert war das nicht. Dafür wurde uns ein üppiges Buffet serviert, da es danach wieder auf die MS Deutschland zur Pilotenkonferenz ging, war jeder gut beraten sich ordentlich satt zu essen.
Mit der MS Deutschland fuhren wir wieder 4 x zwischen Puttgarden und Rodby hin und her. Ich musste mir meine Wunde am Handrücken neu verpflastern lassen, die nette Dame war sehr freundlich, fragte ob der Schiffsarzt kommen muss und gab mir noch paar Reservepflaster mit. In der Konferenz diskutierten wir, der harte Kern über die verschiedensten Probleme, die Zeit verging sehr schnell und 18.00 Uhr war die Zusammenkunft beendet. Man konnte sich auf dem Schiffsdeck nicht aufhalte, es zog wie ›Hechtsuppe‹ ,sogar die Plastestühle wurden vom Winde verweht. Zum Abendbrot fuhren wir mit dem Mietwagen zum Störtebeckerhaus nach Burg. Ich aß etwas leichteres, marinierter Hering, mit Bratkartoffel, es war trotzdem viel, deshalb wurde nach dem Bier, wieder ein oder zwei ›Line Aquavit‹ getrunken. Später am Abend wurde beim Bier noch gefachsimpelt, hier erfuhr ich vom Chef, dass er bei einer großen Hotelkette in Norwegen tätig ist. Klar haben wir auch über diverse Reisen gesprochen, als er anführte, dass er weltweit Plätze in den Hotels besorgen kann, wurde ich hellhörig. Es entwickelte sich ein permanent, aufstrebender Gedanke.
Am nächsten Tag, Sonntag war es schon wieder vorbei mit der Pilotenreise, nach dem ausgiebigen Frühstück checkten wir aus. Es stand noch ein Event an, der Rundflug mit der Cessna, der im letzten Jahr ausgefallen ist, das Wetter war prima. Wir hofften alle, dass der Flug stattfinden kann. Bald hätte es wieder nicht geklappt, weil die Wiese, durch den vielen Regen zu nass geworden war und der Flieger einsank. Der Pilot, ein Herr in meinem Alter machte es hervorragend, ich konnte hinten alleine sitzen und gut Luftaufnahmen machen.
Zurück bin ich mit dem ›alten Schweden‹ über den Timmendorfer Strand, der Badewanne der Schönen und Reichen aus Hamburg gefahren, mit Gang auf die Seebrücke und Stopp im Kaffee ›Wichtig‹ wo alle in eine Richtung sitzen um gesehen zu werden. Danach steuerten wir Lübeck an, machten einen kurzen Stadtbummel, heut war das Holsten Tor wieder ausgerüstet. Es ist so groß, ich bekam es gar nicht auf die Linse und es sieht so aus, als ob es in der Mitte durchhängt.
Die Weiterfahrt nach Berlin brachte uns 200 Kilometer Umweg ein,es war kein Kartenmaterial im Auto vorhanden. Wir fuhren die neue A 20 nach Rostock, bogen aber nicht nach Schwerin ab. Mit 50 Euro war ich dabei und 20.00 Uhr landete ich am Hauptbahnhof um den Rest mit der S – Bahn zu fahren, wie sooft in dem Jahr, musste ich zwischendurch den Busersatzverkehr benutzen. Halb Zehn lag ich in der Badewanne und ließ die Reise Revue passieren.
Wenn nur so wenig Piloten kommen, muss ich mir überlegen, ob ich noch einmal mitfahre, es ist zwar nicht schlecht unter Gleichgesinnten zu sein, aber billig ist es auch nicht wirklich. Dazu kommt, dass ich aufgrund der Versprechungen meines Chefs einen Flug nach Bergen in Norwegen gebucht habe, er dann aber doch nicht in der Lage war, ein Zimmer zu organisieren, so dass ich Stornogebühren bezahlen musste. Die Zimmer in Bergen kann ja kein ›Normal Sterblicher‹ bezahlen. Ich war schon enttäuscht, und habe meine Aktivitäten mehr oder weniger nur nach auf das Fliegen gerichtet. Ich mag solche Menschen, die sich mit Versprechungen hervortun überhaupt nicht.
Die Himmelfahrt verbrachte ich zu Hause, mit der Neuinstallation von Windows, es hatte sich ein hartnäckiges Virus eingenistet, welches mich keine Programme mehr öffnen ließ und meine Word – Dateien als leere Dokumente anzeigte. Die Neuinstallation ist kein Problem, aber irgendetwas geht immer etwas verloren, denn ich habe wohl in Hektik reagiert, aber es sind keine größeren Schäden entstanden, nun habe ich den Schwur zum hundertsten Male abgeleistet, täglich oder zumindest wöchentlich eine Datensicherung zu machen, mal sehen wie lange ich durchhalte. Nach soviel Stress musste etwas Kultur her.
Ich wusste auch schon was ich mache könnte, am Sonnabend gibt es in Berlin auf dem Bebelplatz die Premiere von ›Staatsoper für alle‹, ein kostenloser Operngenuss. Die restlos ausverkaufte ›Manon‹ mit Anna Netrebko wird ab 19.00 Uhr live auf einer 70 Quadratmeter großen Leinwand übertragen. Die musikalische Leitung hat Daniel Barenboim, auf dem Platz moderiert Alfred Biolek.
Wäre das etwas für mich? Ich entschied mich für ja, das Wetter war schön und warm, am Bahnhof Friedrichstrasse musste ich noch paar Briefe abgeben und danach lief ich über den Flohmarkt am Bode Museum in Richtung Unter den Linden. Berlin entwickelt sich wirklich zur Touristenstadt, Kutschen, Velotaxen, Sightseeing Busse und viele Menschen waren unterwegs, auf dem Bebelplatz ging es noch sehr übersichtlich zu, Bier– und Imbissstände waren schon vorhanden, davor kaum Leute, die Leinwand stand schon fast fertig da, aber überall wurde noch geschraubt, deshalb nahm ich noch einmal die Bauten in der Umgebung in das Kameravisier.
Vieles wurde neu hergerichtet, aber eine Frage stelle ich mir immer wieder, warum musste der Palast der Republik abgerissen werden, aber er rächt sich gewaltig, es wird teuerer und dauert länger. Ich habe dort jedenfalls schöne Stunden erlebt u.a. auch den Schuleingang meiner Tochter gefeiert.
Danach setzte ich mich auf eine Bank gegenüber der Staatsoper und beobachtete das Treiben dort, wenn man die Menschen in ihren feinen Roben sieht, lassen sich Gedanken nicht unterdrücken, man gehörte einmal vor vielen Jahren dazu, heut kommt doch etwas Wehmut, manchmal sogar auch Wut auf, aber es ist Geschichte, schade eigentlich.
Langsam war es Zeit zum Bebelplatz zu gehen, ich kaufte mir ein Paar Wiener, für zwei Euro und ein Bier 0,33l für 2,50 Euro, den Gästen der Staatsoper schien das relativ billige Angebot, ebenfalls zuzusagen, denn es waren nicht wenige hier. Der Platz war nun ungefähr eine Stunde vorher schon gut gefüllt. Stühle für 5 Euro wurden auch verkauft, aber die meisten Menschen saßen auf dem Pflaster, es war wie ein großes Picknick, auf jeder kleinen Erhebung, auf Paletten, auf Plastekisten hatten sich die Leute niedergelassen. Mir war schon klar, dass ich nicht bis zum Ende bleiben werde, vier Stunden stehen, das wird mir einfach zu anstrengend. Zusehens wurde es voller und begab mich weiter nach hinten, aber hier war genau so ein Gedränge. 15 Minuten vor 7 Uhr erschien Herr Biolek auf der Bühne, begleitet vom Bürgermeister Herrn Wowereit und dem Vorsitzende des Vorstandes der BMW AG, sie richteten einige Worte an die Anwesenden, BMW hat dieses Event übrigens gesponsert, mal etwas Positives von den Bayern.
Manon ist eine Oper in fünf Akten von Jules Massenet, der kurze Abriss der Handlung.
Als die Oper begann, herrschte ein sehr erwartungsvolle Atmosphäre auf
dem Platz, als Anna Netrebko zu singen anfing wurde spontan geklatscht, sowie
nach jedem Akt Jubelstürme und Beifall aufbrandetet, ich habe so etwas
noch nie erlebt und es war aufgrund der guten Tonübertragung als ob man
wirklich live dabei ist. Hinter mir standen nun die Menschen ebenfalls dicht
gedrängt, auch aus den Fenstern der Staatsoper und der Humboldt Universität
schauten die Menschen zu. Zwei hatten sogar die Uhr am Bebelplatz erklommen.
Ich glaube so hatten es sich die Veranstalter den Zuspruch gar nicht vorgestellt.
In die vorgetragenen Arien hinein, hat die Polizei ihre Lautsprecherdurchsagen
verkündet, d.h. man sollte die Straße Unter den Linden frei halten,
die Menschen sollten aufrücken, was nicht mehr möglich war. Sie habe
es dann irgendwann aufgegeben und die Straße Unter den Linden gesperrt.
Als ich in der Pause nach dem 3. Akt 1. Bild gegangen bin konnte ich mir ein Bild davon machen, bis in den Hof der Humboldt Universität standen die Zuschauer, es waren 25 000 wie ich erfuhr. Das kommt bald an das ›public viewing‹ zur Fußballweltmeisterschaft heran, nur mit mehr Niveau. Ich habe es nicht bereut, da alles abgesperrt war bin ich bis zum Alex gelaufen, von dort mit der S – Bahn nach Hause gefahren und ließ den schönen Abend beim Glas Rotwein ausklingen.
Manchmal denke ich darüber nach, ob so ein Besuch auch zu zweit besser wäre, aber leider als ›Erwerbsunfähiger‹ hat man keine Lobby und wird von den Frauen oftmals nicht als vollwertiger Mensch angesehen. Wenn sie noch erfahren, welche Krankheit man durchgestanden hat, darüber hinaus nicht mehr so gerade gehen kann wie andere Menschen, ist es sowieso vorbei. Ja, mir sieht man es schon an, wenn ich so krumm dahergeschoben komme. Das tut aber meinen Unternehmungen keinen Abbruch.
Pfingsten begann ich, auch aufgrund des Wetters mit dem kompletten Relaunch meiner Website, ich wollte nun endlich das Zertifikat vom World Wide Web Consortium (oder kurz W3C), den Schöpfern von XHTML, erhalten. Die Seiten waren schon seit über einem Jahr in XHTML geschrieben, aber ich verwandte immer noch Frames, das wollte ich sowieso abändern, also machte ich mich daran.
Es hat irgendwie etwas mit Hausumbau zu tun, man muss planen, verwerfen, abwägen und schließlich anfangen zu bauen, nur eins ist anders, es kostet kaum Geld und man ist wetterunabhängig, denn in die Website kann es nicht reinregnen. Vor allem aber kostet es Zeit und Konzentration.
Weil ich gerade dabei war habe ich Webseiten getrennt zwischen Inhalt und Format, dazu verwendete CSS oder Cascading Style Sheets, eine Sprache zum Formatieren von HTML/XHTML–Elementen. Verglichen mit den HTML–Formatierungen bietet CSS erheblich mehr Möglichkeiten, wie z.B. Schriftgestaltung, Rahmen, Innen– und Außenabstände, Listen, Hintergründe, Positionieren. Ein wichtiger Punkt ist die Möglichkeit, Formate zentral festzulegen, d.h. entweder im head –Bereich eines Dokuments oder ausgelagert in einer separaten Datei. Dies hat den Vorteil, dass Formate nur einmal festgelegt werden müssen und diese für das gesamte Dokument, bzw. das gesamte Projekt gültig sind. Damit erreicht man ein über alle Seiten einheitliches Erscheinungsbild, was für einen gelungenen Webauftritt besonders wichtig ist.
Ich habe in der Vergangenheit meine Seiten schon mehrfach prüfen lassen, aber immer gab es Fehler und ich bekam die Validierung nicht, das ärgerte mich gewaltig, obwohl viele Webseiten, auch von renommierten Firmen noch in HTML geschrieben sind, aber ich wollte besser sein. Nach ca. 3 bis 4 Wochen hatte ich es geschafft und bekam die Validierung für XHTML 1.0 – Transitional und für die CSS – Dateien ebenfalls. Zwischendurch musste ich mich auch anderweitig beschäftigen, denn es wurde mir jeder falsches Zeichen oder Leerstelle angekreidet, das nervt mit der Zeit.
Deshalb entschloss ich mich, die Fenster in meiner Wohnung zu putzen und die Gardinen zu waschen. Es war gerade wieder ein sehr heißer Tag, aber ich packte es gut. Ich habe eigentlich keine Probleme mit solchen Arbeiten, mache sie auch ,wie jede Hausfrau ›gern‹ , nur meine Fenster werden immer streifig. Deshalb nahm ich wieder das alte Hausmittel Papier zur Hilfe, es klappte ganz gut, natürlich weiß ich auch, dass man bei Sonne keine Fenster putzt, aber es ist ja nicht immer überall Sonne. Im Zuge dieser Aktion habe ich eine lang anstehende Arbeit angepackt, der Umbau meines PC – Tisches (Schreibtisch) als Cockpit, damit ich zukünftig mein Hobby, die Flugsimulation, noch besser betreiben kann.
Für diese Arbeiten gönnte ich mir eine Belohnung, im September fliege ich für 5 Tage nach, na wohin, nach London, mit Abstecher nach Oxford.
Nun waren nebenbei auch noch einige Arzttermine abzuarbeiten, wenn ich die medizinische Fußpflege dazurechne, gab es hier eine angenehme Überraschung, die Fußpflege musste um fast 14 Tage verschoben werden, weil meine Podologin erkrankt war. Als ich nun den verspäteten Termin wahrnahm, stand dort eine junge Frau vor mir, die sich als Frau Höppner vorstellte, mit der Bemerkung, sie wäre aus Schottland. Besser konnte es nun nicht kommen, denn ich wollte in 14 Tagen nach Schottland fliegen. Es ergab sich eine sehr angeregte Unterhaltung, sie war in Schottland in einem Krankenhaus tätig, ihre Fußpflege empfand ich sehr angenehm. Meine Frage, »Was macht eine Schottin in Berlin?«, beantwortete sie mit, »Die Liebe hat mich nach Berlin gezogen!« Sie gab mir noch einige Tipps, manchmal gibt es schon eigenartige Zufälle.
Am nächsten Tag musste ich zur Infusion in die Charité, es war wieder ein Arzt da, den ich noch nicht kannte, oder hatte ich es vergessen, denn wie schon hinlänglich beschrieben, es sind immer andere dort, nur die Schwestern bleiben. Es lohnt sich auch nicht irgendwelche Probleme anzugeben, denn in der Charité wird eh nichts mehr gemacht, während der Studie war es noch anders gewesen. Jetzt kommt man nur noch über einen Facharzt zum Termin, schade eigentlich.
Trotzdem, etwas Gutes hat die Infusion langfristig doch, meine Beweglichkeit hat sich gebessert, ich kann mir meine Socken schon im Sitzen anziehen. Vorher war es nur im Stehen auf einem Bein möglich, es hatte etwas ›storchenhaftes‹ an sich wie das ausgesehen hat, manche lachten auch darüber. Da ich mich besser bücken kann, muss ich diese Verrenkungen immer öfters nicht mehr machen. Leider bleibt die Versteifung der Halswirbelsäule bestehen, das belastet mich immer mehr, ich habe mir deshalb auch einen neuen Termin bei der HNO – Ärztin geholt. Die chronische Sinusitis muss sowie beobachtet werden, ich wollte die ärztin auch noch einmal wegen der Infusion konsultieren.
Als ich in der Anmeldung stand, kamen mir die Erinnerungen an das letzte Jahr, »Herr Ullmann Sie sind nicht mehr krankenversichert!!«, die Sprechstundenhilfe erkannte mich wieder, ich bat um die Prüfung im Computer, es gab keine Beanstandungen, ich hatte den Mitgliedertest bestanden. Ich wusste ja, dass die Terminvergabe lange im Voraus erfolgt, es wurde von Oktober gesprochen, die andere Sprechstundenhilfe bot mir einen bei der Vertretung im August an, aber da ich ja mit der ärztin über die Infusion sprechen wollte, fand sie es für Richtig, wenn ich zur regulären Sprechstunde komme. Ich bekam den Termin Anfang September, einen Tag vor der nächsten Londonreise.
Vorher war ich noch bei meiner Diabetologin, ein besonders heißer Tag, was wird er sagen der Zucker und der Blutdruck, nach 1 ½ Sunden war ich dran, angenehm überrascht. Mit dem Wert von 5,5 mmol/l und dem HbA1c Wert von 5,6 mmol/l waren wir beide sehr zufrieden, komischerweise war auch der Blutdruck prima 125/75 mm HG, meiner Schottlandreise stand nichts im Wege. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit ihr, u.a. auch über Schottland. Ein Problem über das ich sie noch informierte, die Sache mit dem Blut und die schlecht heilenden Wunden. Sie meinte bei der guten Einstellung kann es an dem Diabetes nicht liegen, sie wollte ab zum nächsten Mal ein Blutbild machen, dazu sollte einen Woche vorher vorbei kommen, damit es zum Termin vorliegt.
Vor der Schottlandreise gab es noch paar Kalamitäten, bei einer Windbö vor einem Gewitter flog mein Sonnenschirm vom Balkon und ward fortan nicht mehr gesehen. Der Stiel war aber noch da, als ich einen neuen Schirm kaufen wollte, war meine Batterie vom Auto, wieder einmal vollkommen leer. War es die Hitze oder stellte es wieder einmal den Antrag entsorgt zu werden! Nun steht sie ausgebaut im Bad und wartet auf das Ladegerät, aber vor Schottland tut sich hier nichts mehr. Nun war es soweit, am Dienstag in der Mitte des Monats Juni flog ich für 5 Tage nach Schottland.
Die Reise steht unter dem Motto; ›Glasgow and the Highlands‹ , hier sind meine Reiseerinnerungen dazu.
Zum Glück habe ich mich über das Wetter in Deutschland, vor meiner Rückkehr informiert, sonst hätte ich wohl einen Hitzeschock bekommen, sicherlich wunderten sich die Schotten über mein sommerliches Outfit. Nun gilt es die Eindrücke zu verarbeiten und vor allem die 700 Bilder auszuwerten.
Mein Hausarzt wollte mich paar Tage später auch sehen, komischerweise war hier der Blutdruck wieder leicht erhöht, was soll es. Ich sagte ihm, dass ich immer aufgeregt bin wenn er mich abhört, er äußerte; »Ist doch verständlich, wir kennen uns ja erst über 15 Jahre!« Als ich ihm erzählte, dass ich im Mutterland des Whiskys war, musste ich dazu nähere Auskünfte geben, er trinkt gern einen Whisky, natürlich konnte ich ihm von meinem mitgebrachten 12 Jahre alten Glenfiddich nichts abgeben und mein ›The Glencairn Glass‹ zeigte ich auch nur. Wir waren uns einig, man schreibt dem Whisky alle möglichen medizinischen und magischen Eigenschaften zu. Whisky ist an sich kein Heilmittel, allerdings verspürt man einfach keine Schmerzen, wenn man davon paar Schlucke zu viel getrunken hat.
Er meinte zu mir, die Leberwerte waren ja bei der letzten Blutabnahme ganz gut, also hin und wieder kann ich mir ein Dram (35 ml), ein Schluck gönnen. Ich werde wohl noch zum ›Genusstrinker‹ . Aber es ging nicht nur um Whisky beim Arztbesuch, ich wolle wissen, wenn ich mich ernsthaft mit der Schilddrüsenoperation befassen muss, denn im November bzw. Dezember wollte ich das machen lassen, er meinte im Oktober geht es los, bis dahin war also noch etwas Zeit.
Meine Batterie steht immer noch im Bad, aber nun will ich mich darum kümmern, weil Mutter und Sonja sich für Ende des Monats zum Besucher angemeldet haben, da brauche ich das Auto um die Einkäufe zu erledigen. Mein Kühlschrank wird sich freuen, da muss er beim Öffnen innen nicht gleich beschlagen. Vermutlich liegt es aber an der schwülen Luft und nicht an der Leere. Da ich zurzeit sowieso auf dem abnehmenden Ast sitze, muss er auch nicht so voll sein, seit April 5 Kilogramm angenommen, aber nicht durch hungern, sondern durch Bewegung auf dem Ergometer, das habe ich mir vorgenommen und zumindest bis zum optimalen BMI (Body Maß Index) geht es weiter. Ich möchte nicht Teil der ›Fettsucht – Epidemie‹ werden, die fast alle Länder der Erde befallen hat, in Europa haben die Deutschen gewonnen, ›Wir sind die Europameister‹ , endlich wieder ein Titel! Die Weltgesundheitsorganisation beurteilt das als äußerst bedenklich und als Vorbote einer demnächst wieder sinkenden Lebenserwartung . Wenn man nicht aufpasst kann heut jeder Opfer der gewinnorientierten Nahrungsmittelindustrie, die billige, aber dafür kalorienstrotzende Fertiggerichte so verlockend anbietet, werden. Dagegen hilft Bewegung und natürlich eine gesunde Ernährung, es droht sonst mit zunehmender Leibesumfang das ›metabolische Syndrom‹, also die Störung des gesamten Stoffwechsels, die geradewegs zu Diabetes, Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten und dadurch langfristig zu Herzinfarkt und Schlaganfall führt.
Ich bin kein Gesundheitsapostel, trinke auch mal ein Glas Wein oder Whisky, durch die Diabetes und der Knoten in der Schilddrüse bestimmt keinen guten Stoffwechsel, dazu kommt noch meine Autoimmunerkrankung. Ich versuche zumindest einiges für mich zu tun, deshalb erkenne ich auch solche Ausreden wie Stoffwechselprobleme nicht an, sicherlich gibt es wirklich kranke Menschen, die meine ich auch nicht, aber meist liegt es einfach am ›inneren Schweinehund‹ , und wer an die teuren Nahrungsergänzungsmittel und irgendwelche Vitamine glaubt, der wirft nur sein Geld zum Fenster raus. Ich weiß von was ich rede und von wem ich rede.
Die Ladung der Batterie verlief, nach längerer Anlaufschwierigkeit problemlos, deshalb wusste ich nun auch nicht wirklich, wo der Fehler liegen könnte. Das Auto sprang auch an und ich fuhr zu AUTO – UNGER, 10.00 Uhr war ich dort und hoffte auf Rettung. Da ich keinen Parkplatz bekam wollte ich schon wieder losfahren, manche Probleme lösen sich ja von selbst, aber das Risiko war mir doch zu hoch, also wartete ich bis ein Platz frei war. Die Aufnahme schickte mich mit meinem Problem zum Elektriker, der war froh, dass ich mein Auto dort lassen wollte. Das Problem war geschildert und ich lief den Kilometer zurück zur S–Bahn.
Nun hieß es abwarten, wenn kommt der Anruf, der kam auch, gegen halb Sieben, man konnte nichts feststellen, die Säure der Batterie sei allerdings etwas dunkel, was auf eine baldige Erneuerung hinweist. Ich beschloss gleich eine neue einbauen zulassen. Bei sintflutartigen Regenfällen fuhr ich zur Werkstatt, der Regenschirm befand sich natürlich im Auto, prima für mich. Da ich immer mal Probleme mit der Batterie habe, war ich über den neuen Preis fast schockiert, dafür fliege ich nach London und wieder zurück. Nach so einer Aktion bin ich immer am überlegen, wie lange ich mir den Stress mit dem Auto noch antuen will, aber die Entscheidung fällt mir echt schwer.
Ich hatte mir für Mutter und Schwester Sonja etwas Besonderes einfallen lassen, ein Zugfahrt mit dem ›Warnemünde Express‹ nach dem gleichnamigen Ort. Das ›Schönes Wochenend Ticket‹ gibt es für 33 Euro, für bis zu fünf Personen, kein schlechter Preis. Der Zug ging 8.30 Uhr vom Hauptbahnhof los und war 11.30 Uhr in Warnemünde. Da meine Mutter die Fahrt bezahlt hat, wurde es für mich noch günstiger, aber ich habe mich als Kraftfahrer einspannen lassen, da konnte sich mein Auto gleich einmal beweisen ob es die Reparatur verdient hat, na ja einen Obolus hat meine Mutter hier auch dazu gegeben.
Am Tag zuvor wurden noch paar Einkäufe getätigt, die GfK (Gesellschaft für Konsumtion) wird es wundern, wieso ich so viel eingekauft habe. Eine S–Bahnfahrt zum Alex machten wir auch noch, genauer gesagt zur Galleria Kaufhof, wo ich mir eine Jacke zurückhängen lassen habe. Dort in der Feinkostabteilung gab es ganz kleine Kartoffel, die meine Leute so gern essen. Sie waren begeistert.
Eine neue Jacke brauchte ich unbedingt, ich gab in Glasgow, mit meinem Seidenblouson, eine nicht so glückliche Figur ab. Die zwei Fettflecken auf dem Rücken, die trotz mehrmaliger Wäsche nicht rausgegangen sind und dann riss sie noch irgendwo ein, mein Entschluss stand fest, sie wird nur noch zum Pilze suchen angezogen.
Die Jacke ist eine von ›Esprit‹, nicht so billig, aber gesenkt, deshalb brauchte ich Urteile, diese waren durchweg positiv, nur meine Mutter meinte in ihrer unnachahmlichen Art, »Macht die nicht sehr schlank?«, aber wer hat damit schon Probleme. Es blieb kaum Zeit sich zu unterhalten, der Reiseproviant musste noch zubereitet werden, wie üblich Spiegeleischnitten und noch paar Snacks.
Am Sonnabend fuhren wir zum Hauptbahnhof, erstaunlicherweise
zeigte sich mein Auto von der positiven Seite, ich wollte auch meiner Schwester
diese Fahrt nicht überlassen, ich glaube, sie hätte keinen ruhigen
Schlaf gehabt. Unweit vom Bahnhof bekamen wir auch einen Parkplatz, der lange
Zug kam pünktlich an und war trotz des durchwachsenen Wetters gut besetzt.
Leider saßen wir in einem Wagen mit äußerst lästigen
Reisegästen, die dem Alkohol reichlich zusprachen. Am aufdringlichsten
waren die Frauen, seine Mitreisenden kann man sich nicht aussuchen, wie waren
uns einig, so benehmen wir uns bei entsprechenden Ausflügen nicht.
Ich, bzw. wir kannten Warnemünde noch vor der Wende, Mutter war sich nicht sicher, ob sie schon mal hier war. Es hatte sich viel verändert, viele Boutiquen, Gaststätten und Boote am alten Strom. Sonja und ich sind bis zum Ende der Mole rausgelaufen, dann zurück zum Teepott. Im Hotel ›Am Leuchtturm‹, genauer gesagt im Restaurant – Bistro ›Olive‹ habe ich die Damen zum Rostocker Bier eingeladen, hier an der Strandpromenade konnten wir sogar im Strandkorb sitzen. Danach ging es weiter zum Hotel Neptun. Auch das Hotel macht einen nicht gerade billigen Eindruck, aber wir wollten hier nicht übernachten. Mutter sponserte uns anschließend eine Hafenrundfahrt, zwischen zwei Regenschauern stachen wir dann in See, aber einer erwischte uns voll auf dem Oberdeck, zum Glück war ein Teil davon überdacht, Sonja und ich mussten gehörig aufpassen, das unser ›Lübser Pils‹ nicht überlief. Trotz des Regenschauers brauchten wir die Rundfahrt nicht bedauern, sie war interessant und informativ.
Mir kamen dabei einige Erinnerungen;
Die erste war, von Warnemünde bin ich 1989 das erste Mal nach Dänemark übergesetzt, dabei Mutter, Vater und meine damalige Lebenspartnerin dabei, wir wussten noch gar nicht, ob wir es schon dürfen. Eine stürmische See, volle Fähre, kein Westgeld waren nicht so angenehm. In Gedser reichte es nur für einen kleinen Spaziergang, später bin ich noch mehrmals dort angelandet u.a. auch um meine Lebenspartnerin in Dänemark zu heiraten, ich hätte es lieber lassen sollen. Meine Eltern habe ich als Trauzeugen ebenfalls mit involviert. Aber es ist Geschichte und das ist auch gut so, so konnte ich mein neues Leben, nach der Krebsoperation, genießen. Die ist nun schon 7 Jahre her und keiner hätte es geglaubt, was ich bis jetzt aus dem Leben gemacht habe, darauf bin ich, ohne überheblich zu sein, zu Recht stolz.
Weiterhin dachte ich an die Fahrten vor der Wende zur Ostsee, wieder mit ihr und meinem Lada 1500 cm², ein russisches Auto, eines der Besten in der ehemaligen DDR. Dort haben wir im Auto, auf irgendeinen Platz übernachtet, damals gab es keine Probleme, es interessierte sich keiner dafür. Von Marienehe setzen wir mir der Fähre über die Warnow und genossen den alten Strom, kauften dort von irgendeinem Kutter Sprotten, die waren damals ›Goldstaub‹ ,frisch geräuchert und noch warm. Auf einer Bank an der Warnow haben wir diese genüsslich gegessen, sicherlich gab es später auch noch etwas Trinkbares zum Nachspülen.
Die niveauvollste Übernachtung war wohl die auf dem Parkplatz am Traditionsschiff, in der uns in der Nacht ein schweres Gewitter heimsuchte, man hat es schon gehört, dass man im Auto sicher ist, aber weiß das auch der Donnergott. Am Morgen war alles wieder vorbei und wir konnten unseren mitgebrachte Tisch, Stühle und Propangaskocher im Freien aufbauen, zum Frühstück gab es Kaffee, Eier und Schrippen. Warum sollte ich das fallen lassen, auch das ist Geschichte und die war ja nicht nur schlecht, denn es gab noch keinen Westen.
Kurz nach 18.00 Uhr fuhr der Zug wieder von Warnemünde ab, bis dahin stand er ungenutzt auf dem Gleis herum. Es war ein kurzes Wochenende mit Mutter und Schwester, am Sonntag sind wir noch auf einen Sprung in Zeuthen vorbeigefahren, wo uns meine Berliner Tante freudig erwartete ,um uns den Garten zu präsentieren, ihr ganzer Stolz, besonders wenn er so gepflegt aussieht. Ich stellte fest, dass zumindest die Hecken geschnitten werden müssten und organisierte gleich für Mitte Juni einen Arbeitseinsatz mit den üblichen Verdächtigen, meine Tante freute sich über den Einsatz.
Im Mittelpunkt des Fußpflegetermins bei der Schottin, in der Physiotherapie von Frau Wagner, stand natürlich meine Schottlandreise, es gab viel zu erzählen, sie war echt begeistert und mit ihrer Behandlung, bin ich sehr zufrieden. Ich hoffe für die nächste Reise bekomme ich noch paar Tipps, denn sie kommt aus einem kleinen Dorf im Glyde – Tal. Im nächsten Jahr, anlässlich meines 60. Geburtstags, werde ich mir noch eine Reise nach Schottland gönnen, man weiß ja nie. Ich habe einen Traum, ich möchte im Leben noch einmal in der Natur die Papageientaucher (Puffins) erleben, dazu muss ich auf die Orkney Inseln.
Jetzt kommt ein kleiner Schwenker, manche werden mich vielleicht belächeln, der 58 jährige interessiert sich für so etwas und hört dazu auch noch solche Musik. Das erste Event, war das von RTL II übertragene, ›CONCERT FOR DIANA‹, organisiert von den Prinzen, ihren Söhnen. Dazu musste ich extra noch meine Antennenanlage umbauen, weil ich RTL II nicht empfangen kann, sogar Teile der Schrankwand habe ich umgesetzt. Hier interessierten mich besonders Sir Elon John, Anastacia und Fergie. Die ersten Beiden sind ja bekannt, aber wer ist Fergie, sie singt Hip Hop, verrückt, oder. Ihr Titel ‹LONDON BRIDGE‹ gefiel mir ganz gut, alles was mit London zusammenhängt gefällt mir und den neuen ›BIG GIRLS DON'T CRY‹ finde ich super. Insgesamt hat mich das Konzert sehr bewegt, obwohl ich nicht mit allen Acts etwas anfangen konnte.
Aber es kommt ja noch besser, das ›LIVE EARTH CONCERT‹ am darauffolgenden Wochenende, dafür habe ich sogar den Flusimulantenstammtisch sausen lassen, es war sowieso wieder einmal Schienenersatzverkehr angesagt, d.h. von meinem S–Bahnhof Grünbergallee fuhr kein Zug. Nebenbei fand auch noch der Prolog der Tour de France in London statt und da haben es die Engländer so richtig verstanden, ihre Stadt zu präsentieren, trotz der Terrorproblematik, ich war begeistert, auch der nächste Tag der Tour war klasse, EUROSPORT übertrug ja die ganze Etappe, mit allen Sightseeing – Punkten. Die Gebührenprogramme hatten es nicht notwendig, dort wurde geritten, da ich keine Gebühren für diese Programme bezahle, muss ich mich auch nicht aufregen. Es war also viel los am Wochenende in London und die Organisation war perfekt, Polizei war zwar präsent, aber nicht aufdringlich, immer im Hintergrund, ich habe es ja schon oft persönlich erlebt, vielleicht kann sich hier unsere Regierung etwas abgucken. Da ja künftig, nach Gedanken von einem gewissen Herrn, alles Überwacht werden soll. Ich baue es nicht weiter aus, sonst sitze ich auch noch irgendwann in der Falle.
Mich interessierte beim Konzert vor allem London, ob es wirklich etwas zu bewegen vermag kann ich nicht beurteilen, ein Denkanstoß war es allemal. Ich wollte natürlich ›Madonna‹ hören und als sie nach 21.00 Uhr im neuen Wembley Stadium auftauchte, staunte ich nicht schlecht, was die Pop Ikone drauf hat. Als sie den eigens für das LIVE EARTH CONCERT produzierten Titel ›HEY YOU‹ (die heimliche Life Earth Hymne) gemeinsam mit dem Kinderchor sang, hatte ich Gänsehaut bekommen, sicherlich sind die Meinungen über Madonna unterschiedlich und kontrovers, ich mag sie, spätestens seit dem Musicalfilm ›EVITA PERRON‹ zumal ich das gleichnamige Musical im Londoner ›Adelphi Theater‹ gesehen habe. Vom mir hätte der Film einen Oscar bekommen. Was war das Fazit, ich habe mich bei musicload.de angemeldet und mir diese beiden Titel, trotz Modemverbindung runtergeladen.
Nach dem bewegenden Wochenende, holte mich die Wirklichkeit schlagartig ein, ich musste zum Grundsicherungsamt. Die Krankenversicherung hatte sich um 1 Euro erhöht, über die Erhöhung war ich ja nicht sauer, obwohl mir die Berechnung vollkommen unklar ist. Ich bekam schon 10 Tage vor Ablauf des Termins eine Mahnung vom Team Versicherungsrecht, namentlich von der gewissen Frau, mit der ich in der Vergangenheit schon einige unangenehme Berührungen hatte, sie drohte mir gleich wieder an, mich in eine höhere Beitragsklasse einzustufen, wenn ich nicht bis zum Termin mein Einkommen mitteile. Sie war es auch, die mir die Mitgliedschaft in der Versicherung kündigen wollten.
Das zweite Problem beim Amt, war der Antrag zur Wertmarke für die vergünstigte Fahrt der Schwerbehinderten im öffentlichen Personennahverkehr, was für ein Bandwurmsatz, dazu brauchte ich eine Unterschrift und den Stempel vom Grundsicherungsamt. Der Montag scheint kein guter Tag um die Ämter aufzusuchen, vordem Zimmer für die Regelung solcher Probleme saß keiner, also klopfte ich, ein ›Herein‹ war nicht zu hören, ich öffnete trotzdem die Tür einen Spaltbreit und sah die Dame dort sitzen. Die Frage, ob ich eintreten darf, ignorierte sie, aber ich stand schon vor dem Tresen. Vorsichtig und ganz leise äußerte ich, »Ich hätte zwei Probleme zu klären!« .Sie kam langsam mit ihrem Bürostuhl an den Tresen rangefahren, etwas mehr Bewegung hätte ihr auch gut getan, ist aber ihr Problem. Ich legte das Schreiben von der Krankenkasse vor, gelangweilt nahm sie es entgegen, nun kam der erste, von zwei Sätzen; ›Ist das schon eine Kopie?‹, der zweite Satz war; ›Was ist das zweite Problem?‹, sie hatte mir doch wirklich zugehört, ich brachte es vor, bekam mein Stempel, bedankte mich und verabschiedete mich, natürlich ohne eine Antwort zu bekommen.
Das sind solche Situationen, wo mir bewusst wird, was der Staat für eine Macht über mich hat und wie beschissen es ist, davon abhängig zu sein, egal der nächste Tag ist mein Auferstehungstag und seit dem muss ich mit dem Staat zusammenleben.
Am Nachmittag leistete ich noch Hilfe und holte meinen Nachbarn aus dem Krankenhaus, schlimm, wenn die Kinder zwar hier wohnen, aber für solche Sachen keine Zeit haben. Ich habe ihn deshalb schon mehrfach geholfen, nur seinen Dackel ›Dagmar‹, oder ist eine Dackelin, nehme ich nicht in Pension.
Mein Schulfreund Werner aus Pirna rief auch an, ob er am folgenden Tag nicht mal für eine Stunde bei mir vorbeischauen kann, natürlich konnte er, es war ein angenehmes Treffen, gibt es doch viele Gemeinsamkeiten zwischen uns. Die alten Zeiten werden immer wieder gern aufgewärmt, über die Gegenwart haben wir eine Meinung, die lautet eindeutig ›SCHEIßE‹ , darüber hinaus rückt das nächste Klassentreffen im Jahre 2009 heran, unsere Monika will es am Lieben schon 2008 machen, mal sehen wer stärker ist.
Mitte Juli stand wieder ein Arbeitseinsatz in Zeuthen ins Haus, mit dabei die üblichen Verdächtigen Familie Neumann (Rolf, Ilona, Jessica) die Tante und ich, meine Cousine mit Sohn waren auch anwesend, sie bildeten ihre eigene Brigade und arbeiteten am Anbau. Zu arbeiten gab es für uns nicht so sehr viel, sodass Rolf bald seinem Hobby ›grillen‹ frönen konnte und wenn das so richtig klappte ist er der glücklichste Mensch auf der Welt, unser Rolf eben. Es gab Thüringer Bratwürste und Ilona reichte in der Arbeitspause noch ein paar Schnittchen, nebst Bouletten. Die können mit meinen Bouletten locker standhalten. Ich sollte überlegen, ob ich sie nicht zur ›Geburtstagsbraterei‹ einladen soll. Gegen 17.00 Uhr fuhren wir nach Hause. Der Herbsteinsatz ist für Mitte September geplant, hier gibt es mehr Arbeit, deshalb muss die Teilnehmerzahl erweitert werden, ob ich den wieder organisiere, muss ich mir aber noch überlegen.
Mit erstaunen entnahm ich, eine Woche nach der Abgabe des Schreibens von meiner Krankenkasse im Grundsicherungsamt den Bescheid mit dem neuen Krankenversicherungsbeitrag. Es ging wirklich schnell, ich konnte wieder ein Problem abhaken. Einige Zeit später, erhielt ich auch das Beiblatt zum Schwerbehindertenausweis, damit kann ich wieder ein Jahr den öffentlichen Personennahverkehr kostenlos nutzen, das gilt übrigens nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland.
Die Infusion in der Charité verlief wie immer, positiv ich kannte den Arzt. Da hier die Patientendaten bzw. Patientenakten für den Computer aufbereitet werden, musste er paar mehr Angaben erfassen, wenn es hilft und die Betreuung besser wird! Für das Kompetenznetz Rheuma wollte ebenfalls einige zusätzlich Angaben für die Kerndokumentation haben, dabei geht es um die Erfassung von wichtigen klinischen Daten (Diagnosen, Therapien) durch den Arzt und um Angaben des Patienten zum Befinden, zu Schmerzen und Einschränkungen im Alltag. Diese Aussagen sollen dem Arzt helfen, sich ein besseres Bild von der Krankheit zu machen. Die Daten werden am Deutschen Rheuma – Forschungszentrum in Berlin ausgewertet, regelmäßige Berichte und Veröffentlichungen erstellt, die Aufschluss über die Versorgungssituation von Rheumakranken geben. Um einen Vergleich mit der Situation in anderen Ländern zu ermöglichen, ist vorgesehen, einen kleinen Teil der Daten in eine europäische Datenbank einzubringen. Natürlich wird der Datenschutz dabei gewährleistet. Ich habe damit sowieso keine Probleme, Hauptsache es hilft den Betroffenen.
Der Doktor hatte ein Problem mit mir, Laborwerte waren nicht dabei, manchmal wird sich auch dafür nicht interessiert, aber heute schien es wichtig zu sein. Deshalb sollte ich nach der Infusion noch ins Labor gehen, Carola schüttelte nur ungläubig den Kopf. Wusste der Doktor nicht, dass die Blutabnahme gleich hier auf der Station gemacht wird?
Oftmals denke an die Zeit, als Frau Dr. Franz noch da war, sicherlich weint sie der Charité in einer Schweizer Privatklinik in Luzern keine Träne nach, solche Ärzte gehen wegen der Gesundheitspolitik dem Staat verloren, macht ja nichts. Die Patienten müssen es ausbaden, denn ›das Gefühl hier steht der Patient im Vordergrund‹ habe ich lange verloren. Bei Frau Dr. Franz war ich auch schon nicht mehr in der Studie, bekam aber trotzdem Kontrolltermine im Virchow Klinikum, wegen der Iritis, heut interessiert sich keiner mehr dafür, obwohl sie ebenfalls eine Autoimmunerkrankung ist, die mit dem Morbus Bechterew zusammenhängt. Ich bin mir auch bewusst, dass die Ärzte vielleicht gar nichts dafür können, leider konnte ich bisher auch kein Verhältnis zu den neuen Ärzten aufbauen.
Die Schwestern, heißen die überhaupt noch so, ich werde mich erkundigen, Beate und Heidi in der Anmeldung und die auf der Station Kerstin und Carola sind natürlich ausgenommen, da ist das menschliche Verhalten. Trotzdem bin ich froh im Jahre 2002 hier gelandet zu sein, denn meine Schmerzen sind zurückgegangen, die Beweglichkeit im Halswirbelbereich ist allerdings nach wie vor stark eingeschränkt. Man sieht es mir schon an. Ich kann deshalb nur Menschen begrüßen die mir direkt entgegenkommen, die ausweichenden sehe ich nicht. Vielleicht habe ich deshalb weniger Freunde, als vor dem 50. Geburtstag oder erkenne sie nicht mehr und sie können mir problemlos ausweichen.
Seit Jahren schleppe ich mich nun nicht nur den Morbus Bechterew mit mir herum, nein auch einen Spitznamen ›Heinrich‹ ,den habe ich schon vor fast 40 Jahren bekommen, hier in Berlin beim Wachregiment. Ich weiß allerdings nicht mehr warum, es war jedenfalls kein Schimpfname, vielleicht auch von Henry hergeleitet. Drei Jahre Wachregiment haben nicht nur mich geprägt, sondern auch den Namen innerhalb meiner Familie. Heute überlege ich manchmal, da gibt es doch ein Märchen mit dem ›krummen Heinrich‹ und der bin ich wohl jetzt, so fügen sich die Schicksale zusammen. Probleme habe ich jetzt, besonders beim Autofahren, das Rechts und Links gucken wird zum Problem, auch das Hochgucken, so gibt es auch oftmals Schwierigkeiten beim Fotografieren, deshalb kommt jetzt ein Winkelsucher auf die Minolta. Manche, auch die meine Komplikationen kennen, sagen trotzdem ›Guck mal dort oben!‹ und wissen oder denken nicht daran, dass ich es nicht sehen kann. Ich finde aber nicht, dass ich dadurch im Leben viel verpasse. Es hätte noch schlimmer kommen können und alles braucht man nicht zu sehen.
Nun bin ich schon wieder abgeschweift, die Infusion lief, nachdem Carola den zweiten Versuch mit der Vene brauchte, von mir gesteuert ziemlich schnell durch, obwohl ich Zeit hatte. Bei der Terminvergabe bei Beate gab es eine Überraschung, das Remicade Medikament wird nun von der Charité selbst bestellt, ein Vertag mit der Krankenkasse wäre ausgehandelt worden. Es gäbe aber noch eine Alternative, wenn ich bei meiner Apotheke irgendwelche Vorteile hätte, kann ich es dort weiter ordern. Es handelt sich immerhin um 1500 bis 1700 Euro, aber Vorteile bei meiner Apotheke konnte ich bisher nicht erkennen, Zeitungen bekommt man in jeder. Zugaben irgendwelcher Art gab es nie, ich kenne andere Apotheken, die etwas geben (Sälbchen, Pülverchen, Tüchelchen, usw.), deshalb sah ich auch keine Veranlassung, das nicht zu akzeptieren. Meine Apothekerin nahm es gelassen zur Kenntnis und meinte, »Viel hat sie, eh nicht davon bekommen!« ,ich glaubte es ihr nur bedingt.
Der nächste Termin ist im September, es gab wohl wieder ein Problem, es war kein Arzt vorhanden, das begreife wer will, ich nicht. Zum Infusionszeitpunkt wäre nur die Stationsärztin der Tagesklinik anwesend. Ich sah sie schon während der Infusion, sie grüßte sogar, was andere Stationsärzte nicht taten, eher durch Nichtbeachtung glänzten. Sie machte auf mich einen sehr sympathischen Eindruck, so Dr. Franz mäßig, mit äußerst positiven Gefühlen gehe ich deshalb zur nächsten Infusion.
Es hat schon einmal geklappt, dass ich meine Betreuerin von der Beratungsstelle für Behinderte, Krebskranke und Aidskranke zufällig in der S – Bahn traf. Des Öfteren dachte ich schon daran, sie wieder einmal aufzusuchen, nur so, weil ich sie nun schon seit dem Jahre 2000 kenne und sie mir über viele schwierige Probleme in der Anfangszeit hinweggeholfen hat. Eigentlich der erste staatliche Mensch, zu dem ich, nach der Krebsoperation Vertrauen gefunden habe, ich glaube schon, dass sie mein Leben positiv beeinflusst hat. Meine Probleme bekomme ich nun zwar auch alleine in den Griff und ich hoffe es bleibt so. Unvermittelt tauchte sie plötzlich hier in meiner Straße auf, sie kam von einem Hausbesuch. Die Freude über das Wiedersehen war auf beiden Seiten vorhanden. Ich weiß schon, wer sich wirklich freut, oder nur so tut. Ich spüre es, schlecht für die Umwelt, gut für mich, manches relativiert sich so sehr schnell. Wir vereinbarten, nach der London Reise ein Treffen in ihrem Büro, mit Reisebericht.
Kann es vorkommen, dass man vergessen wird vom Zahnarzt, was keinem passiert, passiert mir, da stellst sich mir schon die Frage, ziehe ich so etwas an, ich hatte in der Vergangenheit mehrfach diese Erscheinungen. Jetzt ist es mein Zahnarzt, es zieht sich nun schon eine Weile hin, seit Oktober letzten Jahres.
Ich wollte mir Zahnersatz machen lassen, er war damit einverstanden, er meinte noch, so schnell wie möglich, denn sonst nehmen die Zähne noch mehr schaden. Nach der Krebsoperation hatte ich, tatsächlich erst einmal andere Sorgen und wusste gar nicht ob es sich noch lohnt, aber jetzt, ich hoffe es. Ich hatte mich schon bei meiner Krankenkasse, wegen der Kostenübernahme erkundigt und sollte dort den Kostenvoranschlag nach Erstellung durch den Zahnarzt einreichen. Er wusste nicht so recht, was er machen sollte, sprach immer wieder von Problemen mit der Kasse, die einfachste Lösung wäre, wenn er mir noch einen Zahn ziehen würde, dann gibt es auch keine Probleme mit der Krankenkasse. Die anschließende Erklärung konnte ich nicht nachvollziehen. Er zählte immer etwas vor sich hin, ich machte ihn darauf aufmerksam, dass ich neue Zähne haben wollte und keine mehr verlieren will. Er wollte mir einen Kostenvoranschlag zuschicken, auf den warte ich bis heute. Eigentlich war ich mit dem Zahnarzt soweit zufrieden, gefallen hat mir auch, dass er halbjährlich anrufen ließ und ich einen neuen Termin zur Kontrolle bekam. Es gibt keine Vergessen und Aufschieben, praktisch, aber ein Anruf kam auch nicht mehr. Den Ärzten hinterher rennen, tue ich mir auch als Kassenpatient nicht an, es gibt genug Zahnärzte.
Im Juli las ich eine Annonce in der Zeitung, es ging um Zahnersatz der in China hergestellt wird, über die angegebene Website ließ ich mir Informationsmaterial zuschicken und bekam auch gleich drei Zahnärzte in meiner Nähe genannt. Davon habe ich mir einen in Adlershof ausgesucht, Dr. Wilke, wartete noch paar Tage, vielleicht kommt ja doch noch ein Anruf vom bisherigen Arzt, kam aber keiner, da er seine Praxis in Marzahn hat, erschien mir die Lösung doch besser.
Ich bekam für Ende Juli einen Termin, die Zähne waren soweit in Ordnung, in der Praxis befanden sich auch paar Leute, beim vorherigen Arzt saß nie jemand, ich weiß nicht, ob das positiv zu werten ist. Ich sprach ihn auf den Zahnersatz an, er war auch der Meinung, dass etwas gemachte werden müsste, weil im Unterkiefer noch alle Zähne vorhanden sind, kann es passieren, dass sie rauswachen. Ich fragte ihn wenn wir anfangen wollen, heut war Freitag und am Mittwoch saß ich schon wieder auf dem Stuhl, vollkommen erstaunt war ich, als er mir, nach einen abermaligen Blick in den Munde, den fertigen Kostenvoranschlag aushändigte. Er schämte sich fast, als er mir sagte, dass er mit der MDA AG (Mamisch Dental Health) zusammenarbeitet. Ich beruhigte ihn, dass ich damit kein Problem habe, Hautsache die Krankenkasse macht keine Probleme, das konnte er entkräften, die sei froh, wenn kostengünstig gearbeitet wird, wo ist denen egal. Die Firma wirbt übrigens mit dem Slogan,
›Das Ziel, Qualität bezahlbar zu machen, haben wir erreicht. Tradition und High – Tech zu verbinden ist eine Kunst, mit dem Marktführer zu arbeiten ihre Erfolgsgarantie.‹
Der ist aber mehr für die Zahnärzte gedacht, denn man soll als Patient, eigentlich seinem Zahnarzt dieses Informationsmaterial aushändigen um sie zur Zusammenarbeit zu gewinnen.
Im Kostenvoranschlag hat er schon ausgerechnet, was ich als voraussichtlichen Eigenanteil zahlen muss, da ich mein Bonusheft erst seit dem Jahre 2003 wieder regelmäßig führe. Den Kostenvoranschlag muss ich nicht verstehen, es geht hier um Punkte und Summen, die Kosten belaufen sich auf eine Gesamthöhe von 670,03 Euro und ein Eigenanteil von 230,70 Euro. Mit dem Heil – und Kostenplan ging ich danach gleich zu meiner Krankenkasse, nahm noch meinen neuen Bescheid vom Grundsicherungsamt mit und war erstaunt wie problemlos ich alles genehmigt bekam.
Natürlich habe ich mich vorher sachkundig gemacht, als Grundsicherungsempfänger braucht man nichts zuzahlen, sondern wird als Härtefall eingestuft. Ich konnte den Heil – und Kostenplan gleich wieder mitnehmen. Die vorläufige Summe wurde auf 878,64 Euro beziffert, mein Zahnarzt wird schon damit etwas anzufangen wissen.
Solche Tage gibt es nicht so oft für mich, dass etwas reibungslos klappt, die Mitarbeiterin der Krankenkasse war auch sehr zugänglich gewesen, das ist eigentlich ein Grund am Abend ein Glas Rotwein zu trinken, denn ich denke in einigen Wochen, kann ich wieder ein breites Lächeln aufsetzten, vorausgesetzt es gibt etwas zu lachen!
Nun konnte ich meinen Besuch, bei Muttern in Bautzen, beruhigt angehen, brauchte auch nicht um eventuelle Zuschüsse bitten, obwohl ich weiß sie hätte es gern getan. Der Besuch war für eine Woche geplant, neben kleineren Arbeiten bei Mutter, war auch ein Grund der Geburtstag meiner Schwester Evelyn. Sie hat vor einiger Zeit, es fertig gebracht meinem Schwager aufzuzeigen, dass er, wenn er nicht ins Krankenhaus geht, keine wirkliche Chance mehr hat. Zum Glück sah er es endlich ein, war wieder gut drauf, hat sogar eine Dankesrede auf sie, zu ihrem Geburtstag gehalten, zu Recht, wie ich fand.
Auf der Strecke nach Bautzen gab es keine Zwischenbesuche, Werner war erst da und Christine, ist in Spanien. Nun ja mein Auto, ich war mir nicht sicher, kurz hinter Berlin auf der Autobahn, fing es schon an zu husten, danach aber fuhr es, ich habe ihm doch erst eine neue Batterie spendiert und wo bleibt da der Dank!
Ich fahre meistens in Thiendorf von der Autobahn ab, danach über Königsbrück weiter nach Kamenz, zwischen Autobahnfahrt und Königsbrück gibt es eine Abkürzung, die ich immer langfahre. Dafür habe ich einen ganz einfachen Grund.
Ich war schon Unteroffizier im Wachregiment und es gab das Manöver ›Waffenbrüderschaft‹ gemeinsam mit unseren damaligen, sowjetischen, tschechischen und polnischen Waffenbrüdern. Ich habe hier, gemeinsam mit paar Kumpels, in dem Waldstück einige Zeit als Regulierer zugebracht. Es war eine schöne Zeit, geschlafen haben wir neben dem Motorrad in einer Kiefernschonung, immer bereit für einen neuen Einsatzbefehl. Dabei gab es auch einige Episoden, wir hatten einen beleuchteten Verkehrsregulierungsstab, so wie er in der DDR üblich war, das Motorrad MZ 250 cm³, das ich übrigens, nach meiner Zeit bei der Armee für 50 Mark der DDR kaufen konnte. Nachdem es umgespritzt war, leistete die Maschine, erst mir und dann meinem Vater noch einige Jahre gute Dienste. Es war gar keine so schlechte Idee gewesen, hat man doch seine Maschine gut behandelt, gepflegt und auch zum Ende noch paar Verschleißteile vorsorglich gewechselt. Das war aber bestimmt nicht der Grund, dass die DDR zusammen gebrochen ist.
Bei unseren täglichen Einsätzen, haben wir auch mit den Regulierern der anderen Armeen zusammengearbeitet. Die sowjetischen Regulierer hatten natürlich eine Molotow mit wesentlich mehr Hubraum, aber als Verkehrsstab einen Holzstock, der Schwarz Weis angestrichen war, das hat uns doch angesichts der Einfachheit fast schockiert. Es wurde getauscht, beleuchteter Stab gegen Wodka und natürlich probierten wir die Molotow aus. Ich kannte sie schon, aus meiner Zeit bei der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) in Pirna, dort habe ich mit einem Freund, eine Molotow 750 cm³ aufgebaut, sie war unser ganzer Stolz. Die fehlenden Ersatzteile haben wir in den sowjetischen Kasernen zusammengetauscht, da ging es umgekehrt, Wodka von uns gegen Ersatzteil. Die Molotow war ein Sprit fressendes Monster, als Lehrling mit 70 Mark Lohn, ließ sie sich nicht unterhalten, aber sie schluckte alles und in meinem Lehrbetrieb dem Reifenwerk war der Waschbenzin fassweise zu haben. Da gab es schon neidische Blicke der Kollegen, als ich mit der Seitenwagenmaschine vorfuhr. Sie war für alle möglichen Aufgaben einsetzbar, ich erinnere, dass sie zum Transport von Teekübeln genutzt wurde um die Teilnehmer der vormilitärischen Ausbildung bei GST zu versorgen. Den Tee kochte übrigens meine Mutter in unserer großen Küche in Pirna, es wurden alle verfügbaren Leute eingesetzt, weil es in der DDR so üblich war, weil wir eine Richtung hatten in die gezogen wurde.
Eine anderes Erlebnis war im Zusammenhang mit dem Manöver nicht so schön, die Regulierer waren eine eingeschworene Truppe, einen Feldwebel als Vorgesetzten hatten wir auch dabei, aber es lief alles kumpelhaft ab. Er hatte in der weiteren Umgebung eine Freundin und setzte sich eines Nacht ab, waren wir eingeweiht, einer muss ihn aber verpfiffen haben Es gab nach dem Manöver einen großen Ärger, er musste in den Bau und die anderen bekamen ein Orden.
Daran muss ich immer denken, wenn ich dort vorbeifahre.
Der erste Nachmittag in Bautzen, war der Lieblingsbeschäftigung meiner Schwestern untergeordnet, Doppelkopf, ich habe zwar mein Solo gewonnen, aber ansonsten haushoch verloren, einmal muss ich das über mich ergehen lassen, ich brauche nicht mal mischen, die Karten werden mir gemischt serviert, so dass ich nur beim Geben aufpassen muss, das jeder die richtige Anzahl bekommt. Eigentlich könnten das meine Schwestern auch noch übernehmen.
Am Freitag war die Geburtstagsfeier meiner Schwester, Gelegenheit für mich, neben anderen Verwandten meine Neffen und Nichte wiederzusehen, einige kommen schon mit Freund bzw. Freundin. Es war eine nette Feier gewesen, wenn es geht, richte ich es mir so ein, dass ich teilnehmen kann, denn das ist auch der harte Kern, der immer zu meinem Geburtstag kommt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass meine Mutter nach solchen Familienfeiern oft an Vater denkt, denn er war auch ein sehr geselliger Mensch gewesen. Sie, wir natürlich auch, bedauern es bestimmt, dass er nicht mehr dabei ist, obwohl er nun schon fast 6 Jahre tot ist. Ganz deutlich wird das auch daran, dass sie ihren Radiosender immer ausschaltet, wenn die Geburtstagsglückwünsche kommen, sie will ganz einfach nicht hören, dass es Menschen gibt die älter geworden sind als ihr Mann. Dass sie selbst fast achtzig Jahre ist spielt keine Rolle, ihr Leben hat sie voll im Griff, ständig im Garten arbeitend und mit der Auritzer Rentnertruppe reisend.
Da kann man getrost sagen ›80 Jahre und kein bisschen leise‹ . Vater hätte seine Freunde.
Bei Mutter waren einige Holzarbeiten zu erledigen, Vogelfutterhaus, Brunnenabdeckung, Sägebock bauen und ein alter Kirschbaum musste entfernt werden, zur Strafe, weil die Kirschen immer madig sind. Das hat er nun davon, jetzt dient der Reststamm als Auflage für einen Blumekübel, er könnte aber auch als Stehtisch bei einer Party benutz werden. Dafür ist jetzt kein Schatten mehr auf der Terrasse und ich bin Schuld.
Eigentlich wollte ich mein Auto einmal gründlich reinigen, denn es setzt an einigen Stellen schon Moos an, aber da ich mir schon einmal den Vorschalldämpfer an der Toreinfahrt kapput gemacht habe, musste ich erst eine neue Auffahrt basteln. Wir haben zwar einen Maurer in der Familie, aber der arbeitsmäßig, gezwungen Wahlbayer hat auch nicht immer Zeit oder Lust wenn er da ist. Von meiner Mutter werde ich immer wieder daran erinnert, dass ich ja vorsichtig auf das Grundstück fahren soll, noch einen Auspuff bezahlt sie nicht. Ich habe entsprechend meinen Fähig – und Fertigkeiten eine Auffahrt gebaut und das Auto ohne Blessuren hineingefahren. Die Generalreinigung solle in der kommenden Woche erfolgen.
Am Sonntag fuhren wir, Mutter, Sonja und ich, traditionsgemäß zum Tanken nach Tschechien, es ist 20 Cent billiger als in Deutschland. Mutter wollte uns dann noch zum Mittagessen einladen, ein Besuch im Travel Free Shopping Center in Rozany war auch eingeplant, es gibt einige Sachen billiger, Kaffee, Zigaretten und Schnaps. Ich habe Whisky, Sonja Zigaretten, Mutter Kaffee und Schnaps gekauft. Zum Mittagessen war es aber noch zu zeitig, also beschlossen wir eine kleine Tour in Tschechien zu machen und über Schmilka wollten wir wieder einzureisen.
Diese Fahrt wird in die Geschichte, als Tour der Gerüche eingehen!
Es hörte sich manchmal beim Fahren so an, als ob die Flaschen im Kofferraum selbstständig geworden sind, aber die waren doch in einer Röhre aus Pappe. Bis Mutter meinte es riecht komisch, es kommt schon vor, dass es in meinem Auto komisch riecht! Es war in der Nähe von Decin und dort gibt es Industrie, da riecht es schon hin und wieder. Mutter gab aber keine Ruhe, nun merkte ich es auch, es roch nach Schnaps, nur die Sorte war nicht auszumachen, war es Whisky oder klarer Schnaps, den meine Mutter zum Aufsetzen der Brombeeren gekauft hat. Ich hielt an und stellte fest, dass eine Whiskyflasche aus der Verpackung gerutscht war und sich unglücklicherweise am Eisenfuß des Warndreieckes ein Leck geholt hat. Sie war schon bis auf den letzten Tropfen leer, schade eigentlich, den Spott hatte ich nun gepachtet. Trotzdem ging es weiter, ich kann damit leben und beschloss in Hrensko einen neue Flasche zu kaufen, dort gibt es ebenfalls solch einen Shop.
Uns kam die Idee dort Mittag zu essen, wo Ronny mein Neffe, Sonjas Sohn und Mutters Enkel seine Hochzeit gefeiert hat, also fuhren wir zum Hotel ›Mezni Louka‹ in der Bömischen Schweiz. Es ist ein ausgesprochenes Wanderparadies, bei Tschechen und Deutschen gleichermaßen beliebt. Bekannt vor allem durch das ›Prebischtor‹ und die ›Edmundsklamm‹. In Hrensko geht es recht ab zum Hotel. Wir konnten feststellen, es herrschte wirklich Betrieb hier, dass Wetter war auch entsprechend. Vor dem Hotel gab es einen Parkplatz, für einen Euro konnten wir hier stehen, Quittungen gibt es natürlich keine. Wir speisten in dem Saal wo Ronny die Feier gemacht hat, hier war es ebenfalls voll, aber es ging sehr schnell, 16 Euro mit Bier sind super billig. Nicht so billig kam Ronny davon, es sollte damals ein Schnäppchen sein, das sich aber als Horrorpreis entpuppte. Oder hat er die ›Leichten‹ Tschechischen Mädels mitbezahlt, die plötzlich als Mittänzerinnen auftauchten. Meine Mutter meinte zwar, es wären welche, schon vom Reinigungsgeschwader. Dann haben die Tschechen aber wirklich ›schöne‹ Reinigungskräfte. Es war insgesamt eine lustige Feier, leider hielt die Ehe vom Ronny nicht viel länger als die Feier.
Es ging zurück nach Hrensko, ich wollte im Travel Free Shopping Center die ausgelaufenen Flasche Glen Parker erneuern, der ist übrigens ein Single Malt von der Speyside aus den Highlands in Schottland, reklamieren konnte ich nicht und der Shop ist ziemlich unübersichtlich. An der Grenze in Schmilka stand eine Anzahl von Fahrzeugen an, ich wollte meinen beiden Insassen während der Kontrolle erzählen, wie ich hier vor ca. 35 Jahren meinen Dienst versehen haben, das muss ich auf später verschieben, denn es gab wieder einen neuen Geruch.
Sonja meinte im Stau, es riecht komisch, ich sagte vielleicht kommt es vom Vordermann, Mutter meinte, es währe vom Zug auf der andern Elbseite, der fuhr aber Elektrisch, eher selten riechend. Ich blieb erst einmal ruhig, mein Auto riecht nicht, vielleicht kommt es noch vom ausgelaufenen Whisky, obwohl es roch nicht nach Whisky, eher nach geschmorten Kabeln, auch dass kann immer noch vom Vordermann kommen. Dann traten leichte, dünne Rauchwolken aus der Motorhaube, nun wusste ich es war mein Auto, aber vielleicht qualmt es nur kurzzeitig. Nein tat es nicht, manchmal ist eben der Wunsch der Vater des Gedanken, nun weiß ich aus den letzten Jahren, alles was keinem passiert, mir wiederfährt es. Im wahrsten Sinne des Wortes, es wurde brenzlich, kurz vor der Kontrolle fuhr ich auf eine kleine Ausbuchtung, vor einem Parkplatz des BGS. Die beiden Frauen waren sofort nach dem Stillstand des Autos verschwunden, Sonja war am weitesten weg. Ich öffnete die Motorhaube und sah mit erschrecken, es brannte im Bereich der Lichtmaschine, die Kabel brannten. Feuerlöscher, nicht an Bord, Wasser auch nicht, nur Scheibenwaschanlagenzusatz begrenzt in einer Flasche, aber es reichte zum Löschen. Sonja stand immer noch weit weg vom Auto und rauchte auch, eine Zigarette. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie noch nicht, dass sie zur Hauptperson der Situation wird. Nachdem Mutter beim Grenzposten war und neues Wasser holte, konnte ich auch den Brand bzw. den Qualm restlos ersticken, schon guckten uns die vorbeifahrenden Gaffer nicht mehr so an. Das habe ich mir schon immer gewünschte, einmal im Mittelpunkt zu stehen und den Leuten Rätsel aufzugeben, hat der etwas ausgefressen oder warum stehen die hier bei dem schönen Wetter.
Ich lief danach zum Grenzposten und schilderte unsere Situation, aber Mutter hatte es schon beim Wasser holen getan, natürlich konnten wir dort stehen bleiben, er kam sogar noch mit und riet mir nicht weiter zu fahren. Da ich schon in Deutschland war, brachte er den ADAC ins Gespräch. Es schien so, als ob es einen Kabelbrand in oder nahe bei der Lichtmaschine gegeben hat. Ich war vor vielen, vielen Jahren mal Mitglied, aber als Taxifahrer hätten sie mir eh nicht geholfen, später hatte ich kein Geld, nun rückte Sonja in den Vordergrund. Ich hatte sowieso keine Wahl, aber die Chance bestand, es soll so sein, ob der Halter oder ein Mitfahrer im ADAC ist, spielt keine Rolle, aber genau wussten wir es nicht. Der Anruf beim ADAC klappte, ich hatte nicht einmal mein Handy dabei, auch hier musste Sonja aushelfen, ihr Mitgliedsausweis war auch noch abgelaufen, der neue lag zu Hause.
Ich schilderte das Problem und die Dame am Telefon sagte, »Es wird sich jemand bei ihnen melden!« Zum Glück standen wir zwar noch vor der Kontrolle, aber schon in Deutschland, denn in Tschechien wäre nur einer gekommen, wenn Sonja die Premiummitgliedschaft hätte. Ja was soll man machen, warten und nachdenken ob der Fehler gefunden wird, nachdem das Auto wieder abgekühlt war, versuchte ich einen Neustart, Mutter und Sonja gingen aber vorher in eine angemessenen Entfernung zurück, es sprang an, lief aber nun nur über die Batterie. Mir war schon klar, bis Bautzen geht es so nicht, dann bleiben wir irgendwo unterwegs liegen und das Drama geht von vorn los.
Der ADAC kam nach ca. einer Stunde, vorher rief der Mitarbeiter an und erkundigte sich nach dem Problem, ihm wurde gesagt, ich hätte einen Marderschaden, ich glaube es ist schlimmer, aber vielleicht hat er doch die Ursache gesetzt, denn Marder gibt es bei Mutter. Einer hat tatsächlich bei mir unter der Motorhaube rumgeknabbert.
Der Mitarbeiter kam von der Firma AUTO – WALTHER die im Auftrag des ADAC fährt. Ein junger Mann mit Freundin, die wir wahrscheinlich gerade vom Badestrand geholt haben. Er konnte auch nur das Problem feststellen und nicht beheben, das Auto könnte nur in der Werkstatt in Pirna repariert werden, dazu musste der Abschlepper kommen, mich wollte er auf einen Parkplatz in Schmilka schleppen. Ohne Bremskraftverstärker und Servolenkung ein fast unmögliches Unterfangen. Ich schlug ihn vor, da mein Auto noch fährt, selbst auf den Parkplatz zu fahren, es waren vielleicht 800 Meter, darauf hätte er eigentlich selbst kommen können. Auf dem Parkplatz mussten zuerst die Formalitäten erledigt werde, d.h. mehrere Verträge wurden ausgefüllt, von mir und von Sonja unterschrieben. Damit er an die Unterlagen rankommt, mussten erst die Badesachen wegräumen werden. Er meinte, »In ca. einer Stunde kommt der Abschlepper, er muss erst noch ein anderes Auto aufladen.« Damit wir wieder nach Bautzen kommen, bot er uns einen Mietwagen an, den wir dann in der Werkstatt bekommen können, gar nicht mal so teuer.
Es war gegen 17.00 Uhr und der schöne, sonnige Tag neigte sich dem Ende zu, direkt an der Elbe warteten wir nun, eigentlich wollten wir über das Kirnitschtal zurück nach Bautzen fahren, vielleicht auch noch am ›Lichtenhainer Wasserfall‹ einen Kaffee trinken, aber nun standen wir hier.
Genau die richtige Stimmung, um paar Erinnerungen zu erzählen.
Vor 35 Jahren war diese Gegend meine zweite Heimat gewesen. Ich tat das Gleiche, was heute der BGS macht, geschlafen haben wir damals in einer Pension, direkt neben der Grenzübergangsstelle. Trotz anstrengendem Dienst, gab es viele Erlebnisse, die ich nicht vergessen habe. Davon erzählte in meinen beiden Mitfahrerinnen einige. Die Pension war eigentlich ein Eiskeller, es gab nämlich keine Heizung und kein fließendes Wasser, ich meine auch kein kaltes. Wir schliefen in Ehebetten, man konnte sich hier nicht aufhalten, essen natürlich auch nicht. Die freien Abende wurden in einer naheliegenden Kneipe verbracht, dort war es warm und gemütlich, es gab Essen und Trinken. Die Beherbergung war so organisiert, dass jeder noch einen Schlafpartner hatte, d.h. so richtig kühlte das Bett nicht aus, der nächste nahm nach Dienstende das Bett in Beschlag, lediglich die Bezüge wurden gewechselt, es war normal, keiner nahm Kritik daran. Ich glaube nicht, dass so etwas heut noch möglich wäre. Dafür ist man aber jetzt in der neuen Gesellschaft ein für allemal gezeichnet!
Neben dem Bahnhof Bad Schandau gehörte der Bahnhof Krippen auch zum Aufgabenbereich dazu, dort mussten die Güterzüge kontrolliert werden, Aufgaben mehr für Zoll, Veterinäramt und das Amt, das Obst und Gemüse kontrollierte. Selten gab es auch Menschen auf den Güterwagen, wenn waren es Pferdetransporte aus Jugoslawien, hier wurde die Passkontrolle zwischen Heu und Pferden gemacht. In den Wagen war es schön warm, auch im Winter, denn wir bekamen immer noch hochprozentigen Sliwowitz gereicht. Es galt aufzupassen, dass man rechtzeitig aus den Wagen kam, klar wissen durften es die Vorgesetzten nicht.
Um auf den Bahnhof zu kommen fuhr von Schmilka eine kleine Fähre über die Elbe, kostete 10 Pfennig, im Winter als die Elbe zugefroren war, ja so etwas gab es 1972 noch, konnte man auf einen abgesteckten Weg, über das Eis zur anderen Seite Laufen, kostete aber dann 20 Pfennig.
Gute Erinnerungen habe ich auch noch an die Abfertigung des ›Vindobona‹ ,ein Autoreisezug der nach Bulgarien fuhr, die Abfertigung erfolgte auf der Fahrt vom Dresdener Hauptbahnhof nach Bad Schandau, da er mit Reisegruppen besetzt war ging die Kontrolle relativ schnell und es war Usus, dass wir im Speisewagen ein Frühstück bekamen. Die Attraktion war die Ungarische Salami, die damals wirklich noch nach Ungarischer Salami schmeckte.
In den Speisewagen der tschechischen Züge gab es solche Einladungen auch regelmäßig, ich glaube aber nicht, dass wir Bier getrunken haben. Wir konnten aber sogenanntes Dienstbier kaufen, nicht schlechter als Pilsener Urquell oder Staropramen, aber wesentlich billiger, ich hatte deshalb öfter meine Seitentaschen am Motorrad gefüllt und fuhr damit über die Berge nach Bautzen. Wir hatten nur 12 Stundendienste und deshalb gab es auch ein längeres Dienstfrei was ich in Bautzen verbrachte.
In der Abendsonne kam uns eine Idee, vielleicht kann uns mein Schwager hier abholen, wir brauchten keinen Mietwagen und auch nicht erst nach Pirna mitfahren. Evelyn hat aber am Abend eine Nachfeier mit Hausbewohnern organisiert, aber vielleicht klappt es doch, Sonja rief an. Er war nicht da, musste Hasenfutter holen, Evelyn wollte sich melden wenn er wieder da ist. Wie geplant kam der Abschlepper gegen 18.00 Uhr und hatte schon einen Ami Pick Up (Chevrolet) auf der Ladefläche, Evelyn meldete sich bisher nicht, wir mussten bis Pirna mitfahren, das Auto sowieso. Nach leichten Schwierigkeiten gelang es mein Auto an den Abschlepper anzuhängen. Mein Schwager meldete sich kurz vor der Abfahrt, er war noch ein Bier in der Gartenkneipe trinken, Evelyn war entnervt, weil er so etwas sonst nie tut. Natürlich war er sofort bereit, da kann ich meinem Schwager wirklich nichts nachsagen, hilfsbereit ist er immer. Wir beschlossen uns in Pirna an der Werkstatt zu treffen, zwei Plätze waren schon belegt und wir drei hatten auch noch Platz und schon ging die Fahrt los. Der Fahrer machte nicht gerade einen sicheren Eindruck, obwohl eine solch lange Fuhre nicht einfach zu steuern ist. Was er gut konnte, ohne Freisprecheinrichtung mit dem Handy telefonieren. Diese Strecke war uns nicht unbekannt, schließlich haben wir 10 Jahre in Pirna – Sonnenstein gewohnt, ich dachte daran, wie oft ich mit meinem Schulfreund Werner die Strecke zwischen Königsstein und Pirna gefahren bin, er mit dem Rennrad und ich mit dem normalen Fahrrad.
Gegen 19.00 Uhr kamen wir in Pirna an, es herrschte Stau und wir mussten noch bis Pirna Copitz. Das Aussteigen aus dem Abschlepper war gar nicht so einfach, vor allem für Mutter und Sonja, der Chevy – Fahrer dachte auch nicht daran irgendwelche Hilfestellungen zu leisten, was kann man aber auch von einem erwarten, der einen solchen Schlitten fährt, aber kaputt gehen die zum Glück auch. Die Werkstatt machte nicht gerade einen soliden Eindruck, es mussten wieder paar Formulare ausgefüllt werden und auch hier war der Fahrer nicht gerade sicher, Mein Schwager stand mittlerweile schon vor der Werkstatt. Man wollte mich am Montag anrufen und mir den Kostenvoranschlag mitteilen. Der Tag war gelaufen und es gab nach dem Abendbrot noch ein zwei Bier, klar ist auch, dass über einen solchen Tag diskutiert wird.
Ich hoffte nur, dass es nicht zu teuer wird und die Reparatur nicht zu lange dauert, denn irgendwann muss ich zurück nach Berlin, meine Mitbewohner können nur eine Woche alleine bleiben. Solche Ereignisse sind Gift für meine Seele, ich denke immer wieder daran, mein vegetatives Nervensystem kommt nicht zur Ruhe und der Darm schließt sich spontan an. Deshalb war es auch eine unruhige Nacht mit zusätzlichen Albträumen.
Am nächsten Tag wartete ich geduldig auf den Anruf der Werkstatt, der natürlich nicht kam, also beschäftigte ich mich, mit dem Sägebock und dem Vogelfutterhaus, um mich abzulenken. Evelyn meldete sich auch schon, dass mein Schwager Dienstag erst am späten Nachmittag fahren kann. Da bis Mittag kein Anruf kam, rief ich an. Der Kollege am Telefon meinte, sie seien schon dabei, Lichtmaschine ist defekt und der Kabelbaum müsste auch gewechselt werden. Kostenpunkt ca. 400 Euro, man wollte mich anrufen, wenn noch andere Probleme auftauchen und mir die Fertigstellung mitteilen, vermutlich am Dienstag. So ist das mit den Anrufen, klar ich war erst einmal beruhigt und konnte meine Arbeiten konzentriert fortsetzen, denn an der Kreissäge sollte man sich schon konzentrieren. Mutter hatte immer noch paar kleinere Arbeiten für mich, aber ich mache es gerne, so lange ich es kann. Nach dem Abendbrot saßen wir noch lange auf der Terrasse, es war ein schöner, warmer Abend. Wir haben auch über demnächst anfallende Arbeiten gesprochen, denn die Betonwege bröckeln so langsam vor sich hin. Das kann ich nicht alleine machen, da muss Daniel, mein Neffe dabei sein, aber er hat jetzt eine Wohnung in Bayern und wie oft er kommen wird, weiß keiner.
Dienstag, warten auf den Anruf, bis Mittag gab es jedenfalls keinen, also musste ich wieder anrufen, es war fertig. Die Kosten belaufen sich auf knapp 400 Euro, Keilriemen, ein Lämpchen im Armaturenbrett mussten noch zusätzlich ausgewechselt werden. Ich weiß, dass das sehr teuer ist, weil das ganze Armaturenbrett ausgebaut werden muss und richtigerweise haben sie gleich alle gewechselt. Das war eine gute Idee, denn dies Lämpchen kosten nicht viel. Bis 18.00 Uhr konnte ich das Auto abholen. Was Dank meines Schwagers hervorragend klappte.
Nun konnte ich am Mittwoch doch noch meinem Auto eine intensive Pflege zukommen lassen, es war wirklich notwendig. Ich dachte auch darüber nach, wie lange will ich es noch halten, fahre kaum und trotzdem immer ist wieder etwas. Am Abend gab es noch ein gemütliches Zusammentreffe, Roland und Evelyn gaben den Ausstand, weil sie für eine Woche in Urlaub fahren. Meine Mutter hatte noch eine Überraschung für ihre Kinder, sie schenkte uns jeweils einen nicht unbeträchtlich Betrag als Urlaubsgeld, damit konnte ich meine Reparatur gut abfedern und das Equipment für die Minolta, um einen Winkelsucher und 2 fach Telekonverter, erweitern.
Am nächsten Tag fuhr ich zurück nach Berlin, nachdem Mutter mir noch Äpfel, Birnen, Tomaten, Pflaumen, Rhabarber, Zwiebeln und Brombeeren in den Kofferraum eingeladen hat, der nun nicht mehr nach Whisky roch. Wir machten noch einen Kurzbesuch an Vaters Grab, es war wieder ein schöner, harmonischer Besuch, vielleicht der letzte für dieses Jahr, nun muss nur noch die Heimfahrt nach Berlin klappen. Ich fuhr eine andere Strecke, über Berndorf und stelle fest, die ist 30 Kilometer kürzer. Ich kannte sie noch von früher, aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse habe ich sie die ganze Zeit gemieden. Jetzt ist die Straße neu, ich werde sie wohl immer nehmen, da muss ich schon in Ruhland von der Autobahn abfahren. In Berlin angekommen, galt es die Post zu sichten, nach den Vögeln zu gucken und das Auto auszuräumen. Post, da war nichts besonders dabei, ein Vogel hat es nicht überlebt, er lebte zwar noch, aber er muss sich das Genick gebrochen haben, kurze Zeit später war er tot, da waren es nur noch 11. Ich musste noch drei bis vier Mal hoch und runter gehen bis das Auto ausgeräumt war. Nachdem ich mich bei Mutter zurückgemeldet hatte, lockte die Badewanne.
In der Wanne konnte ich in aller Ruhe meine Gedanken sortieren und die nächsten Tage planen, aber bis zum Wochenende passiert erst einmal nichts, aber auch gar nichts. Es gab noch einige Arzttermine, der wichtigste war der Zahnarzt und den konnte ich schon in der nächsten Woche wahrnehmen, zuvor musste ich aber noch zur Diabetologin, es ging mir hauptsächlich um die Auswertung des Laborwerte. Zu meinem Erstaunen gab es nicht einen Wert der daneben lag, auch die Nierenwerte waren in Ordnung, das lässt sich doch hören. Vielleicht war deshalb der Blutdruck auch mit 110 / 70 mm Hg mehr als optimal, der HbA1c von 5,3 mmol/l befand sich im grünen Bereich.
Beim Zahnarzt legte ich meinen genehmigten Heil – und Kostenplan vor und schon saß ich auf dem Stuhl. Als er mit der Spritze kam fragte ich ihn, was jetzt los ist, er spricht nicht so sehr viel. Er musste ein älteres Teleskop abschleifen und dafür die Spritze, ich dachte nun will der auch noch ein Zahn ziehen. Ich merkte natürlich nichts vom Schleifen, aber mir war bis zum Abend, als sind meine Gesichtszüge entgleißt, beim Trinken lief alles wieder hinaus. Der nächste Termin war in einer Woche, da wurde der Abdruck gemacht, d.h. mehrere, wenn man diese Masse im Mund hat, heißt es durch die Nase durchatmen, sonst fängt man noch an zu kotzen. Das Beste ist abschalten und auch nicht an einen Hustenanfall denken. Als er mir für die kommenden Woche schon wieder einen Termin gab, fragte ich ihn, was er macht, da ich den darauffolgenden Tag nach London fliegen will. Es musste noch ein Abdruck gemacht werden.
Beim Thema London habe ich ihn zum regelrechten Redefluss herausgefordert, er war auch schon dort und wir tauschten unsere Erfahrungen aus. Unsere einhellige Meinung war, dass Berlin dagegen ein Dorf ist, dass das Wartezimmer voll war schien ihn nicht zu stören. Wir unterhielten uns bestimmt 20 Minuten und die Zahnarzthelferin stellte ebenfalls paar Fragen zum Thema, da sie noch nie in London gewesen ist. Ich hatte noch ein anderes Problem, es ist eine Gemeinschaftspraxis die der Zahnarzt sich mit einem Augenarzt teilt.
Seit zwei Tagen tränte mein linkes Auge wieder, ich dachte sofort an die tickende Zeitbombe und war der Meinung, dass es die Anfänge einer herannahenden Iritis sein könnten. Ich erinnerte mich an die Symptome vor drei Jahren, Lichtempfindlichkeit, Tränen und Gefühl, als ist etwas im Auge. Mir wurde ganz anders zu mute, das kurz vor London. Die letzte Attacke war vor drei Jahren und es ging gerade noch einmal gut, ich hatte zwar noch Medikamente, aber gerade beim Auge sollte man sie nicht mehr verwenden, zu gefährlich. Gleich als ich ankam, fragte ich die Schwester, ob sich der Arzt das ansehen kann. Sie meinte, wenn ich beim Zahnarzt fertig bin sollte ich noch einmal vorbei kommen. Ich habe für solche Fälle immer eine Überweisung bei mir. Es waren gar nicht so viele Patienten vor mir beim Augenarzt, als ich wartete sah ich, dass mein Abdruck abgeholt wurde und schon im Flieger nach China ist. Ich dachte darüber nach, ob der Doktor es in den Griff bekommen wird, denn halb blind nach London, geht nun gar nicht.
Er rief mich auf, es war ein Ausländer aus dem Arabischen Raum. Erst hielt er mir einen Vortrag, das die Ärzte solche Menschen wie mich behandeln müssen, da gebe es einen Codex, eine Überweisung ist dazu nicht notwendig. Dann meinte er, dass solche Patienten eigentlich einen Stammarzt haben und er wollte den Namen meines Augenarztes wissen. Ich hatte ja eine Ärztin, bin aber dort nicht so richtig zufrieden, vor allem wegen der langen Wartezeiten. Bevor er zur Untersuchung kam, erklärte er mir noch so einiges, vor allem wie gefährlich die Krankheit ist und das ich es richtig gemacht habe, gleich zu kommen und er habe es mir gleich angesehn, dass ich Morbus Bechterew habe.
Der Doktor meinte, es sind leichte Anzeichen einer beginnenden Iritis festzustellen, was er noch sah, kam von der letzten. Auf Grund der Diabetes untersuchte er noch den Augenhintergrund, keine Probleme, im linken Auge, aber gab es Anzeichen eines grauen Stars im Anfangsstadium. Ich bekam Medikamente, Cyclopentolat Alcon 1% sollte ich morgens und abends in das Auge Tropfen. Die Kombipackung Dexamytrex Tropfen und Salbe holte ich mir in der Apotheke. Dabei handelt es sich um ein Antibiotokum, die Tropfen sollte ich vier Mal nehmen und die Salbe ein Mal vor dem Schlafen gehen. In 10 Tagen wollte er mich wiedersehen, bei Problemen natürlich sofort. Ich werde den Termin bei meiner Augenärztin absagen, denn die Untersuchung hat er schon gemacht, der Diabetologin werde darüber berichten, sie wird sicherlich einverstanden sein. Vielleicht wechsele ich im nächsten Jahr zu diesem Augenarzt.
Jetzt hieß es die Ruhe bewahren und zu Gott beten, dass bis zum Abflug nach London alles wieder im Lot ist, zumindest keine Verschlechterung eintritt. Belasten wird es mich sowieso, denn durch die Tropfen kann ich insbesondere auf die Nähe nicht gut lesen, aber da muss die Lesebrille her. Komischerweise bekam ich in der Nacht, nach dem Augenarztbesuch, eine Unterzuckerung, habe ich eigentlich nicht so oft, aber es ist ein blödes Gefühl, es kribbelt, es schwindelt und es war mir heißhungrig, deshalb gab es in der Nacht noch einen Joghurt, der Mensch ist eben manchmal ein wundersames Geschöpf.
Mein Motto, nichts mehr auf die lange Bank zu schieben, ist mir wieder eindringlich in das Gedächtnis gerückt worden.
Am Donnerstag hatte ich noch einen Termin beim Zahnarzt, die Krone war schon fertig, er hat noch etwas daran rumgeschliffen und dann passte sie. Ich musste aber noch einmal in diesen Brei beißen, kein Löffel, sondern eine Glasform und es war noch unangenehmer, denn die Masse drohte in den Rachen zu laufen, erste Würgungen überkamen mich. Der Arzt meinte, ich solle die Zunge nehmen um den Fluss zu stoppen. Langsam wurde sie fest, ich weiß auch nicht was los war, er sagte plötzlich, »Herr Ullmann lassen sie meinen Finger los!« Ich habe doch tatsächlich die ganze Zeit auf den Finger vom Zahnarzt gebissen. Mit ganzer Kraft befreite er mich von der Masse. Der nächste Termin ist in einer Woche, es geht richtig zügig voran und die Krone machte keinen schlechten Eindruck, aber behalten durfte ich sie noch nicht. Er und seine Helferin wünschen mir ein schönes Wochenende in London.
Das war aber noch nicht der letzte Termin, am Nachmittag musste ich noch zur Hals–Nasen–Ohren – Ärztin, bevor ich zu ihr kam, wurde der Hörtest gemacht, zu meinem Erstaunen, war der besser wie vor einem Jahr, der wurde aber heute von der ruhigeren Sprechstundenhilfe durchgeführt und nicht von der plärrigen, ich hasse laute Menschen. Selbige war es auch, deren Computer mich vor fast einem Jahr, als nicht mehr versichert auswies, einen Tag vor der Darmspieglung. Die Ärztin Frau Doktor Bremer, eine zierliche Person, rief mich nach ca. einer Stunde auf, also eine Zeit die ich gern eingeplant habe, es saßen noch paar Leute dort, die schon vor mir da waren.
Es scheint wieder so ein Glücksfall zu sein, eine sehr sympathische, junge Frau, ich hatte schon im letzten Jahr sofort den Kontakt zu ihr gefunden. Sie war sehr zufrieden mit dem Hörtest, ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich objektiv besser ist, was ich ihr auch sagte. Heute war ich darauf vorbereitet, es war nicht so heiß wie im letzten Jahr, sie gab mir recht, es kann so sein. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, wie gesagt, das macht man gern mit so einer sympathischen Ärztin.
Der Hauptgrund meines Kommens sind die Ohrgeräusche oder Kopfgeräusche, ich kann sie eigentlich selbst nicht genau lokalisieren. Die HNO – Ärztin erklärte mir es noch einmal, dass die vermutlich von der Halswirbelsäule kommen. Ich habe zwar in der Charité immer darauf hingewiesen, leider ohne Aufmerksamkeit, Therapiemöglichkeiten gäbe es schon, aber eben mit Nebenwirkungen, meinte sie. Die Ärztin riet mir es mit 300 mg Magnesium täglich zu versuchen, bei manchen Menschen hilft es. Ich schilderte die Geräusche noch einmal ausführlich, sie sind immer am Schlimmsten, wenn ich aufwache, dafür hatte sie auch eine Erklärung. Durch die Ruhigstellung der Halswirbelsäule wird die Durchblutung reduziert. Da hat Frau Doktor Bremer vermutlich die richtige Diagnose gestellt. Selbst bei einem kurzen Nachmittagsschlaf, können die Symptome vorkommen. Ich war begeistert, hat das Problem wirklich diese zierliche, sympathische Ärztin gefunden?
Sie untersuchte noch einmal die Ohren, glattes Trommelfell, keine Entzündungen in der Nase, die Sinusitis hält sich in Grenzen. Danach kam sie auf die Therapie zu sprechen, es wird sich nicht mehr beheben lassen, aber wenn ich es nicht mehr aushalte, gibt sie mir eine Infusion. Die andere Möglichkeit, neben Magnesium, wären Medikamente die die Durchblutung des Kopfes fördern. Damit es aber keine Komplikationen gibt, soll ich bei der nächsten Infusion in der Charité nachfragen, ob es Nebenwirkungen geben könnte. Die Ärztin verschrieb mir das Nasenspray Nasonex und die Tabletten Pentoxifyllin. Wenn ich Nachschub brauchte, kann ich diese an der Rezeption neu ordern. In einem Jahr soll ich wieder kommen, wenn es Komplikationen gibt, natürlich jederzeit. Das Gesundheitswesen wie ich es mir vorstelle, egal ob Kassenpatient oder Privatpatient. Von meiner am nächsten Tag geplanten Londonreise musste ich ihr natürlich auch erzählen, sie meinte ob ich beruflich fahre, schön wäre es, sie war noch nie in London, aber ist begeistert, ihre Kinder sind noch zu klein. So war es kurz vor London, zwar stressig aber ein sehr aufbauender Besuch bei Frau Doktor Bremer.
Am Freitag flog ich zum verlängerten Wochenende nach London und blieb bis 11.September, darauf habe ich mich schon den ganzen Sommer gefreut. Die Entzündung im Auge war nicht wirklich abgeklungen. Am Montag machte ich den Tagesausflug nach Oxford. Ich werde jetzt regelmäßig einen Tag außerhalb von London verbringen, da sind auch noch eine Menge Attraktionen zu besichtigen, aber für mehrere Tage lohnt es sich nicht.
Zurück aus London mit vielen neuen Eindrücken und der Gewissheit es gibt noch viel zu entdecken, im Kopf reifen schon die nächsten Planungen. Meine Erlebnisse stehen unter dem Titel ›Visit London and Oxford‹ zur Verfügung.
Ausruhen war nach der Reise überhaupt nicht zu denken, am Donnerstag hatte ich gleich zwei Arzttermine und noch einen zusätzlichen. Vormittag zum Augenarzt, er war noch nicht wirklich zufrieden, obwohl er keine Verschlechterung diagnostizierte. Ich bekam noch zwei weitere Medikamente, Mydrum – Augentropfen, die sollte ich abends zur Salbe zusätzlich tropfen. Das zweite war Indocolir, welches mittels einer Trockensubstanz hergestellt wird, dabei stellte er sich nicht gerade geschickt an, das Fläschchen kippte beim Verschließen um, er hätte lieber seine Schwester Nicole rufen sollen, beim zweiten Versuch half ich dem Doktor.
Jetzt hieß es für mich die Kontrolle zu behalten, dreimal täglich, vier verschieden Tropfen und abends Salbe und Tropfen. Obwohl ich mir nicht so sicher bin, ob so viele Tropfen wirklich notwendig sind. Von den Mydrum – Tropfen gab er mir gleich selbst welche ins Auge, ich sollte eine halbe Stunde warten, dann wollte er mich noch einmal sehen. Er drohte schon wieder mit der Kortison – Spritze, wenn die Pupille nicht besser aussieht. Es passte mir nicht, da ich am Nachmittag einen Termin beim Zahnarzt hatte, machte ich den Vorschlag nachmittags noch einmal vorbeizukommen. Damit war er einverstanden. Viel Zeit blieb nicht, ich konnte gerade noch eine kleine Mittagspause in meiner Wohnung machen und dann musste ich schon wieder los.
Im Briefkasten fand ich die Betriebskostenabrechnung, nebst Heizungs– und Warmwasserverbrauch, ich bekomme zwar etwas zurück, aber nicht mehr so viel wie in den letzten Jahren. Ich werde mir die Abrechnung später noch einmal genauer ansehen, vorerst wollte mich der Zahnarzt ansehen, er passte wieder etwas ein, reden tut er nicht sehr viel dabei, in einer Woche bekam ich den nächsten Termin. Der Augenarzt war zufrieden, ich bekam keine Spritze, aber auch er wollte mich in einer Woche wieder sehen.
So ging die erste Woche nach London schnell vorbei, aber es kommt noch besser. Am Freitag wollte ich mein Auto, nach 14 Tage wieder in Bewegung setzten, denn alles bekomme ich in meinem PLUS Laden nicht, übrigens der mieseste den ich kenne, mit mindestens drei äußerst unfreundlichen Kassiererrinnen und einer noch unfreundlicheren Leiterin. Auch die Auslagen sind nicht gerade kundenfreundlich, beim Obst und Gemüse hat man manchmal den Eindruck, als ob hier eine Obstfliegenzucht aufgemacht wird. Bei der Wahl des freundlichsten PLUS Ladens haben die bestimmt gar nicht erst mitgemacht. Typisch für diese Gesellschaft auch, dort wo keine Alternativen zum Einkaufen vorhanden sind, werden die Artikel besonders teuer gemacht, aber es sind nur 5 Minuten von meiner Wohnung, also muss ich das in Kauf nehmen.
Mich traf fast der Schlag, die Batterie war wieder einmal tot, obwohl vor einigen Monaten erst gekauft. Im ersten Gedanken, war es der ›Todesstoß‹ für mein Auto, nach 10 Jahren mehr oder weniger treuer Dienste musste ich mich wohl trennen. Nach über 40 Jahren Motorisierung fällt die Entscheidung trotzdem schwer. Eigentlich steht meine jährliche Fahrleistung von ca. 4000 bis 5000 Kilometern in keinem Verhältnis zu den Kosten, aber es wird auch mein letztes Auto sein. Ich strafte es vorerst mit Missachtung, denn ich brauchte es jetzt nicht wirklich, obwohl sich Mutter und Sonja für das nächste Wochenende zum Besuch angemeldet haben.
Am Wochenende habe ich die Bilder von London und Oxford gesichtet, von den 800 Bildern sind viele ganz ordentlich geworden. Die ersten Reiseerlebnisse sind auch schon im Computer, da die nächste Woche wieder mit diversen Arztterminen ansteht musste ich mich wirklich auch ausruhen.
Der Montag begann mit der Fußpflege, bei Frau Höppner, einer sehr aufgeschlossenen jungen Frau, aus Schottland, die mir anbot, dass wir uns auf Englisch unterhalten können. Das nahm ich sofort an und nun versuche ich mich mit meinem Wissen bei ihr verständlich zu machen. In der Unterhaltung ging es um Schottland und London, sie will mir paar interessante Reiseziele in Schottland aufschreiben, vielleicht kann ich sie in meine nächste Reise einbauen. Zum nächsten Termin brauche ich eine Nachfolgeverordnung und das ist gar nicht so einfach, nicht dass ich keine bekomme, sondern von der Ausstellung durch die Diabetologin bis zum Fußpflegetermin dürfen nur 10 Tage vergehen, vorher muss ich mir die Verordnung noch von der Kasse bestätigen lassen. Ich glaube es wird bewusst alles so kompliziert gemacht, es ist Methode.
Dienstag, holte ich mir einen Nachsorgetermin in der Onkologie des Sana Gesundheitszentrum Berlin. Frau Doktor ist noch im Babyjahr, oder wie immer das immer heute heißt, kommt aber im Januar 2008 zurück, ich bekam einen Termin Ende Oktober bei ihrer Vertretung. Ich will versuchen nur die CT machen zu lassen und die Darmspiegelung auszulassen, mal sehen wie ich das hinbekomme, Schwester Yvonne wird mir dabei sicherlich helfen, denn es steht noch ein wichtiger Termin an. Darum wollte ich mich auch gleich noch kümmern.
Die beste Anlaufstation ist die Zentrale Patientenaufnahme im Sana Klinikum Lichtenberg, ehemals Oskar Ziethen Krankenhaus. Ich war der Einzige der etwas wollte, mein Problem war schnell geklärt, ich wurde an die Schilddrüsensprechstunde Medizinische Zentrum Lichtenberg (MZL) verwiesen. Von dort kam ich gerade, fand die Anmeldung auch schnell und brachte mein Problem vor. Es herrschte eine angenehme Atmosphäre, ich staunte nicht schlecht, als ich für den nächsten Tag einen Termin bekam. Ich brauchte nicht einmal eine Überweisung, sollte nur die Laborwerte und das Szintigramm, ein Leuchtbild, was durch die Einwirkung der Strahlung radioaktiver Stoffe auf eine fluoreszierende Schicht erzeugt wird. Das letzte war vom Jahre 2006 und befand sich in meinen Unterlagen. Das Szintigramm ist nicht weiter schlimm, man bekommt eine kleine Spritze in die Vene, wartet 20 Minuten und dann sitz man vor einem Kasten, der Morbus Bechterew ist der einzige der mich dabei etwas behindert.
Am Mittwoch, beim Hausarzt, konnte ich ihn über den Termin zur Schilddrüsensprechstunde informieren, sonst war er zufrieden mit mir, obwohl der Blutdruck etwas erhöht war. Ich meinte, es hängt wohl mit meiner innerlichen Aufregung zusammen, wenn er mich untersucht. Worauf er anwortete: »Wenn ich ne Frau wäre und 30 Jahre jünger, dann könnte ich das verstehen!« Ich ließ mir noch die Schilddrüsenwerte auf dem Blutbild erklären, die auch in Ordnung gewesen sind. Es war der Laborbefund von der Diabetologin, wo alle Werte im grünen Bereich gewesen sind. Er meinte zu mir, »Du kannst dir ruhig hin und wieder einen Whisky genehmigen« .
Bis zum nächsten Termin im MZL hatte ich noch Zeit und beschloss deshalb meiner 85 jährigen Tante im Frankfurter Tor einen Besuch abzustatten, über den sie sich wie immer sehr freute, natürlich mit Voranmeldung. Nach Kaffee, Kuchen und mit einigen Äpfeln im Beutel machte ich mich auf den Weg zum Termin.
Am Tresen gab ich meine Unterlagen und Befunde ab, eine Frau saß noch im Wartezimmer, es dauerte aber nicht lange und ich war an der Reihe. Der Doktor machte einen verbindlichen Eindruck, ich fragte ihn wie er zu Operation steht, worauf er mir die Situation erklärte. Das Fazit war, ›Kalte Knoten‹ können immer eine Gefahr darstellen, bis hin zum Krebs, aber eher selten und wenn nicht so eine aggressivere Erscheinungsform. Eine Operation bürgt aber immer Gefahren, bei der Schilddrüse sind es Verletzungen der Stimmbänder, aber die Werkzeuge sind so konstruiert, dass sie einen Warnton abgeben. Mein Entschluss stand fest, ich lasse mich operieren. In Vorbereitung suchte ich mir schon einen Termin aus, am Montag dem 26. November. Mit dem Termin hatte er kein Problem, es war noch alles frei. Ich bekam die üblichen Unterlagen mit und das war es, er meinte noch, es könnte sein, dass ich in der Privatklinik hier im Hause untergebracht werde, weil das neue Krankenhaus noch nicht fertig sein wird. Ich brauchte dafür aber nicht mehr bezahlen, es ist mir eigentlich egal wo ich untergebracht bin. Ich kenne noch die alte Chirurgische Klinik hier, da gab es noch keine Toilette im Zimmer, in der neuen sind nur Zweibettzimmer mit Toilette. Der Operationstermin steht auch fest, es ist der 27. November, da ist genau ein Monat Zeit, mich bis zum Geburtstag zu regenerieren. Anfang November habe ich noch einen Termin in der Nuklearmedizin in Hellersdorf, der Doktor wird sicherlich ein aktuelles Szintigramm machen und die Sonografie der Schilddrüse. Das ging recht unkompliziert, ich hoffe die Operation auch.
Donnerstag, Termin beim Zahnarzt und anschließend beim Augenarzt, Erstere bestimmte noch die Farbe der Zähne und er meinte nächste Woche ist der Ersatz fertig. Dem Augenarzt nahm ich vorsichtshalber den Bericht der Augenklinik im Virchow Klinikum mit, dort wurde ich mit dem Medikament Decortin behandelt. Dabei stellte sich eine schnelle Besserung ein, er nahm es zur Kenntnis. Ganz zufrieden war er immer noch nicht und er wollte vom linken Auge eine Gesichtsfeldbestimmung haben, ich hasse diese Tortur. Vorher bekam ich noch irgendwelche Tropfen und schon saß ich vor dem Kasten, Schwester Nicole wies mich noch kurz ein und es fing an zu blitzen, man muss sich hochgradig konzentrieren um keine Punkt zu vergessen. Der Doktor war mit dem Gesichtsfeld zufrieden, in 14 Tagen wollte er mich wieder sehen.
Meine Betriebskostenabrechnung brachte ich anschließend zum Grundsicherungsamt nach Adlershof, solange ich etwas zurückbekomme gehe ich mit einem guten Gefühl hin, aber was wird sein, wenn etwas nachgezahlt werden muss oder sich die Miete erhöht, hoffentlich geht dann die ganze Prozedur nicht wieder von vorn los. Gegenwärtig ist es ja ziemlich ruhig, meine Bearbeiterin habe ich allerdings noch nie zu Gesicht gekommen. Solange sie aber mir nicht auf den Geist geht, kann ich damit leben. Ich brauche keine Gesichter. Die Betriebskosten haben sich um 30 Euro erhöht und die Heizkosten und Warmwasserkosten um 200 Euro, obwohl ich sogar, weniger verbraucht habe. Das ist schon ein gewaltiger Sprung, ich muss es zwar nicht bezahlen, aber es ärgert mich trotzdem. Mein Guthaben vom letzten Jahr ist von 500 Euro auf 280 Euro gesunken. Da ich das Geld von der Wohnungsverwaltung zurückbekomme, wollte ich im Amt gleich die Abrechnung abgeben, hier nur nicht auffallen. Heute war sogar mal eine einigermaßen freundliche Mitarbeiterin in der Servicestelle, obwohl wieder typisch, ich war der Einzige, aber sie musste erst ihr Gespräch mit dem Sicherheitsdienst zu Ende bringen. Immer wieder bekommt man gezeigt, wer das Sagen hat. Ich ließ mir gleich noch die Anträge für das nächste Jahre mitgeben, Folgeantrag für die Grundsicherung Antrag auf Mehrbedarf Antrag auf Befreiung von der Rundfunk– und Fernesehgebühr, denn im März nächsten Jahres ist es wieder soweit, aber es ist schon zur Routine geworden.
Die Woche war fast geschafft und am Sonnabend kamen Mutter und Schwester zu Besuch, es ist nicht wirklich eine Belastung, sie sind beide pflegeleicht, ich musste mir nur noch überlegen, was wir am Sonntag und Montag machen wollen. Die Einkäufe mussten wir mit Sonjas Auto machen, so viel war es auch nicht gewesen. Zum Kaffee habe ich uns einen Apfelkuchen gebacken, ja wir ›Hausfrauen‹ haben immer etwas zu tun, die Äpfel waren von meiner Tante, aber es kam Nachschub aus Bautzen. Zusätzlich brachte mir Mutter noch Walnüsse mit, schon die neue Ernte, ein überaus ertragreiches Nussjahr. Mein Vater, der den Baum im Jahre 1985 gepflanzt hat, wäre begeistert gewesen. Leider hat er nur noch wenige Ernten miterlebt.
Ich hatte mir einige Unternehmungen rausgesucht, es wurde ein Wagenrennen auf der Pferderennbahn in Karlshorst veranstaltet, ein internationales Drachenfest in Potsdam und der andere Vorschlag kam von ihnen, Bootsfahrt mit der Stern und Kreisschiffahrt, sorry die nennt sich so, es ist kein Rechtschreibfehler. Ich hatte nur einen alten Fahrplan zur Hand, schaute aber im Internet nach, es gab eine Fahrt ab Hafen Treptow 12.00 Uhr ›Rund um die Müggelberge‹ Fahrpreis 15.00 Euro, dass sagte uns zu, da die Abfahrt zu einer christlichen Zeit erfolgte.
Rechtzeitig begaben wir uns am Sonntag zum S – Bahnhof Grünbergallee, ich brauchte mit meiner Schwerbehinderung nichts bezahlen, Mutter und Sonja für eine Fahrt 2.20 Euro. Für die Rückfahrt lösten sie auch gleich eine Karte. Seit vielen Monaten fährt die S – Bahn von hier am Wochenende unregelmäßig, d.h. mal fahren Busse, mal fährt sie bis Adlershof, mal fährt sie bis Schöneweide und dann geht es mit Bussen weiter. Das spannende ist es wechselt fast jedes Wochenende, damit es nicht langweilig wird, besonders für die Touristen, die mit dem Flieger nach Schönefeld kommen, ich habe schon oft welchen geholfen, weil ich weiß wie es ist. Noch etwas regt mich schon seit Jahren auf, das am Wochenende, wenn nur die S 9 fährt, die ältesten Wagen zum Einsatz kommen, oder muss Berlin jedem Touristen zeigen wie arm wir sind!
Wir konnten heute bis Schöneweide fahren, von da an wurde es unübersichtlich, deshalb fuhren wir mit dem Linienbus 166 zum S – Bahnhof Treptow. Der Treptower Hafen ist nur wenige Gehminuten entfernt, Mutter gab die Fahrt aus, für Sonja 15 Euro und für sie und mich 12.50 Euro mit Ermäßigung. Gegen 11.30 Uhr konnten wir auf das Schiff, es gab nur vorn und hinten ein relativ kleines Oberdeck, bei dem strahlenden Sonnenschein waren die Plätze schnell besetzt. Die Innenplätze blieben fast alle leer. Dann ging es los, für mich keine unbekannte Strecke.
Denn bis zum Hafen Treptow konnte man zu DDR – Zeiten mit dem Boot fahren, ich hatte damals ein Motorboot, bin soweit allerdings in Richtung Grenze niemals gefahren, aber bis Köpenick schon. Am Zeuthener See lag es im Wasser, Goldstaub zur damaligen Zeit, an den Wochenenden und im Urlaub waren wir viel auf den Berliner Gewässern unterwegs. Meine Ex – Frau hat es sichtlich genossen, aber das vergaß sie später bei der Scheidung zu erwähnen, wie so vieles was sie genossen hat. Nach der Wende musste ich das Boot verkaufen, aus zeit – und finanziellen Gründen.
Es ging über die Treptower Spree, vorbei am Haus Zenner, Spreehöfe, Rathenau Hallen in Schöneweide, kein so schöner Anblick, stillgelegte Industrieanlagen, dabei viele große Betriebe aus DDR – Zeiten.
Am ehemaligen Werk für Fernsehelektronik, später von Samsung betreiben, heute auch stillgelegt, dachte ich daran, dass ich Mitglied im werkseigenen Motorsportklub war. Mein Lada 1500 cm³ leistete uns dabei treue Dienste, nach der Wende zerfiel das auch, wie alles andere. Schade eigentlich, wir waren eine ziemlich feste Truppe, es wurden viele Veranstaltungen gemacht und sonstige Unternehmungen. Die Rallyes hatten mehr volkssportlichen Charakter, aber es hat Spaß gemacht. Das größte Erlebnis war die Teilnahme an der Freundschaftsfahrt in Prag, im Frühherbst 1989, als die Pager Botschaft schon besetzte war und die Ausreise nur noch mit DDR – Reisepass möglich war, bekamen die Teilnehmer noch einen Reisepass, mit den entsprechendem Visa ausgestellt. Meine Ex – Frau und ich waren damals noch ein Team, aber wir fuhren unter ferner liefen. Das war eigentlich fast die letzte Veranstaltung, solche Erinnerungen kommen einem bei der Passage dieser Stätten in den Sinn.
Der erste Haltepunkt war Luisenhain in der Köpenicker Altstadt, dort stiegen noch eine ganze Anzahl Leute zu, wir wollten hier auf der Rücktour gegen 16.15 Uhr aussteigen. Jetzt begann die schöne Strecke, über die Müggelspree fuhren wir nach Friedrichshagen, vorbei an neu gebauten exquisiten Wohnhäusern, hier direkt am Wasser hat meine Ex – Frau auch eine bezogen, ich hoffen nun ist sie glücklich bis an ihr Lebendende, denn angeblich soll sie erst jetzt ihr Glück gefunden haben. Wie sagte sie doch damals gleich, »angeblich hat er es überstanden!«. Nur ihr Problem ist, nach maximal 10 Jahren muss sich wohl der Glücksstern immer wieder plötzlich verfinstern. Man wird sehen. Es scheint jedenfalls so, dass ihr Vorwurf, der angeblich auch mit zur Scheidung geführt haben soll, nicht haltbar ist. Sie gab mir die Schuld, dass ihre Kinder nicht bei ihr geblieben sind, begründet hat sie es nicht. Komisch, heut sieht ihre Tochter immer noch durch sie hindurch! Warum hat sie dazu im Scheidungsprozess nichts gesagt, es gab doch für alles Zeugen, da wären doch bestimmt noch paar aufzutreiben gewesen. Oder traute sie sich nicht, es hätte ja sein können ihre Tochter sagt etwas dazu.
In Friedrichshagen, dort wo das Bürgerbräu gebraut wird, saßen viele Menschen in den Biergärten der Gaststätten, weiter ging es über den Großen Müggelsee zur Gaststätte Rübezahl mit Stopp zum Ein – und Aussteigen, auch hier herrschte viel Betrieb, Rübezahl ist als Ausflugsziel bekannt und berüchtigt, besonders zur Himmelfahrt, nach der Wende legal und vorher illegal.
Jetzt näherten wir uns langsam dem Höhepunkt der Fahrt, Neu Venedig, den Abschnitt der Müggelspree bin ich schon mehrfach mit meinem Boot entlang gefahren, aber mein Besuch kannte die Durchfahrt nicht. Es ging an Müggelhorst und Neu Helgoland vorbei, in Neu Helgoland befindet sich die gleichnamige Gasstätte, sehr empfehlenswert, ich war schon mit meiner Schwester Evelyn und ihrem Mann dort, auch meine Schulfreundin habe ich hierher geführt. Vom Land ist sie aber nur mit dem Auto über Müggelheim erreichbar. Neu Venedig hat wirklich etwas mit Venedig zu tun, viele kleine Kanäle mit schönen Häusern. Aber auch hier sieht man viele ungeklärte Eigentumsverhältnisse in Form von verwilderten Grundstücken. Kurz vor dem Dämeritzsee fuhren wir an Hessenwinkel vorbei, die Grenze zu Brandenburg. Ich habe hier in der vornehmen Gegend vor vielen, vielen Jahren ein Fernstudium gemacht. Vom Dämeriztsee aus fuhr das Schiff zurück durch den Gosener Kanal, eher eine langweilige Strecke, auf dem Kahn gab es einen Livekommentar, informativ und nicht aufdringlich. Weiter fuhren wir über den Seddinsee, vorbei an der Dahme – Wasserstraße, dem Abzweig zum Zeuthener See, hier in Schmöckwitz befindet sich eine Gaststätte, mit Hausmannskost und schönen Blick auf den See. Sonja ist hier schon einmal, nach einem Heidelbeereis schlecht geworden.
Vorbei an der Großen Krampe und Langer See über die Regattastrecke liefen wir wieder in Köpenick ein, eine schöne Fahrt mit über vier Stunden ging zu Ende. Vor der Durchfahrt durch die Dame Brücke in Köpenick wurden wir alle gewarnt, wir sollten uns hinsetzen, die außen sitzen, auch noch die Arme reinnehmen, eine Aufsicht wurde auch noch auf das Deck geschickt. Es war nicht gelogen, das Schiff passte wirklich gerade durch, es was ein komisches Gefühl. Es sollte noch erwähnt werden, Sonja hat uns ein Bier und ein Paar Wiener ausgegeben, mit dem Essen war es eh schwierig, es gab nur Plaststühle. Die Organisation einen Tisches hatten wir verpasst. Es war eine wirklich gute Idee die Fahrt zu machen, der Vorschlag hätte auch von mir sein können!
An vielen Stellen kamen mir Erinnerungen hoch, einige habe ich wiedergegeben, aber eine fehlt noch. Der Besitz einen Motorbootes war die eine Seite, es musste vor der ersten Fahrt abgenommen werden, es war so etwas TüV ähnliches. Da gab es paar Sachen die besonders kontrolliert wurden. Es sprach sich unter den Bootsbesitzern rum, worauf zu achten ist, ich bekam die Genehmigung problemlos. Das war am Langer See in Schmöckwitz, an dem Tag herrschte eine ziemlich steife Brise und sehr manövrierfähig war der Kahn auch nicht gerade, dazu kam noch das schlechte Ansprungsverhalten der ›Forelle‹ . Für den normalen DDR – Bürger gab es nur diesen Motor. Ich bekam jedenfalls den Motor nicht mehr an und wir trieben auf die Fähranlegestelle zu. Hier standen viele Leute um auf die andere Seite zu kommen. Vielleicht habe ich mich auch ungeschickt angestellt, jedenfalls gab es schadenfreudige Rufe aus der wartenden Menge, ich höre es heute noch; ›Pass auf jetzt kentert er gleich.‹ Zum Glück kamen wir irgendwie von der Stelle los und der Motor sprang an.
In Köpenick an der Uferpromenade am Luisenhain ist eine Menge gemacht worden, sie ist zwar noch nicht ganz fertig, aber es sieht schon richtig gut aus. Im Ratskeller in Köpenick musste ich mich auch erkenntlich zeigen gabt einen Kaffee aus und ich trank ein Guinness. Mein Besuch kannte das Rathaus überhaupt noch nicht, es macht schon etwas her, die Attraktion ist natürlich der Hauptmann von Köpenick. Danach nahmen wir die Straßenbahn, fuhren bis zum S – Bahnhof Adlershof zurück und anschließend mit der S – Bahn nach Hause. Es war wieder ein schöner Tag.
Nun blieb uns noch der Montag, mein Vorschlag Shopping in der neuen ALEXA wurde überhaupt nicht für gut befunden, er fiel durch, ich dachte es mir schon. Insbesondere meiner Schwester wird schlecht, wenn sie mehr als 3 Menschen auf einem Haufen sieht und dort werden es garantiert paar mehr sein. Ich dachte mir schon, was für ein Vorschlag kommen wird. Besuch des Tierparks Friedrichsfelde, da Sonja den Eintritt spendieren wollte, erklärte ich mich einverstanden. Wir waren alle vor längerer und ganz langer Zeit im Tierpark, bei mir sind es bestimmt über 35 Jahre her. Das Wetter spielte am Montag auch mit, es lohnt sich schon, den Tierpark wieder einmal zu besuchen, aber 11 Euro Eintritt ist eben auch nicht gerade wenig Geld. Der Park machte einen ordentlichen Eindruck, neben dem Alfred Brehm Haus, was schon vor 35 Jahren stand, gab es auch neue Anlagen, Dickhäuter – Haus, Elefanten – Haus, Giraffen – Haus und Affen – Haus. Eine alte Gaststätten stand auch noch da und verfiel langsam, vielleicht war ja schon keine Saison mehr, denn alle Gaststätten waren auch nicht geöffnet, die, in der wir Mittag gegessen haben machte einen guten Eindruck, später leisteten wir uns hier noch ein Eis. Ich war wieder gut dran, Eintritt bezahlte Sonja, Mittag und Eis Mutter, ich brauchte nur für den Abend noch paar Flaschen Bier holen. Ich bin eigentlich kein Zoogänger, aber bereut habe ich es auch nicht und meinem Besuch hat es sehr gut gefallen. Dienstag fuhren sie wieder, da ich selten Besuch bekomme, freut es mich immer wenn jemand kommt.
Mittwoch ging es gleich weiter, die Infusion stand an, ich lies mich überraschen. Termin war 9.00 Uhr, es herrschte irgendwie ein leichtes Chaos, so viele Leute hatte ich lange nicht mehr gesehen. Eigentlich sollte ich bei der Stationsärztin vorstellig werden, die begegnete mir bei der letzten Infusion und ich fand sie recht sympathisch, schließlich hatte ich einige Probleme zu klären, aber es kam anders, sie war nicht da oder noch nicht da. Ich hoffte, dass ich nicht zu dem Arzt muss, der mir am unsympathischsten ist, seine Untersuchungen gleichen eher einem Verhör.
Natürlich kam es so, ich weiß doch, alles was geschehen kann, passiert mir. Nach einer Stunde, kurz bevor die Stationsärztin erschien, rief er mich auf, als die ärztin in sein Zimmer kam, wollte sie mich übernehmen, vielleicht klappt es ja doch noch, dachte ich bei mir. Aber er wollte mich nicht mehr hergeben, bestellte sich bei ihr nur einen Kaffee und da saß ich nun.
Die Laborwerte fragte er nicht ab, interessierte sich auch nicht sonderlich für mich, horchte mich ab, die anderen Untersuchungen zur Beweglichkeit machte er nicht. Die Iritis interessierte ihn auch nicht, er sah nur, dass die linke Pupille größer ist. Die Schilddrüsenoperation nahm er zur Kenntnis und mit meinem Vorschlag die Infusion vorzuziehen war er nicht einverstanden, nun erfolgt die nächste in 12 Wochen. Er schickte mich danach zu Schwester Kerstin, die heute alleine da war, nur eine Lehrschwester stand ihr zur Seite. Es dauerte wieder, gegen 11.00 Uhr kam ich nun endlich dran, Kerstin hat sich schon einmal an meinen Venen versucht, ich ahnte es schon, am linken Arm ging es schief und am rechten Arm!
Ich fragte sie vorher was passiert, wenn es hier auch nicht klappt, dann muss der Arzt rann. Nun haben die Schwestern sicherlich auch ihren Stolz, es klappte nicht wirklich, die Infusion tröpfelte und das nur wenn ich meinen Arm ganz gerade hielt. Sie schickte mich aber in die Palmenecke, das ist ein abgetrenntes Stück auf dem Gang aber mit Durchgangsverkehr, auch nicht gerade eine günstige Lösung.
Ich bemühte mich, aber die Infusion setzte immer wieder mal aus, es war eine echte Quälerei. Nach mir gesehen hat auch keiner, Kerstin hatte gar keine Zeit dazu. Zum Ende der Infusion merkte ich, dass mein Arm angeschwollen war, deshalb ging ich zu Kerstin, sie war auch einigermaßen geschockt, befreite mich von dem Schlauch und fragte ob mir schlecht ist. Ich meinte noch nicht, sie schickte mich in die Kantine der Tagesklinik, dort sollte ich einen Kaffee trinken und dann noch einmal vorbeischauen. Schlecht ging es mir nicht, aber es war schon eigenartig. Als ich danach zu ihr ging, nahm sie mich gleich mit zum Doktor, er besah sich das Problem und meinte wenn es dicker wird sollte ich am nächsten Tag noch einmal vorbeikommen. Stellte noch an Kerstin die Frage, ob die Nadel richtig gesessen hat, sie meinte ja und ich betätigte es, ich werde doch Kerstin nicht anscheißen, die ist mir doch viel sympathischer als dieser Doktor. Ich glaube sie war froh, dass ich so zahm war. Danach habe ich mir noch den neuen Termin geholt, es war immer noch voll, gegen 12.30 Uhr verließ ich die Klinik.
Zu Hause machte ich erst einmal einen ausgiebigen Nachmittagsschlaf, der Arm wurde auch nicht dicker, so dass ich nicht noch einmal in die Charité musste. Ich denke schon, dass eine ganze Menge von der Infusionslösung in das Muskelgewebe geflossen ist, nicht gerade günstig, da die nächste Infusion so lange hin ist.
Am nächsten Tag hatte ich schon wieder einen Termin beim Zahnarzt, ich bekam die Krone einzementiert und den Zahnersatz. Der Zahnarzt meinte, wenn etwas drückt sollte ich noch einmal vorbeikommen, aber die nächste Woche hat er Urlaub, notfalls ist aber eine von beiden Zahnarzthelferinnen da. Als ich im Warteraum saß, wurde die Schwester Nicole vom Augenarzt auf mich aufmerksam und sagte, »Herr Ullmann, sie stehen gar nicht auf der Liste!«, »Ich habe heut auch keinen Termin, erst in einer Woche!« ,worauf sie meinte, »Sie müssen doch langsam die Nase voll haben, so oft wie ich sie hier sehe!« . Na ja klar, langsam geht es mir auf den Senkel, aber was soll es. Zur Probe aß ich in Schöneweide eine Thüringer Bratwurst und merkte schon, der Zahnersatz zwackt, aber so stark, dass ich ihn gar nicht tragen konnte.
Am Freitag verabredete ich mich mit Kumpel Micha, wir wollten das Auto in Gang bekommen. Es klappte mit der Starthilfe, ich drehte eine Runde und stellte es wieder ab, beim erneuten Startversuch sagte es wieder nichts, aber ich hatte das Kabel an der Batterie nicht richtig angezogen. Mir kam schon eine Vermutung, vielleicht war es die Ursache. Eine neue Werkstatt hatte ich mir zuvor in den Gelben Seiten rausgesucht, ein Bosch Dienst in Niederschöneweide, die Firma Thews, aber heute hatte ich keine Lust mehr. Ich klemmte die Batterie wieder ab und zweit Tage später versuchte ich das Auto zu starten es klappte. Ich beschloss noch einen letzten verzweifelten Versuch zu unternehmen und brachte das Auto zur Werkstatt.
Im Internet habe ich schon einmal nachgeschaut, mit Zugbindung kostet eine Fahrt nach Bautzen zuwischen 40 und 50 Euro, das ist weniger wie mit dem Auto und zeitmäßig ist es auch vertretbar, nur mit dem Transport, von Obst und Gemüse wird es kompliziert, mit dem Zug will ich es nicht mitnehmen. Da möchte ich vornehm reisen, nur mit Trolley, nicht mit noch 5 Beuteln, unter dem Motto, man kann zwar arm sein, muss aber nicht unbedingt arm aussehen. Da bin ich auch Stolz auf mich, mir sieht man es ganz bestimmt nicht an, wie auch andere Leute bestätigen.
Noch ein Termin beim Augenarzt, Schwester Nicole sagte, sie weiß nicht warum ich komme. Sie hat bei meinen vielen Terminen die Übersicht verloren und meinte sie hat das Gefühl als ob ich jeden Tag hier bin. Da habe ich innerhalb von sechs Wochen mir bei ihr einen Namen gemacht, ich mag es wenn die Menschen mich kennen und ich nicht das unbekannte Wesen bin. In den meisten Fällen gebe ich mich auch so, dass die Leute mich in positiver Erinnerung behalten. Aber ich kann auch anders.
Der Doktor meinte die Iridocyclitis sei geheilt, die Entzündung ist weg, aber der Augendruck ist nicht so gut, er liegt an der Grenze des erlaubten und das am guten rechten Auge. Er wollte noch eine Gesichtsfeldmessung vom rechten Auge und ein Tagesprofil. Die Tropfen sollte ich ausschleichend einnehmen, nächster Termin im Dezember, aber wenn etwas ist, muss ich sofort erscheinen. Ich bedankte mich und meldete mich bei der Schwester. Wir vereinbarten im Dezember, nach der Operation zwei Termine, eine für das Gesichtsfeld und einen Tag später das Tagesprofil, d.h. drei Mal am Tag zum Augendruck messen erscheinen und dann zu Auswertung zum Doktor.
Die Zahnarzthelferin war noch da und ich berichtete ihr vom Problem mit dem Zahnersatz, da ich ihn nicht bei mir hatte, konnte sie natürlich nicht machen und ich bekam einen Termin in der kommenden Woche beim Arzt.
Ein Anruf von der Werkstatt bekam ich ebenfalls, sie konnten keine stillen Verbraucher feststellen, die Batterie war sehr schlecht, das kann eigentlich nicht sein, sie ist erst paar Monate alt. Notfalls habe ich ja noch Garantie drauf. So eine richtige Lösung hatten wir beide nicht, ich vereinbarte mit dem Monteur, dass sie die Batterie noch einmal aufladen sollen, denn so viel bin ich ja nicht gefahren und am Montag sollte ich vorbeikommen.
Aber es kam anders, am Montag meldete sich natürlich keiner, das kannte ich doch irgendwie, von Auto Walter in Pirna. Ich rief am Nachmittag an, der Herr Thews war auch gleich verfügbar, just in dem Augenblick, als wir gerade die Abholung vereinbarten, kam der Monteur in das Büro. Es gab eine Feststellung, das Zündschloss hat einen Kurzschluss. Herr Thews meinte aber, ursächlich kann das nichts mit der Entladung der Batterie nichts zu tun haben.
Mir fiel gleich ein weiteres Problem ein, welches sich folgendermaßen äußerte, manchmal ging das Auto während der Fahrt aus, nur nach ausschalten der Zündung sprang es wieder an. Es wurde manchmal zur Katastrophe, mit Ausfall des Motors, gehen weder die Servolenkung, noch der Bremskraftverstärker, in einer Kurve wird das wirklich zum Problem. Deshalb fühlte ich mich insbesondere auf der Autobahn, beim Überholmanöver immer sehr unsicher. Das Problem schilderte ich nun, es könnte daran liegen, meinte er. Ich habe mir nie getraut, das anzusprechen, endlose Fehlersuche, unkalkulierbare Kosten.
Ich entschied mich das Zündschloss wechseln zu lassen, 120 Euro veranschlagte er dafür, es kam aber wieder ein Anruf, das besorgte Zündschloss passt nicht, man brauchte ein originales von OPEL, was deutlich teurer ist, was soll es, da muss ich nun auch noch durch.
Am Mittwochnachmittag sollte der Zahnersatz gerichtet werden, einige Leute saßen da und warteten. Es dauerte über eine Stunde bis ich dran kam, als ich ihm mitteilte, das ich den Ersatz in die ›Schachtel‹ sperren musste, weil er vorne beißt und hinten kneift, hatte ich die Lacher von ihm und Leila auf meiner Seite. Er erkannte wohl das Problem, feilte und schliff etwas herum, irgendwie war mein Gefühl nicht so gut, vielleicht hätte ich es doch nicht das Chinesische Labor einschalten sollen?
Er passt nun besser, aber es ist sehr gewöhnungsbedürftig, ich muss mich zwingen ihn zu tragen. Oder ich lege ihn nur an, wenn ich auf ›Brautschau‹ gehe.
Vor dem Zahnarzt legte ich noch einen Zwischenstopp beim Friseur ein und holte mir auch die Nachfolgeverordnung für die diabetische Fußpflege, natürlich nicht beim Friseur, es gibt tatsächlich Wochen, wo ich nicht einen vollen freien Tag genießen kann. Langweilig wird es auch an dem nicht, Flugsimulation, Webhosting und Vogelkäfig säubern, es gibt immer etwas zu tun, aber ich lebe nicht nach dem Motto, es gibt viel zu tun, warten wir es ab. Die Verordnung bekam ich sofort, nun muss ich sie nur noch von der Krankenkasse bestätigen lassen, bis zum ersten Termin sind nicht nur 10 Tage Zeit, sondern 21 Tage, sagt die Sprechstundenhilfe in meiner Diabetespraxis, ich hoffe es stimmt.
Der Friseur in Schöneweide, heißt ›COUTNGO‹ , kostest 9 Euro, den kann ich mir sogar leisten, als Taxifahrer war das nicht so, damals habe ich geknausert, mein schwer verdientes Geld war mir einfach zu schade.
Im übrigen habe ich zum Friseur schon immer, seit der Kindheit, ein gespanntes Verhältnis. Es hat mich einfach angekotzt dort zu warten und manchmal kam ich auch nicht dran, da wurde eine Bestellung vorgezogen und was weiß ich noch alles.
In Bautzen habe ich das Geld lieber für Süßigkeiten ausgegeben, es war ein weiter Weg von Auritz bis zum Friseur, leider gingen mir bald die Ausreden zu neige, ich musste es doch Mutter beibringen, denn Geld hatten wir damals nicht. Die Großmutter hat mich dann immer in Schutz genommen.
Die nächste Station war Pirna, ja die Beatleszeit hielt damals auch in der DDR Einzug, wohl dem der sich die Haare entsprechend wachsen lassen konnte, ich durfte es nicht. Mit allerlei Drohungen versuchte mich mein Vater davon abzuhalten. So konnte es schon einmal vorkommen, dass ich zu bestimmten Ausflügen nicht mitgenommen wurde, als ich mir dann noch, schon in der Lehrzeit, heimlich eine Schlaghose schneidern ließ, war ich unten durch. Das gab natürlich wieder, ich brauchte meine Eltern, sonst hätte ich mir niemals ein Motorrad kaufen können. Ich hatte das Gefühl, die Friseure konnten mich auch nicht leiden, einmal in Pirna, wurde ich sogar beleidig, indem die Friseurin, damals noch ›Frisöse‹ ganz laut fragte, ob ich ein Junge oder Mädchen bin. Ich war vielleicht sauer.
Das Debakel setzte sich in der Armeezeit fort, dort herrschte ja bekanntlich ein besonders strenges Regime. Kurz, kürzer, am kürzesten war die Devise. Es gab einen besonderen Anlasse, was es genau war, weiß ich nicht mehr. Wir hatten am Nachmittag zum Appell anzutreten und ich bekam vorher den Befehl mir einen ordentlichen Haarschnitt zuzulegen. Ich durfte natürlich nur in der Unform aus der Kaserne heraus und die Zeit war auch knapp, also suchte ich einen Friseur in Adlershof unweit der legendären ›Currywurstbude‹ . Im Salon schnitt nur ein älterer Friseur und ich wurde richtiggehend ignoriert. Beliebt waren wir bei den Berlinern sowieso nicht. Viel zu spät kam ich dran und verpasste den Appell, die Strafe war, eine Woche Ausgangssperre und das tat wirklich weh. Kein Bier, keine Mädels. Wem wundert es noch, dass ich nicht so gut auf den ›Haareschneider‹ zu sprechen bin. Selbst hier kam man mit Beziehungen weiter, die ich leider nicht hatte.
Heute habe ich mit den Friseuren auch ein Problem, ich kann meinen Kopf, aus den bekannten Gründen nicht nach vorn beugen, dazu muss ich immer meine Erklärung abgeben. Für die Friseure ist es ganz normal, dass die Kunden den Kopf bewegen können.
In den letzten Wochen bin ich mehrfach an der ›Currywurstbude‹ vorbeigelaufen, denn Zahnarzt und Augenarzt lagen auf dem Weg, manchmal leiste ich mir eine, die aber bei weitem nicht mehr so gut schmecken und es stehen auch nicht mehr so viele Menschen an. Damals gab es uns, den Fernsehfunk und die Akademie der Wissenschaften. Die Bude fristet eher ein begrenztes Dasein, ich denke mit Fertigstellung des neuen Bahnhofs in Adlershof ist Schluss.
Aber für die, die damals eine Ausgangssperre bekamen, war sie ein Glück. Meist wurden die jungen Soldaten damit beauftrag, erst 20 bis 30 Currywürste zu kaufen und in die Kaserne zu bringen, bevor sie ihren Ausgang genießen konnten. Gemault hat damals keiner, denn wir ›Längergedienten‹ waren auch für die Ausgangskontrolle am Kasernentor zuständig. Das war in verschiedener Hinsicht positiv, wir konnten schon mal uns nicht ›genehme‹ Zeitgenossen, aus vielerlei Beanstandungen nicht raus lassen. Dadurch hatten wir auch unsere Vergünstigungen. Nach dem Ausgang gingen wir regelmäßig in der Bäckerei vorbei, holten frische Schippen, Eier, Wurst und andere Leckereien. Danach wurde im Zimmer geschlemmert.
Am nächsten Tag kam der Anruf von der Werkstatt, der ›Problemfall‹ ist fertig, Kostenpunkt 350 Euro, welch eine Summe, prüfen kann ich sie eh nicht. Er, der Problemfall war nun ein Woche dort, ich hoffe die Standzeit wurde nicht, wie beim Taxifahren, mit berechnet. Das Zündschloss ausgewechselt, die Batterie fast leer, mal sehen ob es sich gelohnt hat. Das war der letzte Akt, die Entscheidung fällt im nächsten Jahr.
Neben der Rechnung, bekam ich noch das Messergebnis über den Ladezustand der Batterie ausgehändigt. Die Reparaturunterlagen von AUTO Unger hatte ich dabei, deshalb fuhr ich gleich noch dort vorbei. Es herrschte reger Betrieb, aber ich kam nach 10 Minuten an die Reihe und konnte mein Problem schildern. Da die Batterie erst ca. 3 Monate alt ist, lag ein Defekt nahe. Ich wurde dem Meister vorgeführt, den Test beachtete er nicht weiter, doch er konnte durch seine Messung den miesen Zustand bestätigen.
Ein Mitarbeiter kam um die Batterie zu wechseln, er fuhr auch einen Opel Vectra und wir tauschten uns über einige Probleme aus. Er konnte mir auch meine Vermutung betätigen, dass das Auto nicht in Deutschland gebaut wurde, man erkennt es an der Zulassungsnummer.
Zu meiner Überraschung führte er noch einen ziemlich gründlichen Check durch, mein Vertauen in Auto Unger ist dadurch wieder gewachsen. Nun bin ich gespannt wie lange das ›Problem‹ fahren wird.
Ich habe mich spontan entschlossen die Probefahrt nach Bautzen zur Mutter zu machen. Oftmals gibt sie zur Reparatur etwas dazu, aber das ist nicht der Hauptgrund, ich hoffe meine Schwestern sehen das positiv, denn sie sind ohne Zugaben lebensfähig. Vielleicht habe ich mit meiner Familie wirklich Glück gehabt, viele haben es nicht.
Vorher muss ich aber noch die Nachfolgeverordnung für die Fußpflege bestätigen lassen. Es ging problemlos, aber eine definitive Antwort bekam ich nicht wirklich. Ich meine wegen dem Zeitraum zwischen Ausstellung und dem ersten Behandlungstermin, er sagte, es sollten nicht mehr als 14 Tage sein. Nun habe ich drei Aussagen;
10 Tage die Fußpflegerin,
21 Tage die Diabetespraxis und
14 Tage die Krankenkasse,
so ist es, vor lauter Bestimmungen, der Patient muss sich etwas raussuchen.
Da ich einmal dort war, erkundigte ich mich nach den Modalitäten für die Krankenhauseinweisung, 7 Tage vorher bekomme ich erst die Bestätigung der Kostenübernahme von der Krankenkasse. Der Grund leuchtet einigermaßen ein, es könnte ja sein, dass ich bis zur Einweisung in das Krankenhaus nicht mehr krankenversichert bin.
Nun konnte ich die Fahrt starten, eigentlich wollte ich dieses Jahr nicht mehr wegfahren, aber ich bekomme eine Ladung Äpfel und Walnüsse mit, die ich dann an die guten Freunde in Berlin verteile.
Ich war mir nicht wirklich sicher, ob das Auto durchhalten wird, gehofft habe ich es, sonst wäre es der endgültige ›Todesstoß‹ gewesen, das ahnte es wohl, denn es fuhr ganz ordentlich. Mutter freute sich wie immer über den Besuch und die mitgebrachten Blumen. Meine Schwestern sind immer neidisch darauf, aber für alle kann ich keine mitbringen. Es war ein Segen, Evelyn hatte keine Zeit zum Doppelkopf (Urlaubsvorbereitungen), also fiel er aus, das ist noch nie passiert, seitdem ich mitspiele. Meine Mutter musste den ›Hasendienst‹ übernehmen. Arbeiten in Haus und Garten gab es keine, o.k. einige kleinere Tätigkeiten, aber nicht der Rede wert. Am Sonnabend lud Mutter Sonja und mich wieder einmal zur Auritzer Rentnerfahrt ein, es sollte nach Seiffen gehen.
Aber zuvor gab es erst einmal Unheil, bei der Präsentation meines neuen Zahnersatzes verlor ich eine Plombe im vorderen Zahnbereich, so ein Murks aber auch, dachte ich mir, gerade fertig beim Zahnarzt. Ich rief gleich von Bautzen aus an und machte einen Termin fest. Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ich brauchte noch einige Sachen für den Krankenhausaufenthalt, die ich in Bautzen und Umgebung einkaufte, denn so lange war es nicht mehr hin. Die Tank – und Eikaufsfahrt nach Tschechien wurde, obwohl die letzten Erinnerungen noch frisch im Gedächtnis hafteten, trotzdem gemacht. Es ging auch alles glatt, aber das Auto setzte wieder aus, also war der dieser Fehler noch vorhanden. So kurz vor der Struma – Operation wollte ich mich nicht mehr darüber aufregen.
Am Sonnabend 8.40 Uhr starteten wir mit einem voll besetzten Bus (45 Leute) nach Seiffen. Das Wetter war durchwachsen, aber die Stimmung gut, nicht lange unterwegs gab es schon Frühstück auf einem Parkplatz der Autobahn A 4. Eine schöne Fahrt über, Hainichen – Frankenstein – Oederan – Flöha – Zschopau – Augustusburg – Marienberg, einige Orte waren mir bekannt, andere weniger. Das Ziel war die Hirtsteinbaude, als Berggasthof 1927 erbaut, auf der höchsten Erhebung im Mittleren Erzgebirge, dem Hirtstein (890 m).
Für fast alle ein unbekanntes Objekt, selbst der Busfahrer musste mehrmals Anlauf nehmen um die Gaststätte zu finden, unterwegs fing es an zu schneien, der erste Schnee ›live‹ , das hat doch etwas. Auf der Hinfahrt wurde die Essenbestellung aufgenommen, zur Wahl standen Schweinebraten oder Lachsfilet, die Mehrzahl entschied sich nichtsahnend für Lachs. Im Gegensatz zum Internetauftritt war das Essen eine Katastrophe, das Lachsfilet war nicht paniertet, es gab nur ein halbes Stück, keine Soße und dazu Bratkartoffeln die nach ›Arsch und Friedrich ‹ schmeckten. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, hier isst man das so, das Raderberger Pilsener war dafür gut. Wenn man Glück hatte schien sogar für paar Minuten die Sonne, sodass ich einige ganz gute Fotos machen konnte, die wunderbare Sicht entschädigte für das Mittagessen.
Bis Seiffen war es nicht mehr sehr weit, Seiffen ist eine Gemeinde im Mittleren Erzgebirgskreis in Sachsen. Sie ist bekannt für ihre Spielzeugmacher und deren Schauwerkstätten. Ich kenne Seiffen noch vor der Wende und war erstaunt, wie viele Läden mit Weihnachtsdekorationen es hier plötzlich gab. Damals kann ich mich nur an das Spielzeugmuseum erinnern, das es zwar immer noch gibt, aber zu kaufen gab es überhaupt nichts. Heute ist das Spielzeugmuseum nicht wirklich frequentiert, die Massen zieht es in die Weihnachtsläden und was hier angeboten wird ist unüberschaubar und teuer. Selbst Vorlagen für Laubsägearbeiten sind fast unerschwinglich, früher bekam man dies Bogen für wenige DDR – Mark. Mutter und ich kauften nichts, Sonja machte Jagt auf irgendwelche kleinen Weihnachtsengel, unter dem Motto, ›man gönnt sich ja sonst nix‹ .
Vom voll besetzten Parkplatz, oberhalb von Seiffen ging es 16.30 Uhr zurück in Richtung Bautzen. Das Abendbrot war gegen 18.00 Uhr in einem Ort, der mir entfallen ist, geplant, es sollte eine Überraschung sein. Ausnahmsweise war ich einer der ersten der den Bus verließ und ich konnte mir einen schönen Tisch aussuchen, nahe am Buffet, die eigentlichen Überraschung, leider durfte unser Tisch als letztes zum Buffet, aber es war genug da für alle. Nach paar Bier und einigen Kräuterschnäpsen stand die letzte Etappe bevor. Gegen 21.30 Uhr trafen wir wieder in Bautzen ein. Ein schöner Ausflug, ich liebe das Erzgebirge, natürlich ist es direkt in der Vorweihnachtszeit noch viel heimeliger. Wie so üblich erfolgte noch eine Auswertung der Fahrt. Wir kommen eigentlich ganz gut aus, was mich besonders beeindruckt ist ihre politische Einstellung, sie lebt die Überzeugung meines Vaters weiter.
Am nächsten Tag musste ich wieder zurück nach Berlin. In den Kofferraum wurden Äpfel, Birnen und Nüssen geladen. Auf der Autobahn war es relativ voll, das Ende der Herbstferien machte sich massiv bemerkbar. Wenn ich Äpfel einlade, denke ich oftmals an eine Fahrt von Bautzen nach Berlin. Damals bekam ich die Äpfel von meiner Großmutter, ich musste nicht mit dem Zug fahren. Ein Kraftfahrer vom Wachregiment nahm mich im Dienstwagen, einem russischen Jeep, mit. Es war keine illegale Fahrt, bloß gut. Kurz hinter Bautzen, auf einer Straße, die bei Nässe zur Rutschbahn wurde, geriet dem Fahrer der Wagen aus der Kontrolle. Wir schlitterten mit hoher Geschwindigkeit auf einen Telefonmasten zu. Der war zum Glück aus Holz, den säbelte das Auto um, wir überschlugen uns mehrfach.
Ich muss wohl kurzzeitig das Bewusstsein verloren haben, denn es wurde dunkel. Dann spürte wie mir irgendetwas an den Kopf flog, bis ich merkte, es waren Omas Äpfel. Zum Stehen kamen wir vor einem Einfamilienhaus, neben paar kleineren Blessuren war uns nichts geschehen. Das Auto hatte Totalschaden. Später wurde der Straßenbelag ausgewechselt. Ist doch klar, dass man sich daran erinnert.
Für meine Fußpflegerin hatte ich zwei kleine Tüten Nüsse im Kofferraum, aber ich wollte sie vorher fragen, ob sie Walnüsse isst, sie war begeistert als ich ihr nach der Behandlung die Nüsse brachte.
Es gab noch einiges zu erledigen bevor die Struma – Operation an der Reihe war. Beim Hausarzt holte ich mir neben den üblichen Überweisungen zu den Fachärzten, die auch immer mehr werden, die Einweisung zur Operation in das Sana Klinikum Lichtenberg. Ich legte sie mir auf Termin im Computer ab.
Ende Oktober fand ein Tag der offenen Tür, anlässlich der Eröffnung des Neubaus im Sana Klinikum Lichtenberg statt, ich beschloss hinzugehen. Der Bau machte eine sehr funktionellen Eindruck, alles in einem Haus und nur Zweibettzimmer mit Dusche, Toilette und Flachbildschirm am Bett. Ich besah mir alles das, was mich interessierte und wozu ich Fragen hatte. Vielleicht komme ich ja hier schon zur Operation unter.
Nun galt es noch zum jährlich Nachsorgetermin den Onkologen zu überzeugen, dass ich in diesem Jahr keine Darmspiegelung machen lassen will. Es passt einfach nicht ins Zeitfenster, er war einverstanden und ich brauchte nur zur CT, den Termin habe ich mir schon lange vorher geholt, nach der Struma – Operation sollte ich mich wieder sehen lassen.
Das Blut wird dort abgenommen wo die Chemotherapie stattfindet. Ich war sehr erstaunt, wie viele Krebskranke zur Chemotherapie anwesend waren. Es sind mehr Erkrankungen geworden, Dickdarmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache durch Krebs. Jährlich erkranken etwas 71.000 Menschen, rund 29.000 sterben jedes Jahr an den Folgen der Erkrankung. Doch im Gegensatz zu anderen Tumorerkrankungen kann Darmkrebs frühzeitig diagnostiziert geheilt werden. Früh erkannt, ist Darmkrebs in etwa 90 % der Fälle heilbar. Trotzdem nehmen nur etwa 18 % der Männer und 34% der Frauen in Deutschland regelmäßig an Früherkennungsprogrammen teil. In den meisten Fällen entwickelt sich Darmkrebs langsam über einen Zeitraum von acht bis zwölf Jahren aus gutartigen Vorstufen den Darmpolypen. Diese neigen zu Blutungen und können deshalb durch einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl erkannt werden. Diesen Test kann jeder ab dem 50. Lebensjahr jährlich kostenlos durchführen lassen. Ist der Test positiv wird bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) die Ursache geklärt und mögliche frühe Stadien eines Darmtumors können entfernt werden.
Das Darmkrebsrisiko steigt mit fortschreitendem Alter oder bei langjähriger chronischer entzündlicher Darmerkrankung. Seit dem 1. Oktober 2002 ist daher die Vorsorge – Koloskopie ab dem 55. Lebensjahr Teil des Angebotsspektrums der gesetzlichen Krankenkassen. Doch erschreckenderweise haben bisher nur 3 Millionen dieses Angebot wahrgenommen. Das sind weniger als 10% der Anspruchsberechtigten. Dabei ist die Koloskopie die aussagekräftigste Untersuchung zur Früherkennung und Diagnose von Darmkrebs. Selbst kleine Darmpolypen und Tumoren lassen sich aufspüren und gegebenenfalls entfernen. Wer möchte, bekommt zur Untersuchung eine leichte Narkose. Ich nehme diese immer, man muss ja nicht den Helden spielen.
Ich denke es hört sich überzeugend an, leider sah ich das vor der Feststellung des Darmkrebses auch nicht so. Aber so ist das nun einmal im Leben, man muss erst einen richtigen Schlag bekommen, bevor man schlau wird, das kennt wohl jeder in den verschiedensten Situationen. Also gebt euch einen Ruck.
Die Kontrolluntersuchung (Blut und Sonografie) in der Nuklearmedizin in Hellersdorf, hätte ich mir schenken können, denn die versprochenen Ergebnisse kamen natürlich nicht an. Meine Ex – Schwägerin Jutta war aufgrund einer Privatangelegenheit nicht anwesend, sie hatte mir aber einen Brief hinterlassen, fand ich nett. Sie hätte ich mit der Zusendung beauftragen können, so sind die Befunde beim Hausarzt gelandet. Den anwesenden Doktor kannte ich bisher nicht, er hinterließ einen oberflächlichen Eindruck. Die Befunde wurden im Nachhinein sowieso nicht gebraucht, die gehen zu lasten der Krankenkasse.
Der nächste Termin war bei meiner Diabetologin, wie immer ein netter Besuch, wie unterhielten uns über ihren Urlaub in Tibet, ja soviel Zeit muss sein. Sie meinte, es könnte sein, dass sich mit dem Zucker nach der Operation etwas ändert, deshalb sollte ich danach öfters kontrollieren.
Die Neurologin, bei ich ebenfalls noch einen Termin wahrnehmen musste, sagte mir ausdrücklich, dass ich das Gabapentin wegen der Polyneuropathie nehme und nicht wegen epileptischer Anfällen, das sollte ich bei der Operationsvorbereitung unbedingt sagen. Ich werde es mir merken. Nun waren immer noch nicht alle Termine abgearbeitet.
Eine Woche vor der Aufnahme ins Krankenhaus musste ich zur Computertomografie,
das Kontrastmittel trank ich schon zu Hause, die CT sollte schon im neuen Haus
stattfinden. Als ich dort pünktlich ankam, wurde ich von den Wachleuten zurückgewiesen,
denn das Gebäude war noch vollkommen leer. Es sah auch nicht so aus, dass
hier in einer Woche schon operiert wird, na mal sehen. Es wurde eine umfangreich
CT gemacht Schilddrüse – Thorax – bis zum Darm, der Onkologe
wollte das so. Das gespritzte Kontrastmittel, ich kenne es ja schon macht eine
wohlig, warmes Gefühl, aber nur für kurze Zeit. Die Auswertung erfolgt
zum nächsten Termin in der Onkologie. Für die Struma – Operation
wurden diese Aufnahmen auch nicht gebraucht.
Ein anderes Problem machte mir Sorgen, die Iritis meldetet sich zurück, immer wieder tränte mein linkes Auge, das fehlte mir noch in der Sammlung und das kurz vor der Operation. Zum Augenarzt, mir war das einfach zu viel, Tropfen und Salbe hatte ich noch zur Genüge im Haus. Ich machte meine eigene Therapie und es klappte, bis zur Operation hatte ich das Auge im Griff. Aber war das nicht ein ungutes Zeichen?
Mutter und Sonja erschienen, traditionsgemäß zum
Buß – und Bettag in Berlin, das war noch eine Abwechslung für
mich. Ich wollte den Besuch aber nur bis Sonnabend haben, klar sahen sie das
ein. Es war wie immer ein harmonischer Aufenthalt. Ich habe für Mutter noch
ein Schreiben an die Rentenversicherungsanstalt gemacht und ihr mein neues Testament
mitgegeben, man weiß ja nie.
Aktivitäten plante ich auch, eine Tagestour durch Berlin, mit S – Bahn, Straßenbahn, U – Bahn und Bus, mehr geht nicht. Die Highlights waren, die Fahrt über die Bernauer Straße an der ehemaligen Mauer entlang, bis zum Nordbahnhof. Mutter konnte es gar nicht fassen, sie war noch nie an der Mauer. Ich konnte vieles erzählen und auch einiges über die ehemaligen ungenutzten U – Bahnhöfe der Nord – Süd – Bahn preisgeben. Ich besitze darüber ausgeprägtes Insiderwissen.
Danach machten wir die Friedrichstraße unsicher, genauer gesagt, die Galeries Lafayette Berlin – einzige Auslands–Dependance der berühmten Pariser Galeries Lafayette und eine der ersten Hauptstadtadressen für internationale Mode und französische Spezialitäten.
Aktuelle Kollektionen und Accessoires auf 4 Etagen, exklusive Düfte und Pflegeprodukte in der Beauté – Abteilung, Klassiker der Weltliteratur, Comics und Bestseller in französischer Sprache in der Librairie française und Schlemmen wie Gott in Frankreich im berühmten Lafayette Gourmet – die Galeries Lafayette Berlin an der Friedrichstraße sind ein wahrer Genuss für die Sinne. Ich tat so, als ob ich das kenne, ehrlich gesagt, ich war genauso überrascht wie mein Besuch und als wie wieder draußen waren, hatte ich die Orientierung verloren und lief auf der Friedrichstraße mehrmals in die falsche Richtung, man war mir das peinlich.
Es war geplant im Komplex der Nordischen Botschaften Mittag zu essen, einige Tage vorher brachte der RBB einen Bericht darüber, dass man hier ab 13.00 Uhr essen kann. Es war voll und leider hatten wie einen Tag erwischt, mit einer Speisekarte die keinem so richtig zusagte. Ich hätte vorher im Internet nachschauen sollen. Egal zu essen gab es trotzdem, Mutter lud uns in die Winterwelt am Potsdamer Platz ein. Ich glaube aber so eine gute Idee war es wohl nicht, denn es wurde am Essen gemäkelt. Mir hat es geschmeckt, nur als meine Schwester am nächsten Tag noch sagte, ich würde nach Knoblauch riechen, war es mir klar das Dressing war durch Knoblauch ›verseucht‹ worden. Wir sind nämlich keine Knoblauchfans und ich gleich gar nicht. Ich bringe Knoblauch immer mit meiner Ex – Frau in Verbindung, so viel wie möglich und dann regte sie sich auf wenn ich von ihr weggerückt bin, ich hätte kotzen können. Manchmal dachte ich, sie macht es absichtlich um mich zu provozieren, auch wie schön ist es jetzt im Schlafzimmer ohne Knoblauchgeruch und anderen Geräuschen.
Mutter hat sich den Schweinebraten eingepackt und auf ging es zum nächsten Event, die ALEXA am Alexanderplatz. Meine Besucher sind eigentlich überhaupt kein ›Einkaufszentrumsgänger‹ , es schien sie aber zu beeindrucken und viele Leute waren auch nicht da, deshalb gefiel es auch meiner Schwester.
Nachdem sie am Sonnabend planmäßig nach Bautzen fuhren, habe ich mich erstmals mit der Reistasche befasst, war die nicht viel zu groß?
Für eine knappe Woche, trotzdem wurde sie voll, vielleicht komme ich zum Lesen. Nahm deshalb von Charles Dickens ›Der Weihnachtsabend‹ und von Time Out aus London ›1000 things to do in London‹. Das Handy und der MP3 – Player hatte ebenfalls noch Platz. Die Wohnung war sauber, die Vögel versorgte, am Briefkasten brachte ich den Aufkleber ›Bitte keine Werbung einwerfen, auch keine Zeitungen‹ an. Am Sonnabend fand ich dort noch eine Rechnung von der Charité über die Zuzahlung zum Remicade Medikament, jeweils 10 Euro, war dort meine Befreiung von der Zuzahlung untergegangen, es ist ja unwahrscheinlich, das Medikament kostet genau 1.397,87 Euro, ich glaube in meiner Apotheke war es teurer. Ich hoffe es klärt sich nach meiner E–Mail.
Die Nacht vom Sonntag zum Montag war nicht wirklich erholsam, zumal ich mit einem leichten Durchfall zu kämpfen hatte, das ging ja gut los dachte ich am Montag früh.
Gegen 8.30 Uhr sollte ich da sein, also fuhr ich mit der S – Bahn 7.20 Uhr bis zum Treptower Park, stieg in die Ringbahn zur Frankfurter Allee und von dort mit der U – Bahn bis Lichtenberg. Die Tasche war ganz schön schwer geworden, vielleicht hätte ich den Trolley nehmen sollen, aber da käme ich mir wie Urlaub vor. Da die Zentrale Patientenaufnahme noch an der alten Stelle war, wurde mir langsam klar, der Neubau ist noch nicht in Betrieb. Die Einweisung hatte ich in der vergangenen Woche der Krankenkasse zur Bestätigung vorgelegt. Ich musste eine Telefonkarte kaufen, warum erschloss sich mir nicht. Die 10 Euro waren Pfand ich bekäme sie zurück. Nun war ich gespannt wo ich mich einfinden muss, noch hat die freundliche Dame es mir nicht gesagt. Ich erinnerte mich aber, das Dr. Feller, der das Gespräch mit mir führte sagte, wenn der Neubau noch nicht fertig ist komme ich auf die Privatstation, ohne Zuzahlung, das hörte sich damals im September gut an.
Es stimmte tatsächlich, ich kam auf die PrivatClasse – Station der Chirurgischen Klinik. Die Station befindet sich im Medizinischen Zentrum Lichtenberg (MZL), dort wo auch meine Onkologin ist.
Ich begab mich dorthin und wurde am Tresen freundlich empfangen, gab meine Unterlage ab und eine Schwester brachte mich in mein Zimmer (204). Es war ein schönes Zimmer, mir zwei Betten, Dusche und Toilette. Es lag schon ein Patient im Bett, die Schwester sagte, “Dem geht es heut noch an den Hals!”. Wir begrüßten uns kurz und ich räumte meine Tasche aus. Vom großen Fenster konnte man direkt auf die Auffahrt und bis zum Bahnhof Lichtenberg sehen. Es ist immer wieder komisch so eine Ankunft, ich merkte es gibt kein zurück mehr und das Geschehen nahm seinen Lauf. Es dauerte auch nicht lange und die junge Assistenzärztin erschien um mir Blut abzunehmen, später wollte sie mich über die Operation aufklären.
Meine nächsten Anlaufpunkte waren, die Röntgenabteilung und der Ultraschall. Die angebotene Begleitung durch einen Zivildienstleistenden brauchte ich nicht. Eigentlich sollte ich nur zum Röntgen gehen, aber die MTA dort machte gleich einen Termin beim Ultraschall aus, da konnte ich einen Weg einsparen, aber es ging schon los. überall wo ich hinkam musste ich mich zum Morbus Bechterew erklären, konnte die Arme nicht richtig hochheben und beim Ultraschall musste mir noch zusätzlich etwas unter den Kopf gelegt werden.
Wieder zurück auf der Station, stelle ich fest, mein Zimmer ist abgeschlossen, sicherlich hat man entsprechende Erfahrungen gemacht. Mein Mitbewohner war schon zur Operation ›abgefahren‹ ,ich sollte gleich noch zur HNO – Ärztin Frau Dr. Ronneburger gehen. Sie hatte die Aufgabe meine Stimmbänder zu kontrollieren. Die Methode ist relativ einfach, sie legt um die Zunge ein Stück Krepppapier, zieht sie raus, steckt ihr Endoskop bis an das Zäpfchen in den Hals. Da würgte es mich schon und ich musste ihr noch ein langes ›hiiie‹ sagen, es kommt aber nur ein kläglicher Laut heraus, das reichte ihr aber. Alles in Ordnung, sie gab grünes Licht für die Operation. Gegen 12.00 Uhr gab es Mittagessen, es war eigentlich nicht wie im Krankenhaus, schmackhaft und abwechslungsreich, obwohl die Vorbestellung nicht immer hinhaute, egal ich war zufrieden.
Am Nachmittag kam die ärztin und führte das Aufklärungsgespräch durch, es sollte wenn überhaupt, nur ein winzig kleiner Teil der Schilddrüse übrigbleiben. Sie konnte die Operation überzeugend erklären, die Risiken waren im Aufklärungsborgen gut beschrieben. Die Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule, aufgrund des Morbus Bechterew brachte ich vor, ich musste den Kopf nach vorn und hinten neigen, sie sah keine großen Probleme darin.
Danach wurde eine kleine Gruppe zum EKG gebracht, begleitet durch einen Zivildienstleistenden, es ging durch Gänge und Fahrstühle in die Chirurgische Klinik, zurück wurden wir nicht gebracht und ich fand mich nicht durch, musste den langen Weg durch das Außengelände des Klinikums nehmen, zum Glück war ich warm angezogen.
14.00 Uhr brachten die Schwestern meinen Mitpatienten, operiert wieder zurück. Für mich stand nur noch die Aufklärung durch den Anästhesisten offen, der sollte irgendwann im späten Nachmittag erscheinen. Zwischendurch kam die ärztin noch einmal vorbei und meinte, es wird wohl erst Mittag mit der Operation. Da war ich schon sauer, man liegt von früh bis mittags im Bett und wartet.
Man kann ja einen Tag zuvor schon nicht wirklich abschalten, ich beobachtete meinen Zimmerkollegen, der schlief, also fing ich an ›Der Weihnachtsabend‹ zu lesen, gar keine so schlechte Geschichte vom Mister Scrooge, dem alten Geizkragen und dessen Läuterung, vielleicht sollten den Deutschen Politiker und Manager auch hin und wieder solche Geister erscheinen. Mich würde es freuen.
Kaffee und Kuchen wird 15.00 Uhr ausgefahren, nicht nur ein kleiner Keks, sondern wirklich ein ganzes Stück Kuchen.
Später am Nachmittag erschien Dr. Feller begrüßte mich kurz und wandte sich dem frisch operierten Patienten zu, er musste eine Sprechübung machen und der Doktor war zu frieden. Ich kannte ihn schon aus der Schilddrüsensprechstunde, er erschien mir irgendwie nicht sonderlich zugänglich, machte aber einen korrekten Eindruck. Meine Bettnachbar bekam Besuch von seiner hustenden Frau, da war er noch der Schatz! Die Patienten, die keine Schonkost bekommen, werden zum Abendbrot an das Buffet gebeten, es gab reichhaltig zu essen und zu trinken. Ich durfte noch bis Mitternacht etwas zu mir nehmen.
Nach dem Abendessen musste wieder eine kleine Gruppe in die ITS (Intensiv Therapie Station) zum Aufklärungsgespräch durch die Anästhesistin, begleitet durch einen Zivi, ich nur im T–Shirt, zurück fand ich mich wieder nicht in die Station. In der ITS herrschte Hektik, es war die ITS der Chirurgischen Klinik, genau dort wo der Darmkrebs operiert wurde. Als ich an der Reihe war, verwies ich auf den Morbus Bechterew, die ärztin notierte es im Bogen, das Gespräch war kurz und knapp, aber ausreichend. Sie verordnete mir für die Nacht noch eine Beruhigungstablette und meinte meine Medikamente kann ich nach der Operation gleich weiter nehmen.
Wie gesagt zurück, ging es über das Außengelände, mir fröstelte, ich war sauer auf die Zivis, die ihre Arbeit sowieso lustlos machten. Mit dem angebrochen Abend war nicht wirklich viel anzufangen, ich las mein Buch zu ende und hörte Musik vom MP3 – Player. Zur Nacht 20.00 Uhr kommen die Schwestern durch, um die Medikamente zu bringen und das war es dann. Ich bekam meine Beruhigungstablette, wurde noch einmal aufgeklärt, dass ich nach Mitternacht ja nichts mehr trinke und das ›Engelshemd‹ lag schon bereit. Der Doktor käme gegen 6.45 Uhr zum Anzeichnen, wenn möglich sollte ich vorher noch duschen.
Mein Mitpatient bekam schon etwas zu essen, einen Joghurt, so wird es hoffentlich bei mir auch sein. Zwischen 22.00 und 23.00 Uhr schaut die Nachtschwester noch einmal vorbei, aber ob der Fernseher noch läuft stört offensichtlich keinen, Hauptsache man ist sich mit dem Mitpatienten einig. Meiner war ja noch nicht richtig da, aber in den nächsten Tagen wird er mich, mit seinen niveaulosen Gesprächen und selbigen Fernsehsendungen, noch gehörig nerven.
Es war keine angenehme Nacht, geschlafen habe wohl etwas, aber es ging mir nicht wirklich gut, es war sogar ein Hustenreiz da. Ich werde mich doch nicht erkältet haben, war mein Gedanke. Ich duschte schnell, dann kam der Doktor schon und zeichnetet in einer Hautfalte am Hals den Schnitt an, aus Neugier fragte ich noch einmal nach dem Termin, er sagte vielleicht 10.00 Uhr, aber er wusste es nicht wirklich. Ich gab mich meinem Schicksal hin und legte mich ins Bett. Ernst wird es erst, wenn man die Beruhigungstablette bekommt, erst dann wollte ich mein Engelshemd anziehen.
Ich staunte nicht schlecht, als mein Zimmerinsasse schon den Dränageschlauch
gezogen bekam und auch die Klammern aus der Operationsnarbe wurden entfernt,
dass ging aber schnell, er konnte sich frei bewegen. Ich wünschte mir, dass
es morgen auch so sein wird, aber noch lag ich hier, 11.30 Uhr bekam ich endlich
die Tablette und durfte mein Hemd anziehen.
Beim Anziehen merkte ich, es hat eine Tasche, ich dachte immer ›das letzte Hemd hat keine Taschen‹ ,also war es noch nicht so weit, ein gutes Omen. Als ich 12.00 Uhr abgeholt wurde, musste ich aus dem Bett auf eine fahrbare Trage umklettern, die Betten in der Station waren fest stationiert und deshalb zum Transport nicht geeignet. Ich bat die Schwester, mir in mein Bett eine Unterlage zu legen, denn der Darm war nicht wirklich ruhig. Dann ging es los, die Operation wird nicht in der Chirurgischen Klinik durchgeführt, sondern in einem Seitentrakt des MZL im 1. Stock. Dort angekommen wurde ich wieder umgebettet, auf eine sehr schmale Liege, bevor ich die richtige Lage hatte musste ich mich mehrmals neu positionieren. Die Unterlage erschien mir wie fester Schaumgummi, in dem sich der Körper eindrückt und fixiert ist, vielleicht täuschte ich mich auch, denn so ganz da war ich nicht mehr, mein Kopf lag ganz gut in dem Schaumgummi.
Im Raum erschien der Anästhesist, ein Oberarzt und meinte gleich, “Herr Ullmann, ich habe auch Morbus Bechterew, aber nicht so schlimm wie sie!” Ein Verbündeter dachte ich, er erklärte mir, es könnte sogar sein, dass ich nicht operiert werden kann. Man muss dann etwas anderes versuchen, was für Aussichten, dass Problem war den Tubus für die Beatmung in die Luftröhre zu bekomme. Durch meine Halswirbelsäule könnte es sein, dass man nicht um die Kurve kommt.
Mein Gott, warum ziehe ich immer alle Probleme auf mich.
Der Zugang zur Vene war schon gelegt, die Schwester erklärte mir, dass ich jetzt in den Operationsraum gefahren werde, ich sah die Lampen über mir, ich wollte eigentlich noch wissen wie es weiter geht, aber man hatte mir schon eine Spritze gegeben, der Oberarzt sagte oder fragte mich noch etwas. Ich erinnere noch, wie ich sagte, “Herr Doktor ich schwebe schon davon!” , es wurde dunkel und ich kippte nach hinten, in ein tiefes Loch.
Später, hörte ich jemand sagen, die Operation ist vorbei, war ich doch operiert, ich konnte die Uhr sehen, 15.15 Uhr, hatten die Ärzte etwa solange an mir gearbeitet, oder sind sie noch einmal vorbeigekommen.
Das Drama begann, ich bekam keine Luft, lag auf der Pritsche und konnte nur röcheln,
das einzige was ich flüstern konnte war das Wort ›Schleim‹ .
Ich hatte Angst, es kündigte sich wieder an, das Abendrot am ›Lebenshorizont‹ ,
ganz dunkel erschien es mir. Ich konnte die Farbe schon gut deuten, ich hatte
in den letzten Jahren genug Zeit, meine Augen auf die Gezeiten des Lebens zu
schulen. Der Mann mit der Sense war deutlich auszumachen und blickte schon ganz
interessiert nach mir. Ich sah sein Treiben im Augenwinkel, zum Glück war
er noch dabei sein Werkzeug zu ›dengeln‹ ,
die Insider wissen was ich meine. Ich kenne diese Prozedur, habe bei meiner Großmutter
mehrmals zugesehen, es nie begriffen. Ich weiß aber, dass es dauert, hoffentlich
wird er nicht so schnell fertig.
Gedanken kamen auf, bloß gut, dass du in den letzten Jahren noch einiges
unternommen hast, meine Reisen zogen an mir vorbei. Zum Röcheln und
dem Schleim kam noch ein permanenter Hustenreiz. Plötzlich standen 4
Leute im weißen
Kittel um mich herum, die ich schemenhaft sah, Dr. Feller war auch
dabei, einer sagte, ich sollte beim Husten die Hand auf die Naht am Hals drücken,
damit nicht alles wieder aufreißt. In meiner Verzweiflung verlangte
ich etwas zu trinken, was ich auch bekam, aber ich verschluckte mich
heftig. Man setzte mir eine Sauerstoffmaske auf, die Überwachung der
Herz – Kreislauffunktionen
erfolgte permanent. Es gab mal gute, mal weniger gute Informationen,
ich verzweifelte an meinem Röcheln. Die Ärzte berieten sich und
wollten mich auf die ITS in der Chirurgischen Klinik bringen, aber es war
kein Platz frei. Lag es am Umzug oder an der Gesundheitsreform, ich weiß es
nicht. Ich, jedenfalls lag noch immer im Aufwachraum und röchelte, angstvoll
vor mich hin, war das Hemd vielleicht ein Versehen, das ich an hatte!
Jetzt trat Dr. Feller in Aktion, denn er war sich nicht sicher, ob die Operation erfolgreich verlaufen ist. Seine Methode die Stimmbänder zu testen ist relativ einfach, man muss Wörter, wie Zitrone, Ananas oder Amerika sagen, ich konnte vorerst nichts sagen, er kam ganz dicht an meinen Mund und quälte mich immer wieder mir den Wörtern. Mit letzter Kraft entfuhr es meinem Hals und ich setzte noch ein Wort dazu, ich sagte nicht nur Amerika, sondern ›Scheiß Amerika‹ . Das war für ihn ein wie ein Befreiungsschlag. Man entschied sich, mich auf meine Station zu bringen, ich fragte, »Geht es nach Hause?«, “ja”, war die Antwort. Ich wurde immer wieder dazu angehalten, tief durch den Mund zu atmen und versuchte es, so gut es eben ging.
Man hievte mich in mein Bett, da lag ich nun, konnte es gar nicht begreifen. Ich wurde sofort an die Telemetrie zur überwachung der Herz – und Kreislauffunktionen angeschlossen per Funk wurden die Funktionen auf einen Monitor bei den Schwestern am Tresen beobachtet.
Der Doktor war auch schon wieder am Bett, er quälte mich erneut mit seinen Sprechübungen, es ging sehr schlecht, dann war er fort der Doktor. Ich bat die Schwester, ob ich nicht etwas zu trinken bekommen kann, nein das müssen die Ärzte entscheiden, dann bringen sie mir wenigsten eine ›Ente‹ . Die bekam ich ohne Probleme und einige Papiertücher für meinen abgehusteten Schleim, aber nur wenige, die nicht lange reichten. Mein Zimmerkollege sagte bescheid, aber deshalb bekam ich noch lange keine, ich konnte mich auch nicht wirklich verständlich ausdrücken, nur ganz langsam sprechen, da waren die Schwestern schon wieder fort. Irgendwann bekam ich welche, so lange benutze ich eine Tasse, dass hat ihnen überhaupt nicht gepasst, war aber nicht mein Problem.
Ja, es muss gegen 19.00 Uhr gewesen sein, als zwei Ärzte von der ITS erschienen, jetzt wäre ein Platz da, sie könnten mich gleich mitnehmen, wenn ich will. Ich wollte hier bleiben und die Doktoren waren einverstanden. Sie konnten feststellen, dass meine Herz – Kreislauffunktionen in guten Händen sind, der Blutdruck hatte sich stabilisiert, Zucker wurde ständig gemessen. Bevor sie gingen bat ich um Wasser zum Trinken, sie sagten bescheid und endlich bekam ich eine Schnabeltasse. Voller Freude nahm ich einen Schluck. Ich konnte aber nicht trinken, es lief nicht in die Speiseröhre, sondern in die Luftröhre, das Drama setzte sich fort, ich verschluckte mich und fing wieder an zu röcheln.
Plötzlich stand Dr. Feller, so gegen 21.00 Uhr wieder vor meinem Bett und meinte er hatte einen Termin beim Zahnarzt, den er unbedingt wahrnehmen musste, wegen mir ist er eh schon zu spät gekommen. Ich war überrascht und bemerkte, er war ein Mensch der alles für seine Patienten gibt, ich musste meinen ersten Eindruck revidieren, er ist gar nicht unnahbar.
Was jetzt geschah hat mich tief beeindruckt, er stand vor meinem Bett und sagte; “Herr Ullmann, sie können mir glauben, ich habe keine Fehler gemacht, obwohl es eine sehr komplizierte Operation war!” Nun begann er mir einiges zu erklären, die Ausführungen wurden durch meine Röchelattacken immer wieder unterbrochen. Es beruhigte in zunehmend, auch dass ich mich immer wieder beim Trinken verschluckte, eigentlich ein Zeichen dass irgendetwas nicht gut gegangen war. Ich habe mich entschlossen den Operationsbericht hier wiederzugeben, bringt er doch einige Fakten anschaulich zu tage.
Operationsbericht (Auszüge und Erläuterungen)
Verwendung des Neuromonitoring und der Lupenbrille
Während früher der Stimmbandnerv per Augenschein identifiziert wurde, wird beim intraoperativen Neuromonitoring eine Nadelelektrode in die Stimmbandmuskulatur eingebracht. Durch einen Reizstrom wird dann jede Muskeltätigkeit der Stimmbänder angezeigt und der Stimmbandnerv kann in der Schilddrüse genau verfolgt werden. Durch intraoperatives Neuromonitoring kann das Verletzungsrisiko des Stimmbandnervs von 2–3 Prozent auf unter 1 Prozent reduziert werden. Bei normalem Neuromonitoringsignal wurde bei mindestens 97 Prozent der Patienten postoperativ ein normaler Stimmlippenbefund festgestellt.
Nach Lagerung des Patienten, welches sich schwierig gestaltete, da eine Reklination des Kopfes bei Ankylose im HWS – Bereich wegen Morbus Bechterew nicht möglich ist. Reklination ist ein Begriff aus der Medizin. Er bezeichnet in der Medizin allgemein das Rückwärtsneigen z. B. des Kopfes. Schon die Exploration gestaltete sich nicht einfach, da sich aufgrund der Bechterew – Veränderungen der Kehlkopf im Jugulumbereich befindet. (Jugulum (lat.) oder auch Drosselgrube bezeichnet die Grube zwischen den beiden Schlüsselbeinen, die nach unten durch den Oberrand des Brustbeins begrenzt wird. Schließlich können beide Schilddrüsenlappen exploriert werden, wobei der linke Lappen erheblich vergrößert erscheint. Beide Schilddrüsenlappen sind von Knotenbildung unterschiedlicher Größe durchsetzt, so dass die Indikation zur Durchführung einer Thyreoidektomie besteht.
Als Thyreoidektomie wird in der Medizin die operative Entfernung der Schilddrüse bezeichnet. Der Eingriff kann als totale Thyreoidektomie (Entfernung der gesamten Schilddrüse; beispielsweise bei einem Schilddrüsenkarzinom) oder als Hemithyreoidektomie (Entfernung eines Schilddrüsenlappens) durchgeführt werden. Neben der kompletten Entfernung des jeweiligen Lappens besteht auch die Möglichkeit, einen Gewebsrest zu belassen (subtotale Resektion), der für die Hormonproduktion in der Regel ausreicht. Der Eingriff wird in Allgemeinanästhesie durchgeführt. Der operative Zugang erfolgt über den sogenannten Kocher–Kragenschnitt, einen etwa 3 – 6 cm langen horizontalen Hautschnitt, der – um ein günstiges kosmetisches Ergebnis zu erzielen – in eine Hautfalte gelegt wird. Die Operationsdauer bei unkomplizierten Fällen beträgt etwa eine Stunde. Mögliche Komplikationen der Thyreoidektomie sind Beschädigung eines Stimmbandnerven Nervus recurrens (Risiko ca. 1 bis 5 %) sowie versehentliche Mitentfernung der Epithelkörperchen. Die Folge können eine Stimmbandlähmung mit Heiserkeit sowie Calciumstoffwechelstörungen sein.
Vor dem weiteren Vorgehen wird der Versuch unternommen, die funktionelle Intaktheit des Stimmbandnervs zu überprüfen. Dies gelingt auf beiden Seiten trotz intensiver Bemühungen nicht (Änderung der Einstellungen am Monitoring – Gerät, Lageänderung des Tubus). Umso sorgfältiger wird im Weiteren auf die sorgfältige Schonung des Simmbandnerv geachtet.
Links beginnend werden die oberen Polgefäße zwischen Ligaturen durchtrennt. Beim weiteren Vorgehen wird auch bewusst auf die sorgsame Schonung von Epithelkörperchen geachtet, das heißt, es wird bewusst kein Nebenschilddrüsengewebe entfernt. Schrittweise wird der linke Schilddrüsenlappen freipräpariert, indem die versorgenden Gefäße durchtrennt werden. Schließlich gelingt es, den linken Schilddrüsenlappen hervorzuluxieren (auszurenken). Nun kann der Stimmbandnerv links eindeutig identifiziert werden. Er verläuft unversehrt nach zentral, wo er in den Weichteilen verschwindet. Unter ständiger Sichtkontrolle der Nerven mit der Lupenbrille wird die Entfernung links vervollständigt und das Präparat zur histologischen Untersuchung gegeben.
Unter Valsalva – Manöver Blutstillung im Bereich des linken Schilddrüsenloge bzw. Feststellung der Bluttrockenheit. Über das Valsalva – Manöver kann man im Internet nachlesen, mir ist die Erklärung zu kompliziert, aber es geht um Herzkammer, Lungenarterien und es kann zum Kollaps führen.
Nochmaliger Versuch der Anwendung des Neuromonitoring direkt über den Nervus recurrens und über den Nervus vagus links. Diese Versuche scheiterten weiterhin. Gleiches Vorgehen wie auf der linken Seite beschrieben nun rechts. Auch hier wird auf die sorgsame Schonung der Epithelkörperchen und des sicher identifizierten Nervus recurrens rechts geachtet. Ausführung einer Thyreoidektomie rechts. Auch auf der rechten Seite gelinkt die Anwendung des Neuromonitoring nicht.
Nach Feststellung der Bluttrockenheit Einlage von zwei Redondrainagen. Verschluss durch fortlaufende Naht. Klammerverschluss der Haut. Verband. Histologie.
Er hatte keine Ruhe und meinte, die HNO – Ärztin wird sich bei mir am morgigen Tag melden. Seine Entscheidung mir Sauerstoff zu geben so viel wie ich will, war segensreich. Ich habe sogar in der Nacht hin und wieder geschlafen. Ich trug eine Sauerstoffmaske und versuchte immer wieder tief einzuatmen. Der Schmerztrunk den ich bekam, ging wieder voll in die Luftröhre, ich bekam den üblichen ›Luftnotanfall‹ . Die Nachtschwester erschien alle 15 Minuten um nach mir zu sehen und zu fragen wie es mir geht. Manchmal streichelte sie mir über die Wange und sprach mir Mut zu. Jeder weiß, der mich kennt, das bleibt nicht ohne Folgen, mir kamen die Tränen. Jedenfalls hat mir die Nacht unter Sauerstoff gut getan. Was das Trinken anging, die Mundpropaganda sagt, Kopf so weit wie möglich auf das Kinn und einen kleinen Schluck nehmen. In der Nacht begriff ich es allmählich, es wird dachte ich mir.
Was lag denn eigentlich noch alles im Bett herum, ich hatte das Gefühl, es war zu viel, zuerst stellte ich fest, aus dem Hals kamen zwei Schläuche, deshalb hingen am Bett auch zwei Tanks, dann waren die Saugknöpfe am Körper, von dort gingen Kabel zu einem Kasten mit Antenne, der im Bett lag. Dann war da noch ein Gerät, welches den Pulsschlag wiedergab, dazu hatte ich eine Klammer am Finger. Also bewegen konnte ich mich nicht wirklich. Die Benutzung der ›Ente‹ gestaltete sich etwas kompliziert, deshalb habe ich der Nachtschwester gesagt, sie soll nicht unruhig werden, wenn kein Pulsschlag mehr da ist, ich habe nur kurzzeitig die Klammer abgemacht. So ging die Nacht dahin, für meinen Zimmerkollegen war es bestimmt nicht angenehm, deshalb konnte ich seine Fernsehgewohnheiten (Zwei bei Kallwass, Richterin Barbara Salesch, Richter Alexander Hold usw.) letztendlich tolerieren.
Gegen 7.00 Uhr kam der Doktor, er war zwar nicht zufrieden, aber auch nicht mehr sorgenvoll. Ich bekam meine Medikamente, also die die ich immer einnehme und zusätzlich noch eine halbe Tablette ACC – Accut zur Schleimlösung , paar Dragees zum Lutschen und sollte drei Mal am Tag mit Emser Salz inhalieren. Die Sauerstoffflasche stand ja noch vor meinem Bett. Ich habe mich qualifiziert und konnte bald selbstständig inhalieren, das war auch gut so. Ich musste mich nur um die Zutaten kümmern, denn von selbst ist keiner gekommen. Ich habe eine ganze Flasche Sauerstoff verbraucht. In der ganzen Zeit wurde ich nur einmal aufgefordert zu inhalieren, am Entlassungstag. Man ist gut beraten, wenn es geht, sich selbst zu kümmern, es wird zwar nichts abgeschlagen, aber auch nur das notwendigste gemacht.
Die Schwestern entfernten alle Kabeln, ein gutes Zeichen,
ich bekam frische Bettwäsche und auf Wunsch ein sauberes ›Engelshemd‹ ,
ein schönes mit kleinen grünen Fröschen drauf. Gut, dass
ich die Unterlage angemahnt hatte, denn es war passiert, ›Schleifspuren‹ im
Bett. Die Ente gab ich auch ab, ich schlich mit den Kanistern zur Toilette,
aber gewaschen habe ich mich nicht. Nun lag ich da, im neuen Hemd und die ›Frühstücksfrau‹ meinte,
ich könne zum Buffet gehen. Ich hatte aber absolut keinen Bock darauf,
Hunger verspürte ich nicht, sie schlug mir vor zwei Joghurt zu bringen,
ich nahm den Vorschlag dankend an und versuchte nach der Methode, Kopf
aufs Kinn zu essen, es ging, trinken konnte ich auch, aber nur kleine Schlücke,
wehe wenn ich das vergaß, da war das Röcheln wieder da. Mir
wurde langsam klar, ich war wieder einmal diesen Mann mit der Sense davon
geeilt und der Lebenshorizont erhellte sich wieder.
Die HNO – ärztin trat am Vormittag an mein Bett, dieses Mal mit dem mobilen Untersuchungsequipment, Spiegel auf dem Kopf und den Kasten für das Endoskop, das Krepppapier zum Zunge festhalten, das war wichtig. Ich sagte ihr vor der Untersuchung, ich kann nicht garantieren, dass ich nicht brechen muss, wenn sie mir mit dem Endoskop am Zäpfchen im Hals rumfummelt. Eine ärztin, die so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen schien, sie machte ihren Job. Eigentlich eine nette ärztin, schon hatte sie meine Zunge rausgezogen und das übliche klare ›hiiie‹ sollte gesprochen werden. Ich bekam nur wieder etwas Krächzendes heraus und würgte vor mich hin, sie sprang bei jeder Attacke flink zur Seite und schaute mich mit großen Augen abwartend an, aber lies nicht locker, immer wieder ›hiiie‹ . Sie stellte fest, dass im Hals alles geschwollen ist, verordnete Prednisolon. Noch vor dem Mittagessen kam Dr. Feller vorbei, setzte sich auf mein Bett und sagte: “Herr Ullmann, ich wollte sie nicht ärgern, aber ich hatte keine Ruhe mehr. Jetzt wird alles gut, die Stimmbänder sind nicht verletzt.” Ein Schritt vorwärts, ich sah noch nie einen solchen frohen und entspannten , ja fast glücklichen Arzt. Dr. Feller stieg in meiner Achtung immer mehr. Ich habe mir einmal ausgerechnet, er macht in der Woche zwischen 6 und 9 Struma – Operationen, wenn man das hochrechnet. Man sagt ein guter Chirurg muss 300 Operationen im Jahr machen, das kommt bei ihm hin.
Es war schon Mittwoch, werden die Schläuche gezogen, irgendwann erschien ein Assistenzarzt, nahm Blut ab, es ging um den Kalziumgehalt, der wenn die Nebenschilddüse geschädigt ist ebenfalls mit Medikamenten ersetzt werden muss. Er versprach mir, die Schläuche kommen heute noch raus. Dann trat Ruhe ein, Mittag saß ich schon am Tisch im Zimmer und genoss das Essen, immer darauf achtend den Kopf nicht zu hoch zu halten, damit das Schlucken funktionierte.
Ich freute mich schon auf die Schlauentfernung, aber es tat sich nichts, o.k. manchmal geht es auf der Station so zu, dass man denkt es wird etwas vergessen. Zum Kaffee sagte ich noch nichts, konnte ja an den Tisch gehen und meinen Nachmittagskuchen genießen. Danach bekam der Mitpatient Besuch, sie hustete wieder und ich hörte sie tuscheln, blutet der, da meinte sie mich, ich hatte mir mein rotes Handtuch ins Bett gelegt, aus den bekannten Gründen, man weiß ja nie.
Nun war es endlich an der Zeit ein Lebenszeichen von mir geben, keiner wusste so recht wo ich überhaupt untergekommen bin und wie es mir geht. Ich habe extra kein Telefon genommen, ahnte aber auch nicht, dass man hier vom Zimmer aus mit dem Handy telefonieren kann. Die mir am nächsten stehende Person, meine Mutter rief zuerst an, sie hatte die Aufgabe, alle zu informieren. Zu dem Zeitpunkt war meine Stimme noch sehr anfällig, ich konnte nicht schnell sprechen und es strengte mich an. Die Mutter war entsetzt über meinen Zustand, ich gab ihr einen kurzen Situationsbericht, am nächsten Tag wollte ich dann meine Tante anrufen, die besonders litt, wenn in der Familie jemand krank ist.
Als die Aufforderung zum Abendbrot kam, fragte ich nach, nein war die Antwort, heute nicht mehr, hat der Doktor so angeordnet. Nun wusste ich wenigstens bescheid, ich zog mit den Schläuchen und den beiden Kanistern los. Mein Engelshemd hatte ich auch noch an, zog mir nur die Trainingshose und die Jacke drüber, was soll es. Ich habe mit meinem Zimmerkollegen im Speiseraum gegessen. Die Kanister klemmte ich mir in den Hosenbund, das sah vielleicht bescheuert aus. Langsam essen und trinken, trichterte ich mir immer wieder ein, es klappte.
Wir schauten am Abend Fußball, gegen 21.00 Uhr stand plötzlich Dr. Feller in der Tür, ach ja, da gibt es noch etwas zu erzählen, hier auf der PrivatClasse Station wird generell angeklopft, auch durch die Ärzte und Schwestern. Er erkundigte sich nach unser beider Wohlergehen und meinte zu mir, die Schläuche kommen morgen raus, bei mir muss er ganz sicher gehen. Er brachte noch einmal zum Ausdruck, dass er sehr froh ist, wie es nun doch verläuft. Er kam noch einmal auf die Alternative eines Luftröhrenschnitts zu sprechen, aber wer will das schon, so seine Worte. Er wünschte uns einen schönen Abend und verließ das Zimmer.
Donnerstag geschah es dann wirklich mir wurden die beiden Dränageschläuche gezogen und die Klammern entfernt. Es ist kein wirklicher Höhepunkt, tief einatmen und der Schlauch wird wie ein Regenwurm rausgezogen, noch einmal tief einatmen und der zweite war auch raus. Sie sitzen ungefähr 10 cm tief drin, auch das Entfernen der Klammern tut nicht weh, ich hatte nur paar mehr, weil mein Schnitt länger war. Nun war ich befreit, duschte vorsichtig, zog mich an und fühlte mich wieder als Mensch. Das Schlucken klappte noch nicht wirklich gut und die Verschleimung war auch noch da. Während des Mittagessens kam der Doktor vorbei und meinte ich sollte, wenn ich fertig bin mit essen, zu HNO – Ärztin gehen, da sie am Freitag nicht da ist. Die übliche Untersuchung und das grüne Licht für die Entlassung, sie meinte zu mir, ich könnte mich im neuen Jahr noch einmal bei ihr sehen lassen. Ich verabschiedete mich freundlich von ihr und nahm ihren Bericht gleich mit, selbigen gab ich am Tresen ab. Später lief mir der Doktor über den Weg und fragte nach, was die ärztin meinte, ich verwies ihn auf ihren Bericht. Irgendwann steckte die Assistenzärztin den Kopf zur Tür herein und frage ob alles in Ordnung ist und schwupp was sie verschwunden.
Am Nachmittag ging ich in die Cafeteria im MZL und trank einen Sauerkirschsaft, vielleicht hätte ich auch ein Bier getestet, aber es gab keines zu kaufen. Ich fragte die Dame am Tresen, seit einem Jahr, gibt es kein Alkohol mehr, das hätte die Ärzte gestört, es sei ein Krankenhaus, den Zigarettenautomaten schien niemand zu stören. Ich kannte die Frau von 2000, als die Cafeteria noch im Krankenhaus war, damals gab es Bier zu kaufen, aber es stellte nicht wirklich ein Problem für mich dar, es wäre ja nur ein Test gewesen.
Von hier aus informierte ich die Tante über meinen Zustand, auch sie war nicht glücklich darüber, ich versprach ihr, mich am Sonnabend nach der Entlassung zu melden. Ich lies mir zur Nacht neben dem Schmerztrunk, eine Schlaftablette geben, ob sie geholfen hat vermag ich nicht einzuschätzen, ich konnte aufgrund der Schmerzen im Kopf und Schulterbereich nicht wirklich gut liegen, wer weiß wie sie mich während der Operation verdreht haben.
Freitag wurde mein Mitbewohner entlassen, obwohl er leicht erhöhte Temperatur hatte, mich fragte der Arzt bei der Visite, ob ich am Sonnabend gehen will, ob ich will, geht es denn hier nach Wusch, oder was war los. Ich sagte ihm, ich entscheide mich am Sonnabend, denn so richtig entlassungsfähig fühlte ich mich nicht. Der Doktor war aber am Sonnabend nicht da, nur die Ärztin, zu der ich übrigens keinen richtigen Kontakt fand, sie beachtete mich auch auf dem Flur nicht, manche Schwestern machten es genau so. Ich war ja auch kein ›richtiger« Privatpatient.
Ich genoss den Tag alleine im Zimmer, die Erzählungen meines Mitpatienten gingen mir doch auf den Geist, aber ich tat so als hörte ich zu. Was er da so über seine Ehe sagte und was ich selbst mitbekommen habe, o.k. da lebe ich doch ganz gut alleine.
Eine Überraschung erlebte ich im späten Nachmittag, Ex – Schwager Rolf und Jessica haben mich aufgespürt und standen plötzlich im Zimmer, klar habe ich mich riesig gefreut. Es ging mir auch einigermaßen und sie staunten nicht schlecht über mein Zimmer. Rolf war auch gleich bereit, mich am Sonnabend abzuholen und nach Hause zu fahren, ich war froh darüber, denn mit meiner schweren Reisetasche wäre ich ungern mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, vielleicht gab es auch Pendelverkehr, wie so oft in diesem Jahr. Notfalls hätte ich mir ein Taxi rufen lassen.
In der Nacht schwitzte ich gewaltig, ein ungutes Gefühl beschlich mich, ich brauchte mich nicht entscheiden, mit über 38 Grad Fieber, war an Entlassung nicht zu denken. Ich bin gar nicht zum Frühstück gegangen, blieb im Bett liegen und wartete auf die Ärztin, die so gegen 10.00 Uhr erschien, mir in den Hals guckte und die Lunge abhörte, Lungenentzündung war es keine. Ich bat um ein Schmerzmittel wegen dem Kopf und Schulter, welches ich auch bekam, es wirkt gleichzeitig fiebersenkend, meinte sie. Mehrmals am Tage wurde die Temperatur überprüft, ich fühlte mich bescheuert, blieb weiter im Bett liegen, war froh, dass ich alleine im Zimmer lag. Informierte Rolf, dass er mich nicht abholen muss. Ich habe doch in den letzten Jahren nie Fieber gehabt, was mag das wohl sein. Ich stellte erste Überlegungen an, es muss sich jemand um meinen Briefkasten und um die Vögel kümmern, zudem erfolgt am Mittwoch das Ablesen der Heizkosten, ich hatte mir nicht einmal die genaue Zeit gemerkt, irgendwann am Nachmittag. Ich rief meine Mutter an und vereinbarte mit ihr, einen Zeitpunkt, wo sie mich in den nächsten Tagen auf dem Handy anrufen kann. Das Fieber ging nicht zurück, im Gegenteil am Abend waren es fast 40 Grand, schon etwas bedenklich. Am Sonntag käme der Doktor, sagte die Schwester und wird die weitere Therapie festlegen. Ich ließ mir wieder den Schmerztrunk, die Schlaftablette und ACC – Akut zum Schleimlösen geben. Nun wurde auch nachts das Fieber gemessen, geschlafen habe ich trotzdem ganz gut. Mir war schon klar, so schnell werde ich wohl nun nicht entlassen.
Am Sonntag erschien der Doktor gegen 9.00 Uhr mit bedenklicher Miene am Bett seines ›Problemfalles‹ , er hörte ebenfalls die Lunge ab, konnte nichts feststellen. Ich bekam nun ein Antibiotikum (Sobeline 300 mg), aber nicht sofort, sondern erst 14.00 Uhr und dafür die doppelte Menge, ich war schon ganz unruhig und lag schwitzend im Bett. Ich sollte nun alle 8 Stunden 300 mg Sobeline einnehmen.
Am Nachmittag kam wieder Besuch, dieses Mal die ganze Familie Neumann, sie waren auch nicht gerade freudig gestimmt über meinen Zustand, mir ging es auch nicht gut, sie fragten ob ich etwas brauchte, ich brauchte nichts und die mitgebrachte Thüringer Bratwurst musste ich ablehnen, aber es war gut gemeint, sie sind eben gute Freunde. Ich brachte mein Problem mit der Wohnung vor, Jessica, die noch Urlaub hat, erklärte sich sofort bereit, ich werde als Unterstützung noch meine Tante aktivieren.
Am nächsten Tag war das Fieber zwar etwas niedriger, aber immer noch da. Der Doktor schickte mich wieder zur HNO – ärztin, ich wurde sofort vorgelassen, sie war über mein Aussehen schockiert und diagnostizierte eine Halsweichteilentzündung. Mein dicker Hals fiel mir am Morgen auch schon im Spiegel auf. Sie erhöhte die Dosis Sobeline auf 3–mal täglich 600 mg. Der Doktor meinte, das bekommen wir wieder hin, dachte aber auch an einen Abszess und tastet den Hals ab.
Montagnachmittag kamen Ilona und Jessica vorbei, ich bereitete eine Liste vor, mit den Punkten die abzuarbeiten waren. Ich war froh, dass ich das Problem auf diese Art und Weise klären konnte. In solchen Situationen komme ich mir dann doch relativ hilflos vor, denn die Familie ist weit weg. Zum Glück habe ich mir in den vergangenen Jahren einen kleinen Kreis von Menschen geschaffen, zu denen ich Vertrauen habe. Dazu gehören diese Neu – Männer und Frauen.
Zwischen 16.00 und 17.30 Uhr erhielt ich die Anrufe von Mutter und Tante, so
konnte ich sie immer aktuell informieren. Zum Abendbrot traf ich im Speiszimmer
mit den neuen Patientinnen zusammen, die am nächsten Tag operierte werden
sollten, als sie meine Stimme hörten, fragten sie vorsichtig ob ich auch
an der Schilddrüse operiert worden bin. Ich konnte ihnen darüber berichten,
sie wurden immer blasser. Ich meinte sie sollen sich mich nicht als Beispiel
nehmen, es geht in der Regel ohne Komplikationen ab und meine Stimme bekomme
ich auch zurück. Mit den Damen werde ich noch öfters in Unterhaltung
kommen.
Es ging mir tatsächlich von Tag zu Tag besser, am Dienstag sollte ich zum Röntgen gehen, ich war der erste im neuen Krankenhauskomplex, die MTAs hatten noch ihrer Probleme mit der veränderten Technik und waren mehr mit sich als mit mir beschäftigt. Die durchgeführte Röntgenkontrolluntersuchung der Halsweichteile und des Thorax, sowie die sonografische Untersuchung der Halsweichteile am nächsten Tag ergaben keine auffälligen Befunde.
Am Mittwoch bekam ich einen neuen Mitpatienten, der von der Chirurgischen Klinik, wegen Platzproblemen bei mir im Zimmer unterkam, er sollte an der Hand operiert werden. Der Mann war eigentlich ganz o.k., nur sein Besuch, war eine Katastrophe. Zuerst tuschelten er und seine Frau leise vor sich hin, es dauerte eine ganze Weile bis sie mich ins Gespräch einbezogen. Er sollte noch am gleichen Tag operiert werden, seine Frau blieb so lange bei ihm bis er abgefahren wurde. Dann fragte sie mich ob sie die Toilette benutzen kann, kein Problem für mich, nur dauerte es und ich musste zur Sonografie. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass das Zimmer verschlossen wird, wenn ich gehe. Nun beeilte sie sich, fragte aber noch, ob sie mich auf dem Handy anrufen kann um nachzufragen, ob ihr Mann schon wieder im Zimmer ist. Wegen einer Operation an der Hand so einen Aufriss, aber es kommt noch schlimmer.
Gegen 13.00 Uhr rief ich in der Wohnung an, Jessica war dran und musste mir die traurige Mitteilung machen, sechs Vögel sind tot, sicherlich sind sie nachts aufgeschreckt und haben sich zu Tode geflogen, ist zwar traurig lässt sich aber nicht ändern. Sonst ist alles o.k. in der Wohnung, später tauchten sie, Tante, Ilona und Jessica bei mir im Krankenhaus auf, aber in meinem Zimmer war einfach ›zu viel Mensch‹ vorhanden, also gingen wir in den Speiseraum. Ich bedankte mich für die Unterstützung und werde mich nach der Entlassung erkenntlich zeigen, klar lehnte sie es ab, aber wenn so ein junges Mädel ihren Urlaub opfert, da sind nur Worte nicht ausreichend. Ich weiß, so gut geht es ihnen finanziell auch nicht, mehr oder weniger sind sie auch ›Wendeopfer‹ .
Als sich mein Besuch verabschiedet hatte, begab ich mich wieder auf mein Zimmer, immer noch viel zu viel Mensch da, die Frau mindestens 2 Zentner, die Tochter nicht minder gewaltig, ich nahm meinen MP3 – Player und hörte Musik. Zum Abendbrot verabschiedeten sie sich, man konnte wieder gut durchatmen, zum Glück war er keine ›Wärmflasche‹ , im Zimmer konnte sich viel frische Luft breit machen. Begebenheit am Rande, obwohl kurz nach der Operation, wurde er schon angeherrscht, schlürf nicht so, das klingt entsetzlich, wie froh nahm ich das zur Kenntnis. Er hat es bestimmt nicht einfach zu Hause.
Donnerstag sah mein Doktor schon ziemlich zuversichtlich aus, hatten doch die Untersuchungen nichts Negatives ergeben. Die Temperatur war bei 37,5 Grad, das verhieß Gutes, einen Tag hatte ich noch Zeit. Ich fragte Dr. Feller, ob es keinen Ärger mit der Krankenkasse gibt, er meinte nur, darüber müssen sie sich keinen Kopf machen. Da es im Frühstückszimmer voll war, nahmen wir unser Essen mit aufs Zimmer. Noch während des Frühstücks kam Professor Gellert zur Visite vorbei, ich kannte ihn schon von 2000, konnte auch kurz über die Krebsoperation sprechen, klar kannte er mich nicht, aber meine Anerkennung nahm er dankend entgegen. Ich erinnerte mich noch genau, wie er damals mit dem Oberarzt auf der ITS am Bett stand und mich beruhigte, weil mein Herz so schnell schlug.
Nachmittags wollte mein Zimmerkollege zum Kaffee auch ein Stück Kuchen haben, da wurde mein Stück geteilt, o.k. ich konnte damit leben, fand es aber eigenartig. Schlag 15.00 Uhr, ich hatte mein Kaffee noch gar nicht ausgetrunken, erschien die dicke Frau, gemeinsam mit der dicken Tochter und später kommt noch das dicke Kind der Tochter dazu. Ich sah mir im Fernsehen Handball an und hörte nebenbei den niveaulosen Gesprächen zu. Man brachte der dicken Tochter SODOKU bei, die begriff nichts, natürlich war am Fenster alles besetzt. Ich war froh als das Abendbrot herankam, ich nahm ja an, wenn ich zurück komme ist die Luft rein. Ich saß mit den Damen am Tisch, die am Freitag nach Hause gehen konnten, sie freuten sich auch über meine Genesung. Ich nahm mir absichtlich Zeit, ich traute meinen Augen nicht, das dicke Kind holte sich am Buffet etwas zu essen, ziemlich dreist. Als ich zurück aufs Zimmer kam, saßen alle drei immer noch da und die Fernbedienung war in des dicken Kindes – Hand, er sah sich “Die Simsons” an, das brachte mich aus der Ruhe und ich forderte die Fernbedienung. Er meinte, dass er das immer guckt, ich machte ihn darauf aufmerksam, dass das mein Fernseher ist und ich bestimme was geguckt wird. Das muss wohl die ganze Familie beeindruckt haben, kurze Zeit später war das ganze Zimmer voller Luft und sie weg. Hoffentlich sehe ich die nicht noch einmal.
Nun, am Freitag war ich wieder alleine im Zimmer und der Sonnabend stand bevor , nur nicht noch einmal einen Rückschlag. Obwohl, im Nachhinein bin ich froh, dass es so gekommen ist, gar nicht auszumalen was passiert wäre, wenn das Fieber erst zu Hause aufgetreten wäre, was hätte ich gemacht, vermutlich mit Tasche wieder ins MZL gegangen. So gesehen gibt es eben immer zwei Seiten einer Sache.
Beim Abendbrot setzte sich ein noch älterer Herr an meinen Tisch, es entwickelte sich ein Gespräch, über die Krankheiten, er hatte etwas mit der Bauchspeicheldrüse, ob Krebs weiß ich nicht. Jedenfalls, so erzählte er mir, ist er von der Chirurgischen Klinik hier auf die Privatstation gekommen, er hat es dort nicht mehr ausgehalten. So wie er meinte, herrschen dort katastrophale Zustände, ich kenne die Station gut, habe hier im Jahr 2000 drei Wochen zugebracht, klar ist sie nicht zu vergleichen mit der PrivatClasse – Station, er musste aber als Kassenpatient zuzahlen um hier aufgenommen zu werden, eine nicht ganz kleine Summe. Vielleicht hängt es ja auch mit dem Umzug in das neue Haus zusammen. Alles muss man den Leuten auch nicht glauben, denn jeder versucht seine Krankheitsgeschichte mit irgendwelchen Katastrophen zu garnieren. Ich habe das nicht notwendig, meine Garnitur bekam ich gratis dazu.
Am Sonnabend früh zum Fiebermessen habe ich ›Fieberraten‹ mit der Schwester gespielt, d.h. ich sagte ihr, sie solle mir ja kein Fieber ansagen, o.k. ich sollte schätzen welche Temperatur ich habe. 36,8 Grad sagte ich und das stimmte, also stand der Entlassung nichts mehr im Wege, der Doktor hat aber das letzte Wort. Ich zog schon meine zivilen Sachen an, obwohl ein Problem beschäftigte mich noch, am Abend trat aus einem der Löcher, dort wo der Schlauch drin war, ein Sekret aus. Ich lies mir noch einen kleinen Verband ankleben. Die Schwester schien es aber nicht zu sorgen.
Zum Frühstück, saß ich mit zwei ›frischen Strumas‹ am Tisch, die am Freitag operiert wurden, über meine kleinen Tipps zum Schlucken waren sie dankbar. Etwas später erschein die Ärztin und sagte: “Herr Ullmann, essen sie erst auf, ich komme dann zu Visite!” Ich dachte der Doktor kommt, ich setzte mich ans Fenster, die Tasche war gepackt, das Handy gesprächsbereit. Ich sah den Doktor den Berg zum MZL hochlaufen, ist wirklich ein relativ steiler Weg. Die Ärztin ließ sich zum Glück nicht sehen, es dauerte nicht lange und der Doktor stand vor mir und fragte, ob ich wirklich gehen will, ich wollte. Das kleine Problem am Hals stellte auch für ihn kein Problem dar. Jetzt konnte ich Rolf anrufen, kurze Zeit später überreichte er mir den Brief mit den Entlassungspapieren. Ihm stand wieder ein Lächeln ins Gesicht und er sagte zu mir, “Herr Ullmann, wenn irgendetwas ist oder sie mir etwas zeigen wollen, wissen sie ja wo sie mich finden!” Wirklich ein Arzt der für seine Patienten da ist.
Rolf erschien bald mit dem Auto und wir fuhren in die Wohnung, unterwegs habe ich noch etwas eingekauft. In der Wohnung war alles in Ordnung und Rolf hielt sich auch nicht lange auf, denn die Familie war von meiner Tante am Nachmittag zur Weihnachtsfeier eingeladen. Ich bedankte mich noch einmal für die Unterstützung und für Jessica hatte ich einen Umschlag mit 50 Euro mitgegeben. Sie rief mich am Abend an, bedankte sich und versicherte mir noch einmal, sie hätten es gern gemacht, auch ohne Obolus. Das Geld hat sie in die Familienkasse gegeben.
Ich war froh wieder zu Hause zu sein, aber gesund fühlte ich mich nicht, das Glas Rotwein schmeckte auch nicht wirklich. Einige Leute erkundigten sich sofort nach mir, telefonisch oder per Mail, Christine I + II, Micha, Amely und der alte Schwede, andere später, wahrheitsgemäß berichtete ich über die aufgetretenen Probleme.
Am Sonntag waren die Kopfschmerzen fast unerträglich, eine Tablette half, das Antibiotikum habe ich am Sonntag ebenfalls abgesetzt. Im Krankenhaus bekam ich schon statt 50 mg 100 mg L – Thyroxin und die Dosis wird eventuell noch erhöht werden müssen.
Ich las mir die Berichte vom Krankenhaus nun etwas genauer durch.
Pathologisch – anatomische Untersuchung und Begutachtung.
Neben viel fachlichen Auslassungen, war für mich wichtig. Kein Anhalt für Malignität oder eine Thyreoiditis. Der Begriff Malignität wird in der Medizin verwendet, um eine Erkrankung oder einen Krankheitsverlauf zu kennzeichnen, der fortschreitend zerstörerisch wirkt und möglicherweise auch zum Tod des Patienten führen kann.
Häufig genutzt wird er in Bezug auf Tumorerkrankungen zur Kennzeichnung eines Tumors, der in der Lage ist, Metastasen zu bilden. Ein solcher Tumor wird umgangssprachlich als Krebs bezeichnet. In Abhängigkeit von der Fähigkeit von Tumoren/Tumorzellen, solche Metastasen zu entwickeln, unterscheidet man niedrig – maligne und hoch – maligne Tumoren.
Thyreoiditis ist der Fachbegriff für eine Schilddrüsenentzündung. Er umfasst mehrere Erkrankungen verschiedener Ursache, die schmerzlos und unbemerkt oder aber auch sehr schmerzhaft ablaufen können.
Die Epikrise habe ich schon teilweise erwähnt, nur wer mir die Epilepsie reingeschrieben hat, weiß ich nicht.
Am Montag habe ich alle noch anstehende Termine für dieses Jahr storniert, Augenarzt, Remicade Therapie in der Charité und den Hausarzt. Ich wollte zeitweise sogar meine Geburtstagsfeier absagen, mir fehlte einfach die Kraft.
Die Woche gestaltete sich relativ schwierig, ein Lichtblick gab es aber, die Mutter besuchte mich am Freitag, Evelyn und Schwager hatten in Berlin irgendwelche Vorbereitungen für ein Konzertbesuch zu treffen, sie wollten sich die Weihnachtsbeleuchtung ansehen und die neuen Einkaufsmöglichkeiten ALEXA testen. Da lag es nah, dass sie meine Mutter mitbrachten.
Zum Glück sprang das Auto an und wir konnten erste Besorgungen für den Geburtstag erledigen. Da komme ich sowieso nicht davon, notfalls bringen sie eben alles mit. Das ist doch auch eine gewisse Achtung die mir entgegengebracht wird. Ich fühlte mich die ganze Woche nicht wohl und lag oftmals schon Vormittag auf dem Sofa.
Ein Problem war unbedingt noch zu erledigen, egal wie schlecht es mir geht, meinen drei Frauen, Amely, Christine und Andrea musste, nein wollte ich zu Weihnachten noch ein kleines Präsent schicken. Sie bekommen alle ›Der Weihnachtsabend‹ von Charles Dickens. Ich verbrachte fast den ganzen Sonntagvormittag damit, die Karten zu schreiben und die Bücher einzupacken. Ich bin leider überhaupt kein ›Kartenschreiber‹ und ›Päckchenpacker‹ , aber ich tat es gern. Mutter wird vielleicht denken, da hätte er ja mir auch eine Karte schreiben können, ja ich habe sie natürlich nicht vergessen, ihre Karte und das Paket ist schon lange in Bautzen, nur Kleinigkeiten, aber sie hat es nun wirklich verdient. Immer bereit zu helfen, leider zu weit weg, nun wird die ›Nuss – Oma‹ bald 80 Jahre. Meine Großmutter trug diesen Namen auch schon, nun wird er weitervererbt. Damals waren Nüsse zu Weihnachten, es hieß auch noch nicht an Weihnachten, eine Seltenheit. Wir Kinder freuten uns, wenn diese von der Oma im die ›Gute Stube‹ mit lautem Getöse gerollt wurden. Heute, in der Welt, wo nur noch die ›Kohle‹ regiert, wohl kaum noch vorstellbar.
Wenn ich an den Geburtstag denke wird mir ganz schlecht, ich will ihr den ›Alleinflug‹ als Buch schenken. Weil sie sich immer beschwert, dass sie es im Internet nicht lesen kann und sie soll eine Video – DVD bekommen. Nun hat mich aber die Operation gewaltig zurückgeworfen. Es soll alles aktuell bis zum Jahresende enthalten sein. Die DVD ist noch nicht einmal gedanklich entworfen. Ich hoffe es geht mir bald wieder besser, ich muss es schaffen, das ist mir Mutter einfach wert.
Ich beschloss noch einmal zum Dr. Feller ins MZL zu gehen, ich erinnerte mich an seine Worte, ich stelle nämlich Konten im Hals fest und war mir nicht sicher ob ich noch einmal einrücken muss. Der Doktor sah es nicht problematisch, ich sollte mir noch etwas Zeit geben vielleicht 1 – 2 Monate und dann eventuell noch einmal vorbeikommen. Nach dem Arztbesuch holte ich mir einen Termin in der Onkologie, dort sollte noch die Auswertung vom Blutbild, CT und Röntgen erfolgen. Ab Januar ist meine Onkologin wieder da, sie hat nicht nur ein Kind bekommen, sondern auch geheiratet. Ich habe sie schon einmal kurz auf der PrivatClasse – Station getroffen, wie immer war sie in Eile. Anschließend ging ich zur Weihnachtsfeier zu meiner Berliner Tante, sie freut sich immer wenn ich komme, sie hat es mit ihrer Sehschwäche auch nicht einfach, aber kümmert sich trotzdem noch um die Probleme der anderen Menschen.
So vergeht die Zeit, die Vorbereitungen für den Geburtstag hielten mich auch in Bewegung. Es geht mir noch nicht wirklich gut, noch traue ich mich aber nicht Planungen für 2008 vorzunehmen.
Eigentlich wollte noch in diesem Jahr zur Beratungsstelle für Behinderte, Krebskranke und AIDS – Kranke im Bezirksamt Treptow – Köpenick gehen. Ich hatte es meiner Betreuerin versprochen, aber ich packte es nicht mehr, deshalb habe ich mich zumindest telefonisch gemeldet. Als sie von meiner Struma – Operation hörte, war sie entsetzt, sie kennt es schon bei mir, alles was anderen nicht passiert lade ich mir auf. Ich werde nun Anfang 2008 zum Gespräch gehen, ich freute mich jedenfalls sehr, als sie mir sofort entsprechende Hilfe für Haushalt und Einkauf anbot. Ich hoffe es wird auch so gehen, schön zu wissen, es gibt Menschen, die denken an dich. Es gibt auch paar Probleme die überdenkenswert sind. Die LVA hat mir nämlich den Rentenbescheid zugesandt, ich könnte ja ohne Abzüge mit 60 Jahren in Altersrente gehen, prima oder. Da ich aber von dieser Rente ca. 600 Euro nicht leben kann, bleibt mir das Grundsicherungsamt immer erhalten. Ich muss mir gut überlegen, was ich mache und brauche hier paar Tipps von ihr.
Da mich mein Doktor mit dem ›Amerika‹ so quälte, habe ich mir die altbekannten amerikanischen Weihnachtsfilme angesehen, da gibt es sogar einige die mir gefallen. Es ist allemal besser wie die ›Seelenkotze‹ in der deutschen Filmkunst, Volksmusik und anderen Werken, mit all den Künstlern. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber leider nur sehr wenige. Wichtig für mich ist, da ich die amerikanischen Schauspieler nicht kenne, da brauche ich mich über sie nicht aufregen. Bei den deutschen Künstlern ist es anders, ihre politischen äußerungen und andere Einstellungen, ja es ist so, regen mich auf. Wenn ein Regisseur oder Schauspieler, mal einen Film über das Leben im ›Osten‹ dreht, womöglich noch mit vermeintlichem STASI – Hintergrund sind sie die ›Allergrößten‹ ,sorry aber die rausgepikten Rosinen widerspiegeln nicht das Leben von 16 bis 18 Millionen Menschen in der ehemaligen DDR. Ich meine die Filme sind stümperhaft gemacht und zeugen von keinerlei Realitätstreue. Zu Recht finden die sich nun unter den 100 nervigsten Deutschen wieder. Glückwunsch! So werden zumindest die öffentlich – rechtlichen Fernsehanstalten ihre sinkenden Einschaltquoten auch nicht aufhalten können. Oder man versucht es wieder einmal mit Dopingvorwürfen!
Weihnachten allein zu Hause, ich habe es mir so gewünscht und verlebte geruhsame Feiertage, die Pakete von meinen drei ›Mädels‹ sind ausgepackt, man freut sich über die Aufmerksamkeiten. Nur mit TIME OUT in London gibt es ein Problem, am 24. Dezember kam die Bestellung an, angeblich auf dem Transport beschädigt, die Post klebte den Kompaktbrief wieder zu. Leider fehlte das Buch "LONDON – WALKS Volume 1", das wird wieder eine Herausforderung. In English die Nachlieferung in die Wege zu leiten, TIME OUT hat aber bis zum 3. Januar geschlossen, ich bin gespannt, ob es problemlos gehen wird. Ich vertraue den Londonern.
Am 1. Weihnachtsfeiertag, es ging es mir wieder nicht gut, trotzdem stellte ich
mir eine DVD zusammen, mit Liedern aus den Sixties, meine Zeit. Manchmal treffe
ich auch Entscheidungen die nicht wirklich durchdacht sind, ich habe bei TIME
LIFE ein ABO abgeschlossen, die erste CD war umsonst, dass es 36 Doppel CD's
werden, ahnte ich natürlich nicht. Es ist keine schlechte Geschäftsidee,
einmal angefangen, möchte man schon die komplette Kollektion haben. Es sind
viele bekannte Titel drauf, aber auch ›Schrott‹ .
Deshalb habe ich mir eine DVD gebannt, mit den Titeln die mir gefallen, es sind über
600 geworden. Die DVD ist auch nicht in einer Stunde erstellt, aber zu den Radio – oder
Fernsehsendungen eine Abwechslung.
Ich hätte es wissen sollen und mir den Weihnachtsbraten sparen können. Mein gekauftes Entenbrustfilet bei PLUS sollte etwas Besonderes werden. Ich dachte mir, es ist wie mit den Reisen, nichts auf die ›lange Bank‹ schieben. Es könnte der letzte Braten sein! Sorry!
Es hat sich nicht gelohnt, gerollt mit Morcheln und Orangen, klingt gut, aber mir hat es nicht geschmeckt, zum nächsten Weihnachten gibt es nur Klöße, Rotkohl, Spiegelei und Soße, neben weniger Arbeit, spart man noch Strom.
Der 2. Feiertag steht bei mir immer im Zeichen der Geburtstagsvorbreitungen, deshalb musste es mir besser gehen. Manchmal ist der Zwang, irgendetwas zu tun, dass beste Mittel. Ich fasste Mut, beschloss nicht zu Hause zu bleiben, sondern ins Kino zu gehen. Es spielte gerade der Film "Elizabeth – Das Goldene Königreich", ich habe den ersten Teil des Films vor nicht allzu langer Zeit im TV gesehen, also fuhr ich ins Sony – Center, mein letzter Kinobesuch liegt schon paar Jahre zurück.
Die Handlung, im ausgehenden 16. Jahrhundert bestimmen Intrigen den Alltag am Hofe von Elizabeth I. überdies droht ein Glaubenskrieg, ausgelöst durch die Kriegserklärung des spanischen Königs Philipp II., der mit Waffengewalt das protestantische England zum Katholizismus bekehren will. Während Elizabeth ihre Truppe gegen Spanien ziehen lässt, deckt ihr treuer Berater Sir Francis Walsingham eine Verschwörung auf, die England noch schwerwiegender bedroht. Der Film geht nicht ganz mit Historie mit, aber eine glänzend spielende Cate Blanchett reißt das raus, für mich haben sich die zwei Stunden gelohnt.
Auf dem Rückweg kaufte ich noch paar Kleinigkeiten ein, die vier Baguettebrote holte ich auch am Bahnhof Schöneweide, da brauchte ich am 27. nicht los. Denn die Batterie im Auto war abgeklemmt. Wieder zu Hause, ging es ans Hackbällchen braten, 1 kg habe ich verarbeitet und die waren wie immer weg.
Am Geburtstag musste ich nur noch die ›Schnittchen‹ fertig machen, um 11.30 Uhr kamen Mutter, Sonja und mein Neffe Daniel, eine Stunde später Evelyn und Roland. Mutter hatte traditionell ihren selbst gemachten Kartoffelsalat mitgebracht und den Rest gab es am kalten Buffet von mir. Meine Tante, Cousine mit Sohn kamen auch, am Abend erschien noch Ex – Schwager Rolf mit Familie. Es war wieder ein schöner Tag, obwohl recht anstrengend für mich. Als der Aufwasch fertig, das Geschirr und die Gläser wieder im Schrank standen war es schon 1.00 Uhr. Ich habe nicht viele Gläser, aber einige Schätze sind dabei, Schnapsgläser aus Rostow am Don, Mitbringsel von unserer Reise (Vater, Mutter, Ex – Frau, ich) im Jahre 1985 und die gibt es nur zum Geburtstag. Nächstes Jahr wenn Gott will wird es wohl noch etwas stressiger werden.
Ich hoffte, dass ich vielleicht zum Jahreswechsel auf die Festmeile mit meinen Kumpels gehen kann, aber das dachte ich nur, denn am nächsten Tag suchte mich der ›NOVO – VIRUS‹ heim. Was wird mich noch alles heimsuchen, eine ›Scheiße‹ im wahrsten Sinne des Wortes. Damit wechselte ich bis zu Neujahr zwischen Toilette – Sofa – Brechschüssel, deshalb werde ich mir über meine Zukunft erst 2008 Gedanken machen. So geht das Jahr mit zwiespältigen Erinnerungen zu Ende, wenn ich das letzte Quartal ausklammern könnte, würde ich es als positiv einstufen.
Beenden möchte ich das Kapitel mit einem Auszug aus einer E–Mail.
Puh.... jetzt hat es mir wohl die Sprache verschlagen... ich wusste ja von deiner kurzen mail, dass es dir nach deiner OP nicht gut gegangen ist....aber DAS was ich da jetzt gelesen habe..... es reicht für 3...... und ich bin entsetzt.... Ich bin so froh und dankbar, dass du diese schlimme Zeit hinter dich gebracht hast und dass du dem Sensenmann entkommen bist. War wohl doch gut, dass dein Hemdchen noch eine Tasche hatte....und dass es kein Irrtum war. Ich finde es einfach toll wie du über diese Zeit schreibst, so schlimm sie war so musste ich doch zwischendurch lachen über deine Worte..... und ich bin unendlich froh, dass du deinen Humor nicht verloren hast..... das du SO über diese Zeit schreiben kannst..... ich muss meinen Hut vor dir ziehen lieber Henry.... du bist ein bewundernswerter Mensch.
So schreiben Menschen, die ich nicht einmal Persönlich kenne, ein besseres Kompliment kann es nicht geben.
So geschrieben von Amely, Danke
Previous Home Next