7. Feierlichkeiten, Scheidung und ein neues Problem
     Jahr 2004


Was war es eigentlich, dass mich immer wieder so optimistisch machte,
war es mein Gesundheitszustand,
waren es meine Hobbys,
war es meine Familie,
waren es meine E–Mail – Kontakte, oder
war es mein Lebensmut.
Ich werde darüber in diesem Kapitel berichten, aber der Reihe nach, denn es gibt wieder viel zu schreiben.
Da kam mir schon einmal die Idee, warum eigentlich den ›Alleinflug‹ nicht als Hörbuch heraus zubringen. Für die Menschen die es interessiert oder für die nicht mehr oder nicht mehr gut lesen können.
Da hätte ich doch auch gleich paar Geschenke zur Hand, wo man ja heute sowieso nicht weiß was man schenken soll. Ich könnte damit auf einmal, alle Weihnachtsgeschenke, Geburtstagsgeschenke, Ostergeschenke und weitere Geschenke abdecken, denn eigentlich bekommen ja nur solche Leute was von mir, die sich auch für mich interessieren. In eine schöne Schachtel verpackt, ich meine die CD, das wäre doch super, dann gäbe es auch keine Probleme mehr mit meiner Rechtschreibung bzw. Grammatik. Aber es bleibt vorerst bei der Idee.
Dazu gleich einen Satz, ich kann mir alles tausendmal durchlesen und finde die Fehler trotzdem nicht, ich glaube der Inhalt macht es und dass, der richtig ist dafür lege ich die Hand ins Feuer, wie man so schön sagt.
Meine ehemalige Deutschlehrerin Frau Arndt wäre heute bestimmt stolz auf mich wenn sie wüsste, dass ich schreibe; wie sagte sie doch einmal treffend zu mir, als sie hörte, dass ich die Fachschulabschluss in JURA gemacht habe, » Henry, das hätte ich nicht von Sie gedachte «. Meine Zensuren im Fach Deutsch möchte ich hier lieber verschweigen, ich bin kein Vorbild für die Jugend.
›Der Alleinflug‹ würde es zwar nie in die Buchhandlung schaffen, es ist mein persönlicher Erfolg, egal was andere darüber denken und welche Meinung sie haben.
Schon seit geraumer Zeit überlegte ich, ob und wie ich den Kontakt zu meiner Tochter wieder herstellen könnte. Ich kannte leider weder ihren jetzigen Namen noch die Adresse und auch nicht ob sie überhaupt Interesse an einem Kontakt zu mir hat. Sicherlich würde es für beide nicht einfach sein und ich trage ja auch gewiss die Hauptschuld, dass es so gekommen ist, aber rückgängig ist es nicht mehr zu machen. Oftmals hatte ich schon daran gedacht und es gab auch Menschen die mich dazu ermutigten, also beschloss ich einen Brief an meine Tochter zu schreiben.
Der Hauptgrund ist eigentlich die Erkrankung, weil ich es als meine Pflicht ansah, meine Tochter darüber zu informieren, nicht um Mitleid zu erregen, das brauche ich schon lange nicht mehr, mein Leben ist so wie es ist und das ist gut so.
Mir geht es darum, ihr zu sagen wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind, um solche Probleme frühzeitig zu erkennen und gar nicht erst zum Tragen kommen zu lassen, obwohl bis heute nicht ganz geklärt, gibt es doch Hinweise auf Vererbungen und in dem Zusammenhang hätte ich mich über einen Kontaktaufnahme gefreut.
Ich bin mir auch sicher, dass sie meinen Brief erhalten hat. Die Hoffnung gebe ich aber nicht auf. Vielleicht gibt es ja in einem der nächsten Teile vom Alleinflug was darüber zu berichten und das Jahr ist ja auch noch nicht zu Ende.
Mein letzter Versuch in diesem Jahr endete darin, dass ich ihr zum 30. Geburtstag eine Karte schrieb und einen bescheidenen Blumenscheck mitschickte, ich kann warten!
Bei mir gab es schon im vergangenen Jahr Überlegungen, etwas für unsere Schulklasse zu machen, also beschloss ich auf meiner Website, einige Seiten über unserer Klasse zu machen, dann sind es doch fünf geworden. Was ich mir damit für Arbeit aufgeladen habe, ahnte ich am Anfang nicht.
Ich besorgte mir als erstes alle Bilder von den vergangenen Klassentreffen und das waren nicht wenige. Um sie zu verwenden mussten alle eingescannt und mit meinem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet werden. Es hatte auch was Nützliches gehabt, ich lernte das Programm beherrschen, vorher hatte ich es zwar, aber die vielen Funktionen und die Komplexität des Programms blieben mir weitgehend verborgen, um es genau zu sagen, es war mir alles viel zu kompliziert. Zusätzlich zu den Webseiten wollte ich noch eine Foto–CD bzw. eine Video–CD erstellen. Es kamen insgesamt ca.500 Bilder zusammen.
Ich hatte dann bis kurz vor dem Klassentreffen voll zu tun um alles rechtzeitig fertig zu haben, aber ich habe es gern gemacht und ich denke meine Arbeit ist auch angekommen und die Mühe hat sich gelohnt. Selbst zum Klassentreffen war ich mit dem Brennen von CD's beschäftigt und musste auch viele Fragen rund um den PC beantworten, denn unser Jahrgang zählt nicht wirklich zur Computergeneration. Ausnahmen gibt es natürlich!
Zum Klassentreffen verzeichneten wir eine Rekordbeteiligung, es fehlten nur zwei Mitschüler. Das letzte Klassentreffen fand vor über zehn Jahren statt, wir hatten uns alle verändert und es gab natürlich viel zu erzählen. Die Zeit verging wie im Fluge. Einige sind so geblieben in ihrer Art und andere erkannte man kaum wieder. Die Organisatoren, Werner und Monika hatten sich große Mühe gegeben und das wurde durch die rege Teilnahme honoriert. Nun soll alle 5 Jahre ein Treffen erfolgen und ich habe damit 5 Jahre Zeit um die Bilder und Informationen aufzuarbeiten.
Wie war es mit meiner Schulfreundin gelaufen, ja wie ausgemacht habe ich sie von ihrer Wohnung abgeholt und wir sind gemeinsam nach Wehlen, dem Ort des Klassentreffens, gefahren und dann ging es gegen Mitternacht zurück, ohne Blitzer, dieses Mal.
Einige ehemalige Mitschüler hatten auf meiner Website was gelesen, über eine Schulfreundin von mir, über die Anfänge berichtete ich ja schon im Teil 6 vom ›Alleinflug‹ , so hat sich dann im Verlauf des Treffens alles aufgeklärt. Klar haben manche gestaunt.
Am nächsten Tag, am Sonntag, kam eine ehemalige Mitschülerin und ihr Mann zu Besuch nach Dresden und wir haben einen Stadtbummel gemacht. Geplant war weiterhin, dass meine Schulfreundin, für paar Tage, mit nach Berlin zu mir fährt. So fuhren wir gemeinsam am Montag nach Berlin. Es waren paar nette Tage gewesen und es wird wohl bei einem freundschaftlichen Verhältnis bleiben, das sich auf gelegentliche Besuche und Anrufe beschränken wird. Ich finde es gut so und vor Weihnachten werde ich sicherlich kurz bei ihr vorbeifahren, meine Weihnachtsgeschenke vorbeibringen und die für mich bereitliegenden mitnehmen.
Nun ist es passiert, ich bin geschieden und es war überhaupt nicht feierlich gewesen. Es ist also jetzt meine Ex–Frau. Es hat insgesamt fünf Jahre gedauert bis es nun zum positiven Ende kam.
Damit es besser nachvollziehbar ist, was sich bei so einer Ehescheidung abspielt, was alles hervorgekramt wird und wer alles als Zeuge benannt wird, gebe ich Auszüge aus einigen Schreiben wieder. Zugriff nur über die Privat–Seiten, ich muss immer noch vorsichtig sein, man weiß ja nie.
Es gab in diesem Jahr vier Verhandlungstermine und es war immer wieder das Gleiche, die Vorwürfe über meine Faulheit, Trunksucht und andere üblen Eigenschaften wurden von ihr immer wieder, mündlich bzw. schriftlich hervorgebracht, dass es selbst dem Richter manchmal zu viel wurde und er sie zur Sachlichkeit ermahnte. Mein Rechtsanwalt merkte natürlich wie ich innerlich kochte und es war glaube ich das einzige Mal, dass er mir während einer Verhandlung was sagte, nämlich ich solle ruhig bleiben. Mein Rechtsanwalt ist ja wesentlich jünger als ich und es hat sich doch ein gutes Verhältnis entwickelt, trotzdem, wenn er etwas cleverer gewesen wäre, so hätten wir noch mehr rausschlagen können.
Interessant war auch, wie sich die beiden Rechtsanwälte beharkt haben, nicht vor Gericht, sondern in ihren gegenseitigen Schreiben, da ging es um Terminversäumnisse, Unterlassungen, ich glaube es gehört wohl dazu.
Ich habe der Frau während den Verhandlungen nicht immer richtig zugehört, sondern darüber nachgedacht, warum sie so geworden ist, eigentlich stimmt das nicht, sie war schon immer so, nur ich habe es nicht wahr haben wollen, na gut also dieses Kapitel in meinem Leben ist abgeschlossen. Ich hätte niemals gedacht, dass ein Mensch zu solchen Lügen fähig ist und es artete dann doch mehr und mehr in eine Belastung aus. Die Gegendarstellungen wurden mir langsam lästig, denn ich wollte nicht mein restliches Leben damit verbringen.
Vor allem aber ein neues gesundheitliches Problem machte mir zu schaffen und ich wollte einen Schlussstrich ziehen. Nach Beratung mit meinem Rechtsanwalt haben wir dann einen Vergleich, hinsichtlich des Vorsorgeausgleiches, angestrebt. Im Nachhinein erwies es sich als Richtig.
Jetzt ist es schon komisch, wenn keine Briefe vom Gericht oder Rechtsanwalt kommen und mit der Prozesskostenhilfe scheint ja auch geklappt zu haben, weil bisher keiner Geld haben wollte.
Nach all den Gerichtsterminen ist mir auch klar, warum einige Menschen kein Kontakt zu mir suchen, denn sie sind als Zeugen benannt, die meine Faulheit, Trunkenheit und Jähzornigkeit bestätigen sollen, selbst mein Hausarzt wurde erwähnt.
Ich bin meinerseits froh, dass es so gekommen ist, mein Leben hätte sich zur Hölle entwickelt, das Ende unserer Ehe wäre so oder so gekommen. Ich wäre immer auf diese Frau angewiesen gewesen, jeden Euro hätte ich mir erbetteln müssen und sie hätte es mir spüren lassen, dann wäre ich vielleicht derjenige gewesen der die Scheidung beantragt hätte. Warum ist ganz einfach, weil ich aufgrund des Einkommens meiner Frau, keine Sozialhilfe bekommen hätte. Na gut, es ist eine Vermutung, die aber sehr nahe an der Wahrheit liegt. So habe ich zwar auch keine großen finanziellen Mittel aber ich brauche meine Frau nicht anbetteln.
Noch nicht geklärt ist die Unterhaltszahlung, die ja über das Sozialamt läuft und bei der Verhandlung keine Rolle spielte, ich bin froh darüber, dass mein Rechtsanwalt das nicht übernommen hat.
Mir ist aber bekannt, dass es mittlerweile eine Forderung vom Sozialamt gibt, die nicht gerade niedrig ist. Warum ich das weiß ganz einfach, meine Ex – Frau hat die Zahlungsaufforderung, es war schon die erste Mahnung, an meine Mutter geschickt. Dabei hat sie ihre Angaben geschwärzt und die meiner Mutter eingesetzt, zufällig oder besser gesagt bloß gut, als der Brief kam war ich zu Besuch bei meiner Mutter. Ich konnte sie gleich beruhigen.
Der Wortlaut, »Bitte kümmere Dich doch endlich mal um Deinen Sohn Henry. Ich zahle schon seit Jahren seine Schulden, habe Deinen Sohn unterhalten. Wünsch Dir alles Gute Unterschrift«
Ich konnte über soviel Dreistigkeit nur mit dem Kopf schütteln, da der Unterhalt nicht bei Gericht verhandelt wird, brachte ich dazu nichts vor. Wieder so eine typische Kurzschlussreaktion der Frau, der ›Antialkoholikerin‹ , ich hätte auch diesbezüglich einiges bei Gericht vorzubringen und hätte eine Menge Zeugen gehabt.
Das Sozialamt, mit seiner chronischen Überlastung, habe ich damit auch nicht behelligt.
Wer nun denkt ich habe es geschafft, der täuscht sich gewaltig, gerade wo ich diese Zeilen schreibe, kam ein Brief vom Rechtsanwalt, es gibt einen neuen Termin bei Gericht, aber erst im Januar 2005, was wird es da wohl wieder geben? Es soll um die Gerichtskostenkosten gehen, man versucht mir wieder etwas anzuhängen, ja so eine Scheidung ist eben teuer.
Im letzten Kapitel schilderte ich meine Behandlung wegen dem Morbus Bechterew in der Charité, ich bekomme seit dieser Zeit ein Medikament, was ich zweimal täglich einnehmen muss und im Juni war der Termin zur Nachkontrolle. Man hat einen Namen, kennt die Ärztin und fühlt sich aufgehoben, ich bin wirklich froh, wie es gelaufen ist. Es geht mir soweit auch ganz gut damit, aber die Versteifung bleibt eben, wie üblich bei den Kontrolluntersuchungen ist natürlich die Blutabnahme und Urinkontrolle dabei.
Die Ärztin meinte, wenn sich etwas ergibt, bekomme ich Bescheid und ich bekam ihn auch. Es sah nicht gut aus mit den Entzündungswerten, also überlegte man, eine neue Therapie in Anwendung zu bringen. Die Abteilung der Rheumaklinik heißt ›Rheumatologische Spezialsprechstunde‹ , da die Krebsoperation aber erst vier Jahren her ist, musste zuvor der Leiter der Rheumaklinik Prof. Dr. med Burmester konsultiert werden. Es wurde entschieden mir eine Infusion zu geben, die aber noch nicht so lange am Markt ist. Die Anti – TNF(Tumornekrosefaktor)α Therapie mit dem Wirkstoff Remicade. Durch diese Remicade –Therapie wird das Immunsystem erheblich geschwächt und die Nebenwirkungen sind auch nicht ohne.
Da stand ich wieder da, aber es kommt noch schlimmer, weil eben das Immunsystem geschwächt ist und im Zusammenhang mit der Therapie auch Tuberkulose aufgetreten ist, musste bei mir ein Tuberkulin – Test durchgeführt werden. Gleichzeitig wurde noch einmal der Thorax geröntgt.
Was rauskam, der Tuberkulin – Test war positiv, ich habe auch nichts anderes erwartet und in bzw. an der Lunge gibt es schon lange eine verkalkte Zyste, deren Herkunft ist nicht ganz geklärt, vielleicht kommt sie von den Knoten in der Schilddrüse. Die Reaktion auf den Test war so heftig, dass es selbst der Ärztin den Atem verschlug. Es wurde festgelegt, dass ich erst einmal ein Antibiotikum nehmen muss, aber nicht nur paar Tage, sondern 9 Monate lang, dass hat mir nun wieder den Atem verschlagen, als ob ich nicht schon genug Medikamente nehme. Eine TBC wollte ich aber auch nicht bekommen. Mit der Therapie wegen dem Morbus Bechterew wolle man noch warten.
Ich hatte insgesamt ein ungutes Gefühl und mein Gefühl täuschte mich nicht, ich vertrug das Antibiotikum nicht, was sich in einer Unterzuckerung bemerkbar machte, ich setzte die Tabletten selbstständig ab und wollte zum nächsten Termin in der Rheumaklinik dieses angeben, die eigentliche Therapie hatte ja noch nicht begonnen.
Aber es kam noch schlimmer, ich hatte mir vorgenommen Anfang August meine Mutter in Bautzen zu besuchen, es stand ja wieder einmal die Doppelkopfspiele an, meine Schwestern warteten schon eine ganze Weile auf mich und der Geburtstag von meiner Schwester Evelyn sollte auch gefeiert werden.
Während des Besuches fing mein rechtes Auge an zu tränen, aber ich nahm es nicht so tragisch, ich fühlte mich aber auch insgesamt nicht Wohl und hatte überlegt, ob ich überhaupt fahre. Zurück in Berlin bin ich dann zur Augenärztin gegangen.
Obwohl ich ja von der Zuzahlung befreit bin, wollte man mir die Praxisgebühr abnehmen, weil ich keine Überweisung hatte. Es ist schon eigenartig wie sich Sprechstundenhilfe auskannte, erst eine Rücksprache mit meiner Krankenkasse, hielt sie davon ab, fast ein dreiviertel Jahr nach Einführung dieser Gebühr, was soll man dazu noch sagen.
Natürlich besaß ich auch keinen Termin, aber man sah es mir ja an, dass ich nicht zum Spaße komme. Die Ärztin sagte gleich es ist eine massive Iritis (Regenbogenhautentzündung). Nun auch noch das, ich wusste, dass beim Morbus Bechterew eine solche Iritis auftreten kann und alles was kann nehme ich natürlich bereitwillig mit!! Ich ahnte auch noch nicht im Entferntesten, was mich erwartet und wie lange es dauern wird.
Das war wie gesagt Anfang August gewesen, ich bekam nun Tropfen und Salbe für das Auge verordnet, es war aber keine Besserung in Sicht. Meine Augenärztin startete den letzten Versuch und gab mir eine Kortisonspritze in den Augenhintergrund, ich bin schon vieles gewöhnt, aber das war nun wirklich unangenehm gewesen. Als das auch nicht half, überwies sie mich in die Notaufnahme der Augenklinik im Virchow Klinikum zur stationären Behandlung. Ich denke auch die vielen Therapien und Medikamente haben sie zu diesem Schritt veranlasst und ich wusste damals schon, dass was zurückbleiben wird, denn das linke Auge hatte nur noch eine Sehkraft von 10%. Nun konnte ich den Computer, das Englischlernen, das Autofahren, den Balkon und die Sonne vergessen. Meine Tätigkeit als virtueller Pilot bei der Colourair und der Euroberlin musste ich auch zeitweise einstellen.
Zwischendurch war ich in der Rheumaklinik und hatte meine Bedenken wegen den Nebenwirkungen vorgebracht, natürlich war die Iritis, ein Grund mehr für die Ärztin die Remicade – Therapie durchzuführen. Weil eben diese Regenbogenhautentzündung gern gemeinsam mit dem Morbus Bechterew auftritt. Meine Argumente waren am Ende gewesen, ich bekam ein neues Antibiotikum und nach einer Woche hatte ich den ersten Termin zur Infusion.
Dieser erste Termin fiel genau auf den Tag, wo ich geschieden wurde, d.h. 9.00 Uhr im Gerichtssaal, auf einem Auge fast blind und 10.00 Uhr zur Infusion in die Charité. Der Richter merkte natürlich, dass mit mir was nicht stimmte und auf die Frage, ob es mir nicht gut gehe, habe ich dann wahrheitsgemäß geantwortet, wie man es bei Gericht so macht. Er meinte noch, ob ich in der Lage bin die Verhandlung zu verfolgen. Ich hatte den Eindruck, es kann auch täuschen, dass er mehr auf meiner Seite stand, sie musste in den vielen Verhandlungen mehrere Zurechtweisungen hinnehmen.
Meine noch zukünftige Ex – Ehefrau konnte ich auch nur ganz verschwommen erkennen, es war vielleicht auch besser so. Jetzt hatte ich doch tatsächlich keine Zeit, mit ihr noch einen Kaffee trinken zu gehen, so wie sie es vor langer Zeit versprach. Ich glaube schon, dass sie richtig sauer, über den Ausgang der Scheidung war. Trotz meines Zustandes freute ich mich zumindest innerlich.
Vor der ersten Infusion hat man natürlich immer etwas Angst und ich dachte unwillkürlich an die Zeit der Chemotherapie. Die Infusion dauert ca. 2 Stunden und eine Stunde sollte man noch unter Beobachtung bleiben. Ich habe sie gut vertragen, konnte aber keine Verbesserung verspüren, die Halswirbelsäule blieb steif. Die Infusion bekomme ich ja nun zeitlebens, wichtig ist aber, dass die Entzündung im Körper zurückgedrängt wird, was sich positiv auf die Iritis auswirken könnte, sagte mir die Ärztin. Sie wird mich eine ganze Zeit lang begleiten.
Aber die Infusion begann gleich wieder mit Ungemach, es lag wohl an den Augen oder waren noch die Anstrengungen der Gerichtsverhandlung, mir entglitt mein, vom Munde abgesparter, MP3 – Player, er fiel auf den Boden und war kaputt. Ich wollte die Zeit wie üblich nutzen um englische Vokabeln zu lernen. Ich bekam in den nächsten Tagen einen neuen geschenkt, von meiner Cousine, den ihr Sohn mir überbrachte.
Nun wird es so sein, dass ich jetzt jeden zweiten Monat in die Charité muss, um diese Infusion zu bekommen. Ich bin überzeugt, dass die Behandlung und die Untersuchungen von qualifizierten Ärzten durchgeführt werden und ich habe mich auch bereit erklärt, immer einen viertel Liter Blut für die Wissenschaft abzugeben. Es hat noch etwas Positives, man nimmt oder hat wesentlich mehr Zeit für die Betreuung der Patienten, so sind es in der normalen Sprechstunde in der Rheumaklinik höchstens 20 Minuten, dort in der ›Neuen Therapien‹ mindestens 45 Minuten und mehr. Ich bin natürlich damit nicht unzufrieden, obwohl die Einrichtung sehr beengt ist, die Infusion bekommt man praktisch in der Anmeldung, etwas abgeschirmt vom Publikumsverkehr.
Bevor ich in die Augenklinik gefahren bin, habe ich meine Tasche (Notfallkoffer) fürs Krankenhaus gepackt, obwohl ich erst einmal ohne Tasche kommen sollte.
Immer wenn ich zu so einer neuen Umgebung überwiesen werde, überkommt mich die blanke Unruhe, die sich erst wieder legt, wenn ich mich auskenne. Von meiner Wohnung brauche ich, mit der S– und U – Bahn, eine reichliche Stunde, für Berlin ein guter Schnitt. Bis zu meiner S – Bahn Station (Grünbergallee)laufe ich nur 5 Minuten. Meiner Ex – Frau sei für die ›kluge Auswahl‹ der Wohnung gedankt, aber das war garantiert nicht ihr Ziel, sie hätte mir sicherlich einen Fußweg von mehreren Kilometern an den ›Hals‹ gewünscht.
Ich habe die Wohnung behalten, weil ich gar keine Zeit hatte mir eine neue zu suchen und um ehrlich zu sein, ich habe mich auch nicht sonderlich angestrengt. Da sie aber nicht schnell genug von mir weg kommen konnte, ist sie dann schließlich ausgezogen, obwohl sie die Wohnung bestimmt auch gerne behalten hättet. Wir hatten nach ihrer Scheidungsabsicht, die anteilmäßige Zahlung der Miete und sonstigen Kosten vereinbart. Selbst das wurde von ihr vor Gericht noch bestritten, da ich aber meine Quittungen über die Zahlungen aufbewahrte, konnte ich es entkräften.
Nun bin ich etwas abgeschweift, die Augenklinik der Charité befindet sich im Virchow Klinikum und da war ich bisher noch nicht gewesen, höchstens vor einigen Jahren als Taxifahrer.
Nachdem ich mich durchgefragt und die Anmeldeformalitäten erledigt waren, habe ich ca. 2 Stunden warten müssen.
Die Ärztin, Frau Doktor Schmidt, nette jüngere Frau, zu der ich sofort Vertrauen aufbauen konnte, konnte auch nur die ausgeprägte Iritis feststellen, die mich jetzt schon einen Monat plagt, etwas Angst kommt da schon auf. Sie gab mir neben Augentropfen, Augensalbe und nach Konsultation mit dem Oberarzt das Medikament Decortin (Cortison). Ich informierte sie über den Diabetes und bat sie sich mit der Rheumaklinik der Charité in Verbindung zu setzen, Frau Doktor war am Telefon und so nahm die langsame Heilung seinen Lauf. Ich wurde von der Ärztin auch beruhig und musste auch nicht einrücken. Ich bin noch mehrmals zu ihr in die Sprechstunde gegangen. Man musste immer sehr viel Zeit mitbringen. Das Medikament nahm ich ausschleichend bis Mitte Oktober, aber das Auge war leider noch nicht ganz in Ordnung. Zum Glück hat sich das Cortison nicht negativ auf den Zucker ausgewirkt.
In meiner Apotheke gab das Rezept Decortin beim einscannen einen Piepton von sich. Der Computer reagiert, wenn es Unverträglichkeiten zwischen den Medikamenten gibt, bei mir war es das NovoNorm, was ich gegen den Zucker nehme. Ich finde das gut, man wird darauf hingewiesen und kann die weitere Medikation mit seinen Ärzten besprechen. Das geht natürlich nur wenn man alle Medikamente in einer Apotheke holt.
Nach ca. 8 Wochen wurde ich an meine Augenärztin zurück überwiesen, ich war nicht geheilt aber nicht mehr akut gefährdet, das Auge sah wieder mit 50 % und glücklicherweise sind offensichtlich keine Schäden an der Netzhaut zurückgeblieben, die eingetretene Linsentrübung kann später durch eine Laserbehandlung korrigiert werden. Trotzdem werde ich mir überlegen, ob ich eine andere Augenärztin aufsuche, das ist aber gar nicht so einfach.
Im Arztbrief des Virchow Klinikums stand, dass ich gern wiederkommen kann und das ist nicht nur so dahergesagt, wie mir auch meine Augenärztin bestätigte, bei der nächsten Iritisattacke, sollte ich sofort die Notaufnahme aufsuchen, jetzt mit einer Akte geht es unkompliziert, wie sie meinte, abweisen kann mich mit der Erkrankung keiner.
Und sie sagte noch etwas, sie sprach vom Glück, ich und Glück, na wie finde ich den das, die Erblindung auf einem Auge war nicht auszuschließen, wie sie andächtig meinte. Ich glaube ja nicht an Glück, na jedenfalls nicht so richtig, aber vielleicht gibt es ja paar Menschen, die mir ab und zu die Daumen drücken, oder gar für mich beten. Ich lasse es einmal so stehen, die die ich meine wissen es garantiert.
Erst kurz vor Jahresende hat sich das Auge auf 80 % Sehkraft hoch gerappelt , worüber ich natürlich sehr froh bin, mehr ist nicht zu erwarten, aber ich kann wieder ganz vernünftig lesen und auch am Computer schreiben, es war ja neben den anderen Belastungen, die größte Entbehrung. Ist mir doch mein Computer ein treuer Begleiter in guten, wie in schlechten Zeiten geworden, die Anspielung auf meine Ehe ist natürlich bewusst von mir gewählt. Somit wird auch der siebente Teil vom ›Alleinflug‹ pünktlich erscheinen.
Eigentlich hatte ich mich ja Anfang August gesundheitlich ganz gut gefühlt und dann das, aber so ist es eben, wenn man gesundheitlich angeschlagen ist, sollte wirklich jeden Tag aufs Neue genossen werden.
Im April, es liegt schon paar Monate zurück, kaufte ich mir ein Trainingsgerät, weil ich an Gewicht zugenommen habe und ich meine Bewegungseinschränkung in Grenzen halten will, also legte ich mir unter der Devise,
Die Bechterewler brauchen Bewegung !
einen Hometrainer (deswegen sehen wir Bechterewler auch alle so sportlich aus!!) zu, für einen Sozialhilfeempfänger sicherlich eine Anschaffung, wie für andere Menschen ein Auto und ich glaube nicht, dass mir das Sozialamt so etwas gekauft hätte.
Damit will ich vor allem erreichen, dass;
› – die Elastizität des entzündlich befallenen bzw. schon vernarbten Gewebes soll erhalten bleiben soll
› – die Muskelkraft soll erhalten und gestärkt werden.
› – mit trainierter Muskelkraft soll die Wirbelsäule, die bei Unachtsamkeit eine Neigung zur Beugung aufweist,
     aufrecht gehalten werden, und zwar auch dann, wenn das vernarbte Gewebe wirklich verknöchern sollte.
› – das Bewegungstraining hat zum Ziel, über Stärkung der Muskelkraft die Haltung des Körpers zu korrigieren
      und schließlich über die Zugbelastung auf den Knochen einer Osteoporose vorzubeugen.
Ich als Bechterewler mit aktivem Krankheitsbild kann mir keine Trainingspause leisten, ich bemerke schon nach 4 bis 8 Wochen sowohl Leistungsabfall wie auch Bewegungsverminderung.
Leider musste ich aber jetzt aufgrund der Iritis, des Cortison und der ersten Infusionen meine Aktivitäten in den Hintergrund stellen.
Im Monat Oktober habe ich dann mit dem Radfahren wieder begonnen, es ist die einzige Möglichkeit mich fit zu halten und so fahre ich jeden Monat ca. 200 Kilometer. Das sind am Tag ca. 10 km, also jeden Tag, außer Sonntag und Sonnabend. Ich kann fahren bei Regen, Schnee, Glatteis, Sonne usw. ist doch eine feine Sache, es stört nichts, nur manchmal der innere ›Schweinehund‹ , den jeder wohl kennt. Bis zu Ende des Jahres habe ich ca. 1400 Kilometer zurückgelegt, 85 Stunden dazu benötigt und 50000 Kalorien verbraucht. Da bin ich auch etwas Stolz auf mich.
Die Probleme mit der Schilddrüse, die ja schon aus dem vergangen Jahr bekannt sind, sollten eigentlich dieses Jahr geklärt werden. Ich glaube nun nicht mehr daran, weil auch sie dem Auge weichen mussten und nun noch die alljährliche Computertomographie und die Koloskopie anstehen, d.h. sie erfolgen Ende November und kurz vor Weihnachten die nächste Infusion, da passt die Schilddrüse überhaupt nicht mehr dazwischen.
Ich habe die Kontrolluntersuchung doch noch dazwischen bekommen, die Kontrolle in der Nuklearmedizin ergab, dass die Knoten nicht gewachsen sind und deshalb eine Operation zurzeit nicht zwingend notwendig ist.
Die Ärztin meinte, wenn ich einmal nichts anderes mehr habe, könnte man operieren, mal sehen ob diese Zeit jemals kommen wird! Ich war über die Mitteilung froh, denn es ist ja doch wieder einiges passiert in diesem Jahr. Notwendig ist die weitere Einnahme der Schilddrüsenhormontabletten L – Thyroxin 50mg, die Kontrolle der Werte im Labor und selbstverständlich wird eine jährliche Kontrolle in der Nuklearmedizin erfolgen.
Das, was mich das ganze Jahr über am Laufenden hält, sind die Probleme mit den Behörden, auch meine Gerichtstermine, da ist so einiges wieder zusammengekommen.
Meine Geldgeber ist das Sozialamt und bald wäre es das Grundsicherungsamt geworden, aber der Reihe nach
Am Jahresanfang hatte ich die Zahlung der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zu klären und zwar für das Jahr 2003. Ich schrieb wie üblich einen Antrag mit entsprechender Begründung, es ging darum, dass noch 21 Beitragsmonate fehlten um mit 60 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen zu können. Die Beiträge für 2003 wurden vom Sozialamt übernommen, die Übernahme der restlichen Beiträge für 2004 wurde abgelehnt.
Ich sollte einen Bescheid über die vermutliche Rentenhöhe beibringen und es wurde mir mitgeteilt, dass ich ja bald Grundsicherung bekäme und dann die ausstehenden Beiträge von mir selbst bezahlt werden könnten. Diese Feststellung übertraf ja nun alles bisher da gewesene was ich vom Sozialamt gewohnt war. War den Leuten dort wirklich nicht bekannt, dass die Grundsicherung sogar etwas weniger ist, als die Sozialhilfe. Solche arroganten und nichtnachvollziehbaren Behauptungen, lassen mich trotz meinen Erfahrungen in die Höhe schnellen. Es ist zu durchschaubar, hier wird die Verantwortlichkeit weg geschoben.
Bis zur Rente mit 60 Jahren sind es nur noch vier Jahre, wie doch die Zeit vergeht, dann könnte ich einen Teil meines Lebensunterhaltes selbst bestreiten, loskommen werde ich aber vom Sozialamt bzw. Grundsicherungsamt nicht, obwohl ich dann 35 Jahre Beiträge eingezahlt habe. Der Grund ist einfach, ich falle unter das Strafrentensystem, weil ich in der DDR nichts anderes getan habe, als der Bundesgrenzschutz in der BRD, nur ich stand auf der andern, auf der richtigen Seite. Warum ist denn eigentlich die Bundesrepublik bei ihren Nazis nicht auch so konsequent gewesen, stelle ich mir manchmal ernsthaft die Frage? Da gab es eine Lobby und die habe ich (wir) nicht.
Jetzt gab es noch einen Verhandlungspartner, nämlich die LVA. In Berlin wird das von der BVA mitgemacht, es gibt also nur eine Anlaufstelle und die besten Erfahrungen hatte ich bisher sowieso nicht gemacht, sei es Rentenantrag, Rehantrag oder Zuzahlung. Mit einiger Wartezeit konnte ich mein Problem vorbringen und merkte gleich eine gewisse Disharmonie zwischen beiden Stellen. Man versprach mir ein Schreiben zuzusenden, welches auch relativ schnell kam und dort wurde mir die Rentenhöhe mitgeteilt, aber es war nicht ersichtlich, dass ich mit 60 Jahren ohne Abzüge in Altersrente gehen kann und es fehlte die Angabe, wie viele Monatsbeiträge ich noch zu zahlen habe.
Der telefonische Rückruf bei der LVA zeigte mir wieder einmal, die erschreckende Inkompetenz der Mitarbeiter, obwohl ich den Gesetzestext der Dame am Telefon vorlas, war sie nicht in der Lage die Richtigkeit zuerkennen und beharrte auf der Aussage, dass ich zwar mit 60 Jahren in Rente gehen könnte, aber eben nur mit entsprechenden Abzügen.
Ich brauchte aber für das Sozialamt dieses Schreiben mit der Bestätigung, ich zweifelte schon selbst an mir, ob ich eventuell zu blöde bin die Gesetzte richtig zu lesen.
Ich musste mich in den letzten Jahren nicht das erste Mal mit Gesetzten beschäftigen und war der Meinung ich kenne mich aus. Ich hätte mich sicherlich auch an einen Vorgesetzten in der LVA wenden können, aber ich zog es vor mit den Praktikern zu reden, nämlich mit dem Versicherungsältesten des Stadtbezirkes. Der war sofort meiner Meinung und kurze Zeit später hatte ich das entsprechende Schreiben in der Hand, na es geht doch.
Den Widerspruch für das Sozialamt formuliert und abgegeben, ich geben meine Schreiben immer selbst ab, bei der Poststelle des Sozialamtes. Am Anfang hatte ich Bedenken, weil ich das Sozialamt nur Originale akzeptiert, ob nicht einmal etwas wegkommt, aber die Befürchtung war unbegründet.
Der Eingang des Widerspruches wurde mir schriftlich bestätigt, dann geschah wieder etwas völlig unvorstellbares. Ich bekam einen Bescheid vom Sozialamt über die Einstellung der kompletten Unterhaltszahlung durch das Sozialamt. Ich bekäme ab 1.5.04 Grundsicherung, nur blöderweise wusste ich davon noch nichts, komisch dachte ich und mir schwante schon wieder das Schlimmste. Ich war es doch gewöhnt, dass bei mir nie etwas auf Anhieb funktionierte.
Also machte ich mich zum Grundsicherungsamt auf, dort gibt es einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Sozialhilfe, es ist nicht so viel Andrang. Hier war man verwundert, weil noch gar nichts geregelt ist.
Einige Tage später wurde mir vom Grundsicherungsamt mitgeteilt, dass noch der Abgleich mit dem Sozialamt läuft. Wo der Mensch im Abgleich bleibt ist denen doch vollkommen egal, die bekommen doch regelmäßig ihr Geld. Die Bearbeiter dort können es sich nicht vorstellen, wie es ist, jeden Monat auf den Eingang des Geldes zu warten, mein Vermieter fragt nämlich nicht erst nach, bevor die Miete abgebucht wird. Der Monat April ging bereits in die letzte Woche, erst eine erneute persönliche Nachfrage ergab, dass die Bearbeitung noch nicht abgeschlossen ist, wenn ich in den nächsten Tagen nichts höre, sollte ich mich noch einmal melden.
Kurz vor dem Ende des Monats habe ich dann telefonisch bei der Bereichsleiterin nachgefragt, sie wollte sich kümmern und es kam auch die Antwort.
Mit dieser Antwort habe ich nicht gerechnet, die Grundsicherung wird abgelehnt, es war wieder so eine Situation, wo sich bei mir sofort alle Gehirnwindungen auf das Äußerste anspannen. Nun habe ich ja schon mehrfach solche oder ähnliche Situationen gemeistert. Für die Ablehnung gab es einen sehr einfachen Grund, erst wenn die Unterhaltsforderung gegenüber meiner Frau geklärt ist, könnte ich Grundsicherung bekommen. Man versprach mir auch, sich mit dem Sozialamt in Verbindung zu setzte um die Zahlung wieder zu aktivieren.
Das Grundsicherungsamt ist nicht berechtigt Unterhaltsforderungen einzuklagen, das darf nur das Sozialamt. Obwohl die Unterhaltsproblematik ja beim Sozialamt anhängig ist, hat wohl die eine Tür nicht gewusst, was die andere macht, na gut, weiteren Kommentar erspare ich mir, schließlich ist das Sozialamt mein Geldgeber und über seinen Vorgesetzten spricht man nicht schlecht.
Einen positiven Aspekt hatte der erste Kontakt mit dem Grundsicherungsamt doch, ich hatte zwar meine Erwerbsunfähigkeit im Schreiben der LVA bestätigt, aber die war dem Grundsicherungsamt nicht eindeutig genug. Deshalb beantragte das Amt bei der LVA eine entsprechende aussagekräftige, schriftliche Erklärung, das kann erfahrungsgemäß dauern.
Wenn ich nun glaubte, dass ich für den Monat Mai Sozialhilfe bekommen, es gibt ja auch ›Irrglauben‹ , erst meine Nachfrage Ende Mai beim Sozialamt brachte mir wieder Hilfe zum Lebensunterhalt und auch einen neuen Termin ein.
Ich weiß ja, dass die Bearbeiterin viel Arbeit hat, ich will auch nicht immer dort telefonisch Nachfragen, weil ich es erlebe, wie es ist wenn es ständig klingelt oder jemand die Tür aufmacht, da ist kein konzentriertes Arbeiten möglich. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn hier manchmal etwas nicht bearbeitet wird. Ich möchte auch hier ausdrücklich feststellen, dass ich mit meiner jetzigen Bearbeiterin zufrieden bin.
Beim Termin, ging es natürlich um die weitere Zahlung der Sozialhilfe und um meinen Widerspruch zur Rentenzahlung. Da die Zahlung der Mindestbeiträge noch bis März 2005 Zeit hat und die Bearbeiterin wieder auf die Grundsicherung spekulierte, gab es eine schriftliche Vereinbarung, dass ich im Monat November den Antrag noch einmal stellen sollte, was ich auch tat. Jetzt fällt, das natürlich genau in die Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe und das Chaos ist vorprogrammiert. Ich falle nicht in das ALG II, müsste demzufolge die Sozialhilfe, als erwerbsunfähiger Klient, weiter bekommen. Aber zum letzten Termin im September war dem Sozialamt noch nicht klar wie es weitergeht. Man sagte mir nur, dass die Zahlung bis Dezember gesichert ist. Damit musste ich mich zufrieden geben. Zwischenzeitlich kam auch die Bestätigung durch die LVA, über meine dauerhafte Erwerbsunfähigkeit, noch ahnte ich nicht was das für ein ›Glücksfall‹ für mich sein wird. Vorsichtshalber gab ich diese Bestätigung beim Grundsicherungsamt ab, man sollte mein Gesicht nicht vergessen. Es gab zu dieser Zeit nur zwei Mitarbeiter, zu denen ich ziemlich guten Kontakt hatte.
Durch meine Betreuerin von der Behindertenhilfe im Bezirksamt, zu der ich mindestens einmal im Quartal Kontakt aufnehme, erfuhr ich, dass es eine neue Stelle beim Sozialamt gibt. Die sich mit den erwerbsunfähigen Sozialhilfeempfängern beschäftigen soll, also genau die richtige Stelle für mich. Ich habe mich dort gleich vorgestellt, mir wehte aber eine steife Brise ›sozialer Kälte‹ massiv entgegen, obwohl die Mitarbeiterin einen kompetenten Eindruck machte. Sie sagte mir, dass es bei mir eher unwahrscheinlich ist, dass ich ab Januar kein Geld bekomme. Den Sinn dieser Stelle habe ich trotzdem nicht herausfinden können. Es wäre sehr gut, wenn dadurch ein kompetenter Anlaufpunkt geschaffen würde, weil ich immer wieder feststellen musste, dass die Behindertenhilfe bei Problemen mit der Sozialhilfe ziemlich machtlos ist.
So wie jedes Jahr drängten sich bei mir am Jahresende die Termine, die Krebsnachsorge stand an und weil die Iritis dazwischen kam, wurde es besonders eng, bis kurz vor Weihnachten.
Mehrfach habe ich schon über die beiden Untersuchungen, Darmspieglung bzw. Computertomographie geschrieben, kann mir das schildern der Prozedur ersparen, denn es ändert sich nichts. Das Mittel zur Darmreinigung schmeckt immer noch abscheulich, wichtig ist aber das Ergebnis und das war in Ordnung.
Die Onkologin meinte, es sähe wirklich gut aus und auf die Darmspieglung können wir im, also ich im nächsten Jahr eventuell verzichten, damit wäre ich sehr einverstanden. Die Ärztin will mich erst im Sommer wieder sehen, ein gutes Zeichen wie ich finde, natürlich kann ich aber jederzeit vorbeikommen, wenn es was gibt.
Mitte Dezember bekam ich die letzte Infusion für dieses Jahr in der Charité. Auf die Frage der Ärztin, wie es mir geht, brachte ich mein neuerliches Problem zur Sprache. Ich verspürte seit einiger Zeit fast jeden Morgen ziemlich starke Kopfschmerzen, die aber meist im Tagesverlauf nachlassen.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Problem mit der Remicade – Therapie oder der Einnahme des Antibiotikums zusammenhängt. Es könnte aber auch noch von der Iritis herrühren oder eine Nasennebenhöhlenentzündung sein, weil durch die Remicade – Therapie das Immunsystem erheblich geschwächt ist, eine Grippeschutzimpfung wurde mir deshalb auch nicht angeraten. Die allerletzte Möglichkeit wäre ein Tumor im Gehirn, na gut, soweit wollten wir nicht denken, aber wie ich ja schon oft erfahren habe, alles was es gibt, will ich haben!!
Wir besprachen das Problem und ich ging nach der Therapie gleich zum Röntgen, um alle Eventualitäten auszuschließen sollte ich noch eine Computertomographie des Kopfes machen lassen. Die CT ist zwei Tage vor Heiligabend, aber nun wirklich der allerletzte Termin in diesem Jahr.
Mein Entschluss, alles was mit Krebs zusammenhängt, lasse ich im OZK machen und alles andere in der Charité, ich denke so ist es am effektivsten und eventuelle Rücksprachen sind somit schnell erledigt. Ich habe nämlich in diesem Jahr festgestellt, dass es sich nicht lohnt alle Ärzte mit allen meinen Problemen zu konfrontieren, es bringt nicht, also setzte ich Schwerpunkte und die beiden Kliniken habe ich jetzt ausgewählt. Damit Schluss mit den gesundheitlichen Problemen, ich hoffe nicht, dass es im nächsten Teil neue zu berichten gibt.
Dieses Jahr hatte ich noch einige andere Aktivitäten im Programm. Seit ca. 20 Jahren besuchte ich wieder ein Kino, habe mir einige Filme an den Kinotagen angesehen, weil da der Eintritt etwas billiger ist. Man war das komisch gewesen, ich kam mir vor wie ein Schulanfänger. Ich wusste auch nicht, dass es in den Kinos mehrere kleiner Kinosäle gibt und staunte, dass die Kinos so leer sind. Nun kenne ich mich aus, weiß auch, dass man Popkorn nur für einen Euro kauft und nicht für drei Euro, es sei denn man will die ganze Reihe versorgen.
Ich nahm mir auch vor, Berlin etwas besser kennen zu lernen, denn es könnte ja sein, dass mich einmal jemand besucht und dann vielleicht noch aus dem Ausland und ich kann nichts erklären. Bisher stand immer die Arbeit im Vordergrund, dann hatte ich aufgrund meiner gesundheitlichen Situation keine Lust. Ich kannte zwar den Ostteil ganz gut, nicht aber das Umfeld von Berlin und so nahm ich mir vor, wenn immer es geht etwas zu unternehmen. Allerdings durfte ich mir nicht zu viel vornehmen, denn nach wie vor machte mir die schwere Polyneuropathie zu schaffen und manchmal trieben mich vor allem die Schmerzen an den Füßen fast zur Verzweiflung.

2004 Sony - Henry
Besonders am Sonntag war eine meiner Lieblingsrouten,
der Potsdamer Platz, mit dem Sonycenter,
Fußmarsch zum Brandenburger Tor.
Am Brandenburger Tor ist immer etwas los und in unmittelbarer Nähe liegen auch die Gebäude der Regierung, auch der Weg am "Hotel Adlon" vorbei bringt oftmals eine Überraschung,
z.B. Begegnung mit Bill Clinton. Meist fahre ich dann mit dem Bus zum Alexanderplatz,
oder wenn ich noch gut zu Fuß bin, gehe ich ein Stück die Straße Unter den Linden entlang.

Das Sonycenter am Potzdamer Platz

Im Sony – Center gibt es eine Besonderheit für mich, es existiert eine so genannter HotSpot, also von dort aus kann man, vorausgesetzt das Notebook ist mit W–LAN ausgestattet, der Akku gut geladen, in DSL Geschwindigkeit ins Internet gehen. Unter den vielen Jugendlichen wirke ich natürlich wie ein ›Exot‹ , viele Menschen sprechen einem an und wollen wissen wie es geht, klar gebe ich bereitwillig Auskunft. Diese Möglichkeit kann man auch im Winter, an den Heizstrahlern oder in einem der Cafés, nutzen. Also wenn einer mit dem Rucksack dort sitzt, ne Pfeife raucht und einen Milchkaffee trinkt, das Notebook aufgeklappt hat, bin ich es. Nutzen tue ich das insbesondere um Online Englisch zu lernen, zum Beispiel auf der Website von BBC – World und um Recherchen über die mich interessierenden Probleme im Internet durchzuführen. Ich finde es eine gute Sache, dass es auch einmal etwas kostenlos gibt.
Weiterhin gehe ich gern zu Ausstellungen oder Aktionstage. Die Umgebung von Berlin habe ich auch erkundet, also Potsdam, oder der Besuch des Blütenfests in Werder. Hier präsentieren die Obstbauern ihren, nicht immer ganz ungefährlichen Wein, aus allen möglichen Obstsorten.
Den Tag der offenen Tür des Rundfunks Berlin Brandenburg (RBB) besuchte ich ebenfalls und von den Moderatoren die mich besonders interessierten, holte ich mir ein Autogramm und wechselte auch paar Worte.
Gern werde ich im nächsten Jahr, bei hoffentlich guter Gesundheit, diese Aktivitäten fortsetzen, auch dadurch erhoffe ich mir weiter Genesung.
Das langfristige Ziel, die englische Sprache zu erlernen, habe ich keinesfalls aus den Augen verloren und mich weiter entwickelt.
Dazu kaufte ich mir einen kleinen MP3 Player, der nun überall mitgenommen wird, sei es in der S – bzw. U – Bahn, bei Arztterminen, darauf sind in erster Linie Vokabeln des englischen Grundwortschatz und Aufbauwortschatz, natürlich selbst erstellt. Einige Audiodateien habe ich ebenfalls erworben, so dass ich entsprechend meiner Lust und Laune meinen Lernplan zusammenstellen kann.
Im Laufe des Jahres habe ich mir einige Lernmittel zugelegt, oftmals gibt es qualitativ hochwertige Materialien für wirklich wenig Geld. Andere Hilfsmittel sind zum Beispiel Platzdeckchen mit Grundwortschatz, Aufbauwortschatz und Grammatik. Im Bad spielt der CD – Player auch Lernprogramme, ich habe sogar ein Computerprogramm gewonnen, also die Basis ist vorhanden. Ich will ja ehrlich sein, nicht jeden Tag lerne ich intensiv, ab und zu muss ich mich auch meiner Website widmen. Dazu sind die erworben Kenntnisse in Englisch auch sehr nützlich und so schließt sich der Kreis wieder. Es ist also nicht umsonst was ich mache.
Meine Website liegt mir sehr am Herzen und ich bin froh, dass ich mich vor fast zwei Jahren entschlossen habe, dieses Projekt anzupacken. Dadurch habe ich viele neue Kontakte schließen können und viel Lob und Anerkennung sind mir zuteil geworden.
Ich bin mir gar sicher, ob Webdesign nicht noch eine Krankheit ist, die sich bei mir eingenistet hat, zumindest kann es sehr süchtig machen. Jetzt zum Jahresende bin ich gerade dabei alle Seiten umzuarbeiten um sie barrierefrei zu machen, das heißt die Umwandlung von HTML in XHTML.
Im Grunde genommen geht es darum die Website für sehbehinderte Benutzer zugänglich zu machen, die einen Text–to–Speech–Übersetzter ( dt. Text–in–Sprache–Übersetzter ) verwenden, oder für einen Benutzter, der ein Braille –Gerät zum Lesen benutzt und das geht nur bei konsequenter Anwendung von XHTML. Für diese Menschen will ich es tun, obwohl ich mich nicht um den ›Biene Award‹ bewerbe, denn für solche Seiten gibt es ganz andere Experten.
Das Jahr 2004 neigt sich nun bald dem Ende zu, als eine der letzten Handlungen stand noch der TÜV für mein 7 Jahre altes Auto an und es stellte sich heraus, dass es gesünder ist wie ich, aber mit den ›Augen‹ war auch etwas nicht in Ordnung, eine defekte Glühbirne.
Mehr über mich im nächsten Kapitel, denn nun geht es zu meiner Familie nach Bautzen um ein geruhsames Weihnachtsfest zu verbringen.

Previous                Home               Next