Sur les tois de Bruxelles
du 4 août jusqu'en 7 août 2006
Es sollte wieder ein Glanzpunkt in meinem neuen Leben werden und der brauchte Vorbereitungen.
Der Ausgangspunkt war die vielversprechende Werbung der Bahn, schon ab 39 Euro nach ganz Europa, wenn schon ab steht, ist Vorsicht geboten. Ich hatte mich schon frühzeitig für eine Bahnfahrt nach Brüssel entschieden und gleich am Anfang, also am 12. Juli versucht eine Buchung bei der Bahn im Internet zu machen. Da kam dann das Lockvogelangebot der Bahn zu tage. Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Fahrkarte von Berlin nach Brüssel für 39,00 Euro. Es staffelt sich, je nach Verfügbarkeit, von 39, 49, bis 59 Euro. Aber es waren nur die Fahrkarten für 59 Euro verfügbar, für eine Richtung mit Zugbindung , das ist zwar immer noch um die Hälfte billiger als der Normalpreis (ca. 118 Euro).
Ich musste mich mit der Buchung nicht unbedingt beeilen und stellte mir die Frage, was zieht mich eigentlich nach Brüssel. Auf der ITB (Internationale Tourismusbörse) in Berlin hatte ich mich schon etwas informiert, eine überschaubare, liebevolle City und Europas Hauptstadt, man sollte sie gesehen haben, dachte ich mir. Deshalb habe ich erst einmal nach Hotels im Internet gesucht und bin fündig geworden, es standen sogar mehrere zur Auswahl auf den verschiedensten Seiten. Schließlich gefiel mir das Angebot von Brures am besten und in die enger Wahl fiel das Hotel Arlequin in Brüssel direkt am Grand Place/Grote Markt. Der Preis war mit 55 Euro, einschließlich Frühstück angegeben und es war ein Sonderpreis, denn sonst kostet ein Einzelzimmer 135 Euro. Es musste ein Schnäppchen sein, warum am Wochenende, ich weiß es nicht, also schnell buchen. So bekam ich für 165 Euro ein Doppelzimmer als Einzelperson mit Frühstück, musste nur die Kreditkartenangaben hinterlassen, danach baam ich den Voucher per E-Mail zugeschickt, bezahlt sollte beim beim Check Out werden. Die Fahrkarte bei der Bahn buchte ich am 23. Juni als Sommer - Spezial für 118 Euro plus 3 Euro für die Platzkarten. Das ist genau der Tag, an dem ich vor 6 Jahren aus dem Krankenhaus entlassen wurde, also eine guter Grund. Der Wochenendtrip ging vom 04. August bis 7. August.
I'premier jour (vendredi) 1. Tag
Mein Zug der ICE 954 fuhr um 7.38 Uhr vom Ostbahnhof in Berlin ab, also keine "unchristliche" Zeit, umsteigen musste ich in Köln und 15.32 Uhr sollte ich in Brüssel Gare du Midi ankommen. Die Notversorgung habe ich am Abend zuvor fertig gemacht, um nicht unbedingt die Preise im ICE bezahlen zu müssen, als Proviant waren dabei Spiegeleibrote, Wiener und paar Tomaten. Für meine Minolta kaufte ich noch eine zweite Speicherkarte 1 GB, mit den zwei Speicherkarten konnte ich ca. 800 Bilder machen. Den Stadtplan und die Informationsbroschüre von der ITB über Brüssel waren natürlich auch dabei. Die Lage des Hotels habe ich mir im Stadtplan angesehen, war mich aber nicht so sicher, wie ich dort hinkommen werde. Der Wetterbericht sagte wechselhaftes Wetter voraus, hier als auch in Brüssel, also musste ich meinen Trolley, für alle Eventualitäten packen.
Da ich es nicht leiden kann, zum Zug zu hetzten, fuhr ich rechtzeitig los und war viel zu zeitig am Ostbahnhof. Ich hatte genügend Zeit noch einen Kaffee zu trinken und mich über den Wagenlaufplan zu informieren. Danach fuhr der Zug ein und ich setzte mich auf den reservierten Fensterplatz, der Wagen war fast leer, bis Hannover kannte ich ja die Stecke schon. Es war meine erste lange Fahrt mit dem ICE. In Hannover füllte sich der Zug es waren fast alle Plätze belegt, vielleicht lag es daran, dass es nur Karten für 59 Euro gab. Der Wagen war nun überwiegend mit einer biertrinkenden, musikhörenden und essenden Hobbyfußballmannschaft besetzt, die waren zwar lustig, aber alles bewegte sich im erträglichen Rahmen. Ich war ja auch einmal jung.
Die Fahr ging nun über Bielefeld, Hamm, Hagen, Wuppertal bis Köln, wo wir einige Minuten Verspätung hatten, aber meine Unsteigezeit betrug eine Stunde, so dass es keine Probleme gab. Interessant fand ich das Stück an der Wupper entlang, parallel zur Hochbahn, sicherlich auch eine Reise wert. In Köln nutzte ich das Umsteigen um mir ein belegtes Baguette und eine Cola zu kaufen. Ich wurde auch gleich darauf aufmerksam gemacht, dass die Pfandflasche hier nicht zurückgenommen wird.
Herr Trettin lässt grüßen.
Über den Sinn bzw. Unsinn der Regelung nachzudenken, blieb mir nicht viel Zeit, die Hälfte des Baguette und die angetrunkene Flasche steckte ich ein und begab mich auf den Bahnsteig. Mein Fotorucksack von Minolta gibt das her, er ist etwas größer und hat mir häufiger gute Dienste geleistet. Reiseführer, Stadtplan und Souvenirs passen hier gut hinein und vor allem ist er so konstruiert, dass er auf dem Trolley sicher befestigt werden kann. Die Bahnsteige in Köln erschienen mir schmal und weil viel Betreib herrschte, kam ich mir ziemlich eingeengt vor. Freitagnachmittag fahre ich eben nicht nur alleine und mich beschlich die Ahnung, dass ich wieder viel zu warm angezogen war.
Der ICE International 14 von Frankfurt (Main) Hbf nach Brüssel - Zuid/ Bruxelles - Midi kam pünktlich eingefahren, er war schon recht voll gewesen, einige stiegen aber aus, aber es wollten viel mehr hinein. Hier zeigt sich wieder, dass man möglichst genau an der richtigen Wagentür steht. Ein ausländisches Ehepaar, welches mich vorher noch gefragt hat, ob der Zug nach Brüssel fährt, drängelte sich noch vor mir durch die Tür und verstopfte den Gang mit ihren Schrankkoffern, bis sie merkten, dass sie sich im falschen Wagen befanden. Es bewegte sich nichts mehr, ich hatte mich aber schon auf meinen Platz vorgekämpft und den Trolley in der Kofferablage deponierte, die sich ziemlich am Anfang des Wagens befand. Ich versuche wenn, möglich die Kofferablage über den Sitzen zu meiden. Nun konnte ich mich genüsslich zurücklehnen und beobachten wie die Leute sich langsam einsortierten.
Noch war der Platz neben mir frei, aber dann setzte sich eine Frau hin, vielleicht 40 Jahre alt. Ihr Mann hatte einen Platz in der Nebenreihe, beide waren etwas gestresst. Sie fuhren nach Aachen zu einem Treffen von ehemaligen Studenten. Der Zug war nun voll. Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, kam der Service durch und der Mann bestellte sich einen Kaffee. Ich nahm natürlich nichts, erst habe ich es gar nicht richtig mitbekommen, aber die neben mir sitzende Frau sprach ihn, nämlich Rainer immer wieder an, ob sie es nicht machen sollte. Nun musste ich mich doch informieren was sich dort abspielte, er trank Kaffee und nähte sich einen Knopf am Hemd an, aber nicht an dem Hemd was er trug, sondern an einem was auch aus der Kleidertasche genommen hatte. Danach fragte sie, ob er alle Knöpfe neu annähen muss? Wir kamen dann etwas in die Unterhaltung und sie erzählte mir, dass sie in Aachen studiert hat und nun zum Treffen gingen. Zum Ehemann meinte sie, er wäre ein richtiger Chaot, aber vielleicht hat sie ihn deshalb auch geheiratet. Bis Aachen hatte er alle Knöpfe angenäht und sie stiegen freundlich lächelnd aus. In Aachen leerte sich der Zug gewaltig und es ging nach Belgien. Es wurde auch der Strecke viel gebaut, wir blieben oft stehen, ich holte mir meine Spiegeleibrote, Wiener und Tomate aus dem Koffer, aß mein restliches Baguette und trank die Cola. Die nächsten Stationen waren Liege, Bruxelles - Nord und Bruxelles - Midi. Bis dahin wusste ich nicht, dass Liege zu Deutsch Lüttich heißt, na ja nun weiß ich es. Immer wieder waren "Langsamfahrstrecken" zu überwinden, so dass der ICE erst nach 16.00 in Midi eintraf.
Auf der Strecke gab es nicht sehr viel zu sehen paar Flüsse, Hügel, aber schnell stellte ich fest, dass es hier nicht so aufgemotzt wie in Deutschland aussieht, besonders auffällig waren die Reihenhäuser, mit den Anbauten nach hinten, einschließlich Garten, es sah aber nicht gerade idyllisch aus. Von weiten konnte den Flughafen sehen und auch das Atomium, eines der Wahrzeichen von Brüssel, die Gebäude wurden vor Brüssel auch immer höher und gläserner, ich liebe solche Bauten.
Eines was ich unbedingt noch positiv erwähnen muss, im Zug erfolgte die Ansage in vier Sprachen und nicht wie in Berlin vom Band, sondern vom Lockführer, wenn er denn so heißt. Deutsch, Französisch, Niederländisch und Englisch, also das hatte Niveau.
In Midi angekommen fiel mir erst einmal auf, dass hier die Anzeigen, Schilder usw. zweisprachig sind, in französischer und niederländischer Sprache, beide kannte ich nicht, aber ich habe mir den Reise Langenscheidt Sprachführer Französisch gekauft. Es ist schon immer wieder ein eigenartiges Gefühl, wenn man in eine fremde Stadt kommt, sich nicht auskennt, da fühlt man sich wirklich allein und immer im Check Up, habe ich alles dabei, na bei zwei Gepäckstücken ist es überschaubar, aber trotzdem. Die Lage des Hotels besah ich mir schon mehrfach zu Hause auf dem Stadtplan, aber jetzt hier auf dem Bahnhof, stand ich doch etwas betröpfelt da, also ganz ruhig bleiben und die Orientierung herstellen.Ich wusste auch, dass ich mit der Metro bzw. mit der Premetro Tram fahren kann, aber was ist die Premetro Tram? Den Weg zur Metro hatte ich schon erkundet, aber vielleicht kann ich ja mit der Premetro Tram fahren, also ging erst einmal zu den Haltestellen, die in einem Tunnel am Ausgang vom Bahnhof waren.
Der Bahnhof machte auf mich einen düsteren Eindruck und die Premetro Tram Station war sehr schmutzig. So ein richtig gutes Gefühl hatte ich nicht. Viele Menschen liefen hin und her, also das war die Premetro Tram, aber es schien mir nicht angebracht, damit zu fahren und zunächst musste ich mir eine Fahrkarte kaufen, 1,50 Euro für eine einzelne Fahrt ob nur auf einer Strecke, da war ich mir nicht so sicher. Das Kaufen war kein Problem, mit englisch ist man auch hier in der Regel gut bedient. Mit dem Metro Plan konnte ich erst einmal nicht wirklich etwas anfangen,ich hatte nur einen in Größe einer Postkarte.
In Brüssel gibt es drei Linien und von Midi du Gare fährt nur eine, das kann doch so schwierig nicht sein, aber Rushhour und Hitze machten mir schon Probleme, dazu kommt, dass man nicht von jedem Bahnsteig mit Rolltreppe wieder hinauf kommt. Es hat natürlich nicht auf Anhieb geklappt. Als ich auf dem richtigen Bahnsteig war, hatte ich vergessen meine Fahrkarte zu entwerten, aber das Risiko wollte ich nun auf mich nehmen, mir wird schon etwas einfallen, denn sonst hätte ich die Treppen wieder hoch laufen müssen.
Mit der Linie 2 fuhr ich in Richtung Simonis, 6 Stopps bis zur Station Arts - Loi/Kunst - Wet,hier musste ich umsteigen und von dort fuhr ich weite mit der Linie 1A (Köning Boudewijn/Roj Baudouin)oder mit der 1B ( Erasme/Erasmus). In der Metro wird nix angesagt, die Stationen werden aber angezeigt. Es ist gar nicht so einfach, sich das alles zu merken und dazu noch beide Sprachen beachten. Von Kunst - Wet, also Arts - Loi waren es nur drei Stopps bis De Brouckère, ja und dort erblickte ich wieder das Tageslicht, es war schon nach 17.00 Uhr, ich hatte das Gefühl, das Schlimmste ist geschafft, ich war es aber auch, mir lief das Wasser.
Auf dem Stadtplan informierte ich mich wo es lang gehen muss, ich befand mich auf dem Boulevard Anspachlaan und ich wusste mein Hotel lag in unmittelbarer nähe vom Gand Place/Grote Markt und so weit kann es gar nicht sein. Ohne einen Umweg befand ich mich nach 5 Minuten in der Strasse wo mein Hotel sein muss, die Rue de la Fourche/Greepstraat. Schon auf dem kurzen Weg bis ins Hotel fielen mir auf, kleine, enge Gassen mit Kopfsteinpflaster über die mein Trolley mächtig ratterte. Trotz der Enge standen rechts und links der Gassen Tische und Stühle draußen und es saßen die Menschen dort um zu essen und zu trinken. Die meisten Lokalitäten wurden von Ausländern aller Nationalitäten betrieben und es gab auch Tavernen wo Menschen Bier tranken, mir lief das Wasser im Mund zusammen, hatte ich doch schon viel über belgisches Bier gelesen und durst hatte ich sowieso. Die gesamte Umgebung sah irgendwie nicht wie Europa aus, auch nicht wie Kreutzberg, viel bunter und aufregender.
Um es gleich vorweg zunehmen, in Brüssel leben ungefähr eine Million Menschen, davon sind 250 000 Ausländer, also wer damit Problem hat, sollte zu Hause bleiben, mir macht es nichts, bin ja dort auch Ausländer. Man merkt es aber auch des Öfteren, wir Deutsche sind nicht so beliebt, es ist ähnlich wie in England, also hatte ich mir paar französische Sätze im Kopf zurechtgelegt und versuchte mit Englisch zurechtzukommen. Es ging ganz gut.
Von außen machte das Hotel einen etwas unscheinbaren Eindruck, an der Rezeption legte ich meine Voucher vor und wurde freundlich begrüßt und bekam den Zimmerschlüssel ausgehändigt. Mein Zimmer lag in der 6. Etage, ich wurde noch darauf hingewiesen, dass das Frühstück von 7.00 - 10.00 Uhr in der 7. Etage ist. Es war nicht gelogen, was im der Hotelinformation stand, dazu gleich noch mehr, aber erst einmal wollte ich mein Zimmer sehen. Es war ein Doppelbett - Zimmer mit einer sagenhaften Aussicht und mit Bad, da können die Londoner Hotels bei weitem nicht mithalten, aber Doppelbett, hoffentlich stimmt das mit dem Preis, oder kommt noch jemand dazu!
Im Prospekt stand;
"Das im historischen Herzen Brüssels, in direkter Nähe zum Grand Place gelegene Hotel Arlequin, bietet Ihnen eine ausgezeichnete Ausgangslage für einen Streifzug durch die Hauptstadt Europas. Ob Ihre Reise kultureller oder entspannender Art ist, alle Ihre Erwartungen werden erfüllt: 92 Zimmer mit Bad, Föhn, Fernseher, Radio, Telefon, Internetzugang.
Das Frühstücksbüffet wird Ihnen im - 7. Himmel - mit einem Panoramaausblick auf die Altstadt Brüssels serviert. Bei musikalischer Untermalung können Sie im -Athanor- die Reize und reiche Geschmackspalette der belgischen Biere entdecken."
Nach kurzer Inspektion des Zimmers, während der ich mich aus meinen verschwitzen Sachen schälte nahm ich eine Dusche, neu eingekleidet verließ ich das Hotel gleich wieder um einen ersten Eindruck von der Stadt zubekommen. Es war immer noch sehr warm gewesen, Hunger hatte ich keinen, aber Durst und das englische Bier soll ja sehr gut sein. Zuerst begab ich mich in Richtung Grote Markt/Grand Place, durch die engen kopfsteingepflasterten Gassen und bemerkte schon, viele Lokalitäten, Konfektgeschäfte, Waffelbäckereien. Die erste Überraschung erlebte ich auf dem Grote Markt als ich die alten Gebäude sah. Ich bin nicht so ein "Museumsgänger", lasse mich lieber von Bauwerken faszinieren und hier gab es wirklich etwas zu sehen und zu fotografieren, man kann es auch als schönste Theater der Welt bezeichnen, ob bei gutem oder schlechtem Wetter, der Grote Markt strahlt immer auf verführerischer Weise, denn es ist sicherlich einer der schönsten architektonischen Einheiten von Europa. Insgesamt gehören zum Grote Markt, ein Ensemble von 40 Häuser, in dessen Mittelpunkt, das Stadhuis/Hôtel de Ville(Rathaus) und Maison du Roi/Broodhuis (Haus der Könige) steht, die einzelnen Häuser beherbergten früher die einzelnen Zünfte und andere Persönlichkeiten, mehr darüber findet man in jedem Reiseführer, heute haben sich in Häusern Restaurants, mit in den Markt hineinragenden Gärten, Pralinenmanufakturen, Geschäfte mit Brüsseler Spitzen angesiedelt. Interessant für mich, dass Karl Marx und Friedrich Engels im Haus Nr. 9 (de Zwaan) ihr -Manifest der Kommunistischen Partei- im Jahre 1847 geschrieben haben. Ich lief sicherlich zweimal, dreimal um den Markt herum, auf dem sich viele Menschen befanden, machte einige Fotos, die Lokalitäten waren sehr voll und ich musste mich erst einmal orientieren, ob man hier auch etwas essen muss oder ob man auch nur ein Bier trinken kann.
An einer schmalen Gasse war ein Hinweisschild mit der Aufschrift Manneken -Pis , keine Figur wird von den Brüsselern so umhegt wie das Manneken - Pis, auch Brüsseler "ketje"(Bengel) genannt. Touristen und Belgier besuchen ihn und lachen über den kleinen Mann, der häufig in eines seiner 710 Kostüme gekleidet ist, seine eindrucksvolle Garderobe ist im Museum der Stadt Broodhuis/Maison du Roi (Haus der Könige) am historischen Marktplatz ausgestellt. Um dieses Symbol ranken sich zahllose Legenden. Die gängigste berichtet, dass er mit seiner natürlichen Körperhaltung die entzündete Lunte einer Bombe gelöscht hat, die auf dem historischen Markt explodieren sollte. In Wirklichkeit wurde der Brunnen mit der großen Anziehungskraft unter der Herrschaft der Erzherzoge und Stadthalter Albrecht und Isabella angelegt, um das Viertel mit Trinkwasser zu versorgen. ich beschloss das Wahrzeichen von Brüssel zu besuchen. Da war ich doch etwas enttäuscht als ich davor stand. Ich hatte es mich schon größer vorgestellt, aber es zog trotzdem die Massen an, es war ständig eine Traube darum, ich sah mir dieses bunte Treiben eine Weile und hatte immer noch keine mir zusagende Lokalität gefunden, die einen zu vornehm und in die anderen traute ich mich (noch) nicht hinein. Am Mannecken Pis war eine namensgleiche Taverne mit einigen wenigen Tischen draußen, sie schien mir aber äußerlich nicht so einen soliden Eindruck zu machen.Heute war es ebenfalls normal angezogen, nämlich gar nicht, vielleicht am Sonntag.
Irgendwie machte sich auch mein Hunger bemerkbar und irgendwo kaufte ich mir ein Baguette mit Schinken, das übrigens sehr gut schmeckte, eine Hälfte aß ich gleich und die andere hob ich mir für schlechte Zeiten auf. Danach lief ich in Richtung Boulevard Anspachlaan, benannt nach dem ersten Bürgermeister von Brüssel, ja da war dann auch gleich die mir bekannte Metro Station, auch hier gab es viele Straßencafés, nun jetzt bereits gegen 19.00 Uhr sollte es mit dem Getränk werden. An einem solchen Glasbiergeschäft las ich die Aufschrift "STELLA ARTOIS" na und das kam mir sehr bekannt von, hatte ich doch im London schon mehrfach dieses Bier getrunken, es schmeckt übrigens vorzüglich. Ich beschloss hier ein Bier zu trinken. Die Bestellung machte ich auf Französisch, ja den einen Satz hatte ich auswendig gelernt;
"Je voudrais une biere, s'il vous plaît",
mehr Sätze kann ich auch nicht, dazu kommt dann noch die Begrüßung und die Verabschiedung, aber mit englisch kommt man auch weiter. Ich bestellte beim Wirt ein Bier und er fragte mich sofort, was für eine Größe denn das Bier haben soll. Nun war ich gefordert und gab mich als Englisch sprechender Visitor aus, ich musste ja nicht sagen, woher ich komme. Es gab small, medium und big, ich wählte den Mittelweg und bestelle medium, es war ein Glass mit 0,33 Liter und kostete 1,95 Euro. In dem Lokal, indem fast nur ältere Semester verkehrten kannten sich alle, begrüßt wurde sich ausschließlich mit Wangenkuss. Zum Bier gab es ein kleines Schälchen mit Knabberzeug dazu, trotzdem entsprach die Kneipe nicht wirklich meinen Vorstellungen, also ging ich nach einiger Zeit, durch Gassen und Gässchen zurück zum Hotel, um mich noch etwas frisch zu machen, danach ging es in das abendliche Treiben von Brüssel.
Es dunkelte bereits, als ich das Hotel verließ und die schmalen Gassen leuchteten verschiedenfarbig, die Restaurants waren nun bemüht, die Menschen zum Essen zu animieren und lockten mit Rabatten und Sonderangeboten. In manchen Gassen waren nur Restaurants alle Nationen vertreten, es gab die unterschiedlichste Gerichte, vor allem auch Meerestiere, aber solcherlei Essen ist nichts für mich. Die Animation zum Essen gehörte dazu und sie war nicht aufdringlich, aber gewöhnungsbedürftig, ich machte einige Bilder und fand mich anschließend auf dem Grote Markt wieder, faszinierend wie viele Menschen die Gebäude bestaunten.
Es wird aber noch viel romantischer, warum habe ich eigentlich darüber keine Informationen gehabt? Schlechte Vorbereitung oder? Später mehr dazu.
Alles machte einen gemütlichen Eindruck und ich beschloss mir die beleuchteten Schaufenster etwas näher zu betrachten und lief auch durch die Sint Hubertus - Galerien, die 1847 erbaut und erst in jüngster Zeit renoviert wurde. Sie vereint auf elegante Weise den neoklassizistischen und neoitalienischen Stil des 19. Jahrhunderts. Sie sind ohne Zweifel die schönsten überdachten Passagen in Europa. In den Jahren ab 1850 wurden sie zur bevorzugten Flaniermeile und zum Modetreffpunkt der Intellektuellen. In den Passagen, die aus drei Teilen (Königingalerie, Königsgalerie und Prinzengalerie) besteht, herrscht eine friedliche Stimmung, vor den glänzenden Schaufenstern schicker Boutiquen oder anspruchsvoller Buchhandlungen fühlt man sich angezogen. Die Öffnungszeiten sind nicht so streng wie in Deutschland und die ausländischen Gaststätten und Läden, haben immer auf, solange es Kundschaft gibt. Wie überall in der Welt, sieht man arme Menschen, die bettelnd auf Strassen oder Metrostationen stehen und es sind nicht nur Ausländer, aus den Cafés am Grote Markt werden sie einfach vertrieben, die Hauptstadt Europas eben.
In einer der Gassen suchte ich mir ein Plätzchen in der Taverne "AU POT CARRE" in der gleichnamigen Strasse, unweit meines Hotels und bestellte mir ein weiteres Bier, "STELLA" gab es hier nicht, also bestellte ich ein "Big MMAES" 0,5 l für 3,50 Euro. Setzte mich an einen der noch freien Tische und beobachte die Menschen. Es ist schon ein interessantes Erlebnis und man hat den Eindruck, dass alles friedlich zugeht. In dieser Taverne verkehrten auch sehr viele Ausländer, aber betrieben wird sie von Belgiern. Der Chef war ständig bemüht, Gäste in die Taverne zu bekommen, es war recht gemütlich und das Wetter spielte mit. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wohl hier bei Regen zugeht. Es dauerte auch nicht lange und auch bei mir saßen Ausländer, meist aus arabischen Ländern. Man kommt per Englisch ins Gespräch und am nächsten Tag wenn man sich schon etwas besser kennt, begrüsst man sich mit einem Kuss auf die Wange (une bise). Ob man sich zwei, drei oder sogar vier bises gibt, hängt von der Region ab. Hier herrscht nämlich das Motto; "Sie kannten sich alle" vor. Ich habe es erlebt.
Gegen 22 Uhr begab ich mich wieder zum Grote Markt, das jetzt stattfindende musikalische Lichtspektakel erlebte ich eher zufällig, den gelesen habe ich darüber nichts, wie weiter oben schon erwähnt und den echten Grund habe ich auch nicht so wirklich mitbekommen, später habe ich gelesen, dass es immer so eine Lichtinstallation gibt, die heutige Musik hatte jedenfalls etwas mit der Ratspräsidentschaft Finnlands im Europäischen Parlament zu tun.
22.30 Uhr wurde der Grote Markt plötzlich stockdunkel und es setzte eine Sinfonie ein, die eben etwas Norisches an sich. Das ganze Spektakel dauert 10 Minuten und dabei wird das Hôtel de Ville - Stadhuis also zu deutsch Rathaus im Takt der Musik, in den unterschiedlichsten Farben angestrahlt, man sollte es nicht verpassen, es geht unter die Haut und fasziniert. 23.00 Uhr ist noch zu zeitig um schlafen zu gehen, ich brachte meine Fotoausrüstung in das Hotel, es lag ja gleich auf der Rückseite vom Grote Markt, aß das restliche Baguette, danach ging wieder hinaus und durchstreifte die Gassen, plötzlich stand ich wieder vor "meiner" Taverne. Die neue Bedienung, eine etwas reifere Frau begrüßte mich auf französisch, Bonjour monsieur, das klingt noch besser wie im Englischen, ich bestellte noch ein Big Maes und hatte Zeit mir die einzelnen Biersorten zu betrachten, die bestellt werden, es ist unwahrscheinlich was es da alles an Bieren gib, obwohl ich von London schon einiges gewöhnt war. Also der erste Tag gefiel mir eigentlich ganz gut, nach dem Bad lag ich gegen 01.00 Uhr im Bett, vorher schaute ich noch einmal auf die Rückseite vom Grote Mark und freute mich schon auf das Frühstück.
Der Plan für Sonnabend war im Gedanken fertig.
I'deuxième jour (samedi) 2. Tag
Ich habe gut geschlafen und wachte gegen 7.30 Uhr auf, der Blick aus dem Fenster zeigte mir ein nicht ganz so klares Haus der Könige, das lag aber nicht am MAES von gestern Abend, sondern am Wetter, es gab noch nichts her, aber es war ja auch noch Zeit. Die Morgentoilette konnte ich in aller Ruhe machen.
Das Frühstück gab es im 7. Stock, ich brauchte nur eine Etage hoch fahren. Der versprochene Blick hielt sein Versprechen im Prospekt, ich saß wirklich über den Dächern von Brüssel und konnte mein Frühstück, nebst Blick genießen. Da ich so viele Hotels nicht kenne und von London nicht gerade verwöhnt bin, staunte ich nicht schlecht über das reichliche Mal. Um diese Zeit waren noch nicht viele Gäste anwesend und ich besah das Büffet, Obst, Wurst, Schinken, Käse, Bouletten, Rührei, gekochte Eier, Baguettebrot, Brötchen, Croissants, verschieden Müslis, Säfte, Kaffee, Milch, Marmelade, Butter, Quark, Joghurt, also alles was man wollte und eine Mengenbeschränkung gab es auch nicht, wie in London. Ich saß am Fenster und ließ mir Zeit und dachte "no one is rushing you", was habe ich da schon für schrecklich hektische und nicht harmonische Urlaubstage im "ersten Leben"gehabt, keiner mault herum, von dieser Sicht aus geht es mir blendend, aber vielleicht ist es ja zu zweit, vorausgesetzt es herrscht eine harmonische Atmosphärer, denn nichts ist schlimmer, als Streit im Urlaub.
Als ich so vor mich hinträumte, kam eine Angestellte an meinen Tisch mit Liste und Stift, harkte meinen Namen anhand der Zimmernummer ab. Warum machen sie das wohl, vielleicht kommen oft Fremde hier zum Frühstück, obwohl sie gar nicht hier wohnen oder muss man das Frühstück beim Auschecken zusätzlich bezahlen, das würde den Zimmerpreis erklären. Ich werde es erfahren, spätestens bei der Abreise. Als Notration nahm ich mir noch einen Apfel und ein gekochtes Ei mit, also vertretbar.
Mein heutiger Plan war, Brüssel auf den Comic - Rundweg zu erkunden, nicht 1:1, das wäre mir zu lang gewesen. Aber erst einmal brauchte ich Briefmarken um meine Karten zu verschicken. An der Rezeption erkundigte ich mich, wo ein Postamt ist, bekam einen kopierten Auszug aus dem Stadtplan, es war auch leicht zu finden, nur machte das Postamt erst 10.00 Uhr auf und da es erst 09.00 Uhr war beschloss ich später vorbei zu gehen.
Der Rundgang begann auf dem Grote Markt, beim aufkommenden Sonneschein und als erstes ging ich in Richtung Kunstberg, vorbei am Agoraplein. Der Agora - Platz offenbart jedem seinen Charme, der sich in eines der einladenden Strassencafès setzt, im Schatten der Charles - Buls - Statue in der Mitte des Platzes ausruhen oder den Kunsthandwerksmarkt durchforsten will. Der historische Marktplatz war einst Mittelpunkt der Altstadt und der umliegenden Sümpfe, in denen die Franken im 5.Jahrhundert "Bruoscella" (wörtlich das "Haus im Sumpf") gründeten, ein Bauerndorf, aus dem später Brüssel wurde. Als ich hier vorbei ging herrschte noch ziemliche Ruhe.
Ich war schon erstaunt als ich den Kunstberg/Mont de Arts vor mir sah, es ging ja richtig steil hoch. Das Kunstberg - Viertel ist ein kulturelles Zentrum Brüssels das tausendundein Schätze birgt. Ich nahm mir Zeit und schlenderte durch die Gärten, vorbei an der Königlichen Bibliothek, die Museen für alte und modere Kunst und der Literaturakademie. Noch war ich nicht ganz oben auf dem Konings Plain, plötzlich sprachen mich paar Mädel an, und baten mich um eine Spende für obdachlose Kinder, sie hatten auch eine Spendenliste dabei. Ich wollte 3 Euro geben, hatte aber nur eine 5 Euroschein dabei, sie konnten natürlich kein Wechselgeld heraus geben. Irgendwie war ich so verdutzt, dass ich ihnen die 5 Euro überließ. Vielleicht ist das Geld ja angekommen, was ich aber nicht glaube.
IVon weitem sah ich den Königlichen Palast, der an der Stelle des 1731 abgebrannten früheren Hofs der Herzoge von Brabant errichtet wurde. 1820 unter König Wilhelm begonnen, wurde er 1904 unter Leopold II. umgebaut, der ihn im Louis - seize - Stil rekonstruieren ließ. Benannt ist der Louis-seize - Stil nach König Ludwig XVI. (1774-1792). Er bildet den Übergang zwischen Rokoko und Klassizismus. Im Allgemeinen wird der Louis- seize - Stil in zwei Abschnitte eingeteilt, wobei der erste von den 1760er Jahren bis etwa 1774 und der zweite bis 1790 währte. Im Louis-seize - Stil entstanden neben Kirchen sowie den Schlössern und Palästen der Adeligen in der Architektur auch bemerkenswerte Kommunalbauten, wie Rathäuser, Gerichtsgebäude, Krankenhäuser etc.. Die Seitenflügel sind aus dem 18. Jahrhundert sind an beiden Enden von zwei Pavillons flankiert.
Erwähnenswert ist noch das schöne Gebäude vor dem Koningsplain in der Hofbergstraat, eine erstaunlicher Metallstrukturbau. Das Haus aus dem Jahre 1899 ist das Werk des Architekten Paul Saintenoy, früher war darin das Warenhaus Old England, untergebracht, heute ist es die herrliche Sammlung des Musikinstrumentenmuseums. Wer es unterirdisch liebt sollte sich unter das Pflaster der Koningsplain begebene, dort wird der ehemalige Brüsseler Palast ausgegraben. Der Zugang erfolgt über die über die Paleizenstraat. Das unterirdische Labyrinth ist allemal einen Umweg wert.
Vor dem Palast angekommen, überlegte ich, reichen mir nur die Bilder, oder gehe ich auch hinein, genug Zeit war da. Da nicht sehr viele Menschen die gleiche Idee hatten, stellte ich mich an. Man musste alle Taschen abgeben, also mein Minoltarucksack wurde mir genommen, fotografieren war sowieso verboten. Die Besichtigungsrundgang dauerte ca. 30 Minuten, ich habe es nicht bereut, der Eintritt war frei. Zu sehen sind die alten Gemächer, einschließlich Möbelstücke und es war kalt hier drin. Ich frage mich, wie man diese Paläste früher warm bekommen hat. Nur mit den Kaminen?
Na gut die Könige werden es sich schon gemütlich gemacht haben. Danach ging ich quer durch den Park van Brüssel, der immer noch relativ leer war.
Der Park gehörte ursprünglich den Herzögen von Brabant, ein riesiges Gehege, dass in Europa aufgrund seiner Schönheit und Brunnen sehr beliebt war. In diesem Park fanden 1830 die ersten Kämpfe zwischen den belgischen Patrioten und den holländischen Truppen statt. Im Jahre 1835 wurde er zu einem französischen Garten verwandelt. Auf der anderen Seite vom Park befindet der Palast der Nation, das Nationalparlament. Der Palast wurde 1783 für den Brabantischen Rat gebaut. Nachdem er 1817 Palast der Generalstaaten war, wurde er nach 1830 Palast der Nation, er war heut am Sonnabend geschlossen und Wachposten sah ich auch keine.
Da waren ja noch die Briefmarken, stellte sich mir doch die Frage, warum gibt es nicht auch einheitliche Marken für alle Länder die den Euro haben. Da ich welche brauchte beschloss ich wieder in Richtung Hotel zurück zugehen, aber auf dem Weg zur Post besichtigte ich noch die Kathedrale St. Michael und St. Gudula, innen wie außen eine wirklich schöne Kirche. Eintritt wurde keiner verlangt, ich habe einen Euro als Spende gegeben. Man wird als Besucher in die Zeit der großen Baumherren des 13. Jahrhunderts getaucht. Der Bau der aufgrund der Türme sehr französischen Kirche begann 1226; die Fassade stammt aus dem 15. Jahrhundert. Besonders sehenswert sind die Farbglasfenster und man kann fotografieren nach Herzenslust. Die wertvollen Fenster wurden nach Zeichnungen von Bernard Van Orley angefertigt und von Karl V. und seiner Familie gestiftet. Im Chorraum ruhen Johann II. Herzog von Brabant sowie die Erzherzöge Albert und Isabella und Karl von Lothringen. Bisher habe ich mir die Kirchen eher von außen angeshen, ich glaube ich sollte öfters einmal hineingehen, dazu muss man ja nicht unbedingt gläubig sein.
Bevor ich zur Post ging, habe ich mir im Einkaufscenter an der Meto - Station De Brouckére noch ein Baguette gekauft. Comics habe ich bis jetzt überhaupt noch keine gesehen. Noch ahnte ich nicht, was ich beim Briefmarkenkauf erleben werde, erst einmal stärken und ich erwähnte es noch gar nicht, das Wetter war super. Das Postamt war nun geöffnet, noch bis 16.00 Uhr, im Vorraum schaute ich mich erst einmal nach einem Automaten um, es war keiner zu sehen, dann ging die Odyssee los, am Eingang zum Postamt, also es war eine Halle mit ca. 20 Schaltern, 10 auf jeder Seite und davor standen Automaten an denen man eine Nummer ziehen konnte oder musste, ein Automat für die französisch sprechenden Bürger und einer für die niederländisch sprechenden Bürger, ich war keiner der Sprachen mächtig. Ich ging erst einmal durch und checkte die Lokalität ab. Der Schalter für Briefmarken war am Sonnabend geschlossen, also ich hatte keine andere Chance. Es waren ca. 40 - 50 Menschen im Schalterraum und es wurden immer mehr, einige gingen auch, ich hatte den Eindruck hier wird nur Geld abgehoben und begriff auch bald, dass es eine Seite für die eine Sprache gibt und natürlich eine für die andere Sprache. Was soll es, ich brauchte Briefmarken, hätte ich damals schon gewusst, dass die einige Karten sowieso nicht ankommen, vor allem die vom Grote Markt, hätte ich mir den Stress eigentlich nicht antun müssen. Vorsichtshalber ging ich noch einmal nach draußen, vielleicht gibt es doch noch einen Automaten, nein es gab ihn nicht. Ich zog meine Nummer am französischen Automaten, das Reisewörterbuch war dabei, meine Nummer war die 233, erst jetzt stelle ich fest, es gibt keine Anzeigetafel, die Nummer wird aufgerufen, so ganz cool war es mir nicht zu mute gewesen. Es musste etwas kommen mit, deux cent trente-trois und es musste klingen wie dö -sä -trät-twa, hatte ich da eine einfache Nummer gezogen, ich war gespannt.
Bei den Leuten die aufgerufen wurden, dauerte es immer eine Ewigkeit, hoffentlich gibt es hier auch am Sonnabend Briefmarken. Meine Nummer wurde aufgerufen, ich verstand sie, meine Marken bekam ich auf Englisch, trotzdem hat es fast eine Stunde gedauert. Die Briefmarke nach Europa kostet 0,60 Euro. Zum Abschluss bekam ich den schönen Satz; "Merci de votre visite et á bientôt"von madame Viviane Maes zu hören. MAES, das war doch ein Wink mit dem sogenannten Zaunspfahl , deshalb kehrte ich auf dem Rückweg zum Hotel in "meiner" Taverne AU POT CARRE ein, ich hatte mir ein Big MAES wahrlich verdient. Die Taverne liegt übrigens an der Kreuzung Getrystraat/Greepstraat, es war herrlich in der Sonne beim MAES zu sitzen, ich schrieb gleich die ersten Karten, an die Familie, an meine Freunde und an die Mailbekanntschaften, leider sind, wie weiter oben schon erwähnt, viele Karten nicht angekommen, die Bilder vom Grote Markt waren wohl doch zu schön.
Im Hotel angekommen nahm ich eine Auszeit, d.h. Duschen und Relaxen. Als ich mein Zimmer am späten Nachmittag wieder verließ, bemerkte ich eine offenstehende Tür und durch das Gitter konnte man nach unten schauen. Mir wurde richtig flattrich zu mute, aber der Ausblick entschädigte natürlich. Die Minolta hatte ich nicht dabei, also holte ich sie schnell und machte einige wunderschöne Aufnahmen. Wenn ich mich etwas nach vorn beugte konnte ich die Rue de la Fourche von oben sehen und "meine" Taverne auch, es war mir doch etwas unheimlich und ich begab mich doch lieber wieder nach innen. Nun nahm ich die Minolta doch wieder mit, ich wollte noch einmal auf Comic Suche gehen und mal sehen was sich sonst noch ergibt.
Es war immer noch sehr warn und die Sonne schien, zuerst ging zum Grote Markt, viele Touristen und es wurde eifrig fotografiert, eine der vielen Gaststätten werde ich am Sonntag besuchen. Weiter lief ich zum Agroplein, wo jetzt das Leben so richtig pulsierte, in den Cafés waren alle Plätze besetzt. Durch kleine enge Gassen spazierte ich weiter und befand mich oberhalb vom Manneken - Pis, in der Eikstraat und sah endlich einen Comic an einer Hauswand, Oliver Sonnenschein (Olivier Rameau). Die Manneken Pis Taverne war voll, auch draußen saßen die Leute, später werde ich ihr einen Besuch abstatten, jetzt hatte ich einen andern Plan. Wenn man schon in Brüssel ist sollte man auch die berühmten Waffeln probieren und in der Rue de L' Etuve gab es eine Waffelbäckerei, ich glaube eine kam 3 Euro, große Kleckergefahr, vor allem wenn es eine mit Schokoladensoße ist, aber nicht nur ich hatte das Problem, sie schmeckte sehr gut und mein weißes Hemd blieb gerade noch sauber.
Weiter ging es in Richtung Anspachlaan, wieder durch die engen gewundenen Gassen, wo überall die Menschen in den Tavernen saßen. Nun kam ich auch noch an drei Comic - Hauswänden vorbei, Monsieur Jean (Herr Johan), Die Passage und an der sehr schönen Comic Hauswand Jonas Valentin (Brousaille), sind schon Kunstwerke, einige habe ich ja nun gesehen. Zum Schluss ging ich noch durch das Sint - Jakobsviertel, mit seinen Bars mit Strassencafés, ein netter Rastplatz mit Fußgängerzone direkt gegenüber der Kirche Unser Lieben Frau des Beistandes. Da ich nun schon einmal auf der Anspachlaan war, besuchte ich die Taverne noch einmal und trank ein 0,25 l Stelle für 2,50 Euro. Es dunkelte schon und ich schlenderte zurück ins Hotel, legte nun endgültig die Minolta ab, machte mich etwas frisch und danach ging es zur Erkundung des Brüsseler Nachtlebens.
Im Jackett passte ich ganz gut hinein. Wieder lief ich zum Grote Markt und nun endlich in die Manneken Pis Taverne, ich fand einen Platz und war sehr überrascht was sich mir hier bot, eine wirklich gemütliche Kneipe, mit Tresen, der aber voll besetzt war. Die Attraktion für mich war ein Tisch der die Form und das Aussehen eines Blasebalgs hatte, so etwas habe ich noch überhaupt nicht gesehen. Während ich die Getränkekarte studierte, kam der Wirt und ich bestellte mir ein BEL Pils. Ich wollte im Bierland Belgien, mal eine andere Sorte probieren, es schmeckte auch nicht schlecht und kostete 3.60 Euro. Die Speisekarte zu begreifen, ist schwierig, nur niederländisch und französisch, da war ich überfordert. Danach ging ich in die Taverne AU POT CARRE , heut Abend war hier Live - Musik und es herrschte schon eine ausgelassenen Stimmung, dafür kostete der halbe Liter MAES auch 4.00 Euro. Ich wurde von der Bedienung(der vom gestrigen Abend) freundlich begrüßt und setzte mich draußen an einen Tisch. Hier saßen zwei Ausländer, die ich auch schon am vorherigen Abend gesehen habe. Man wird freundlich begrüßt, als gehörte man dazu. Ich konnte die kleine Straßenkreuzung gut einsehen. Aus der Bar nebenan drang ebenfall laute Musik herüber, die Leute saßen in den Bar's meist draußen.
Ich bemerkte in meinen Beobachtungen wie eine Frau, vielleicht 35 Jahre oder gar älter, leicht angetrunken an verschiedenen Tischen vorsprach, auch an unserem Tisch. Es war eine Prostituierte die sich nicht selbst feilbot, sondern sie wollte ein junges Mädchen anlernen, aber ein wirklich sehr junges Mädchen, ich schätze ca. 14 - 15 Jahre alt, die für 50 Euro zu haben wäre. Es dauerte auch eine ganze Weile bis sie an einem anderen Tisch etwas aushandeln konnte, danach fuhren sie im Taxi mit Begleitung weg. Irgendwann vor Mitternacht tauchten beide wieder auf, noch mehr betrunken und das Spiel begann von neuem. Anstoß an dieser Geschichte nahm keiner. Aber als Tourist sollte man sich auf so etwas nicht einlassen. Auch hier kommen die Rosenverkäufer und Spielzeugverkäufer bis spät in der Nacht und preisen ihre Waren feil. Später setzten sich noch paar Engländer aus London an meinen Tisch, es ergab sich ein Gespräch und sie suchten auch etwas für eine Nacht, irgendjemand gab ihnen dann ein Tipp wo sich so etwas finden lässt, mir ist bekannt, dass sich das Rotlichtviertel in Brüssel am Gare du Nord befindet.
So langsam dachte ich ans Nachhausegehen, denn Mitternacht war schon vorbei, aber ruhiger wurde auf den Strassen nicht, obwohl die ersten Restaurants ihre Rollläden herunter ließen. Es war schon ein recht angenehmer Abend und ich freute mich auf das morgige Frühstück, einen Plan für Sonntag hatte ich mir auch schon zurechtgelegt.
I'droisème (dimanche) 3. Tag
Es schien wieder ein sonniger Tag zu werden, heute wollte ich zum Atomium und mir die Gebäude vom Europaparlament ansehen und mal sehen was sich noch ergibt. Nach dem üppigen Frühstück, so gegen 09.00 Uhr startete ich, heute brachte ich eine Tageskarte, weil ich die Metro und die Premetro Tram benutzen wollte. Es biete sich an, denn die Tageskarte 4.00 Euro und man kann bis 2 Uhr am nächsten Tag fahren. Auf dem Weg zur Metro Station De Brouckére waren die Strassen leer, dort wo gestern noch Party gewesen ist, keine Menschen, die Läden und Lokale hatten noch geschlossen, es war ja auch noch früh am Tage. In der Metrostation kaufte ich mir eine Fahrkarte, ohne Probleme bekam ich die Richtige. Auf dem Bahnsteig und in der Metro war ebenfalls menschenleer. Ich musste mit der Linie 1A Koning Boudewijn/Roi Baudouin bis zur Station Heysel, 13 Stationen, es ist eine eigenartige Linienführung, denn in der Station Beekkant fährt der Zug in entgegengesetzte Richtung zurück, aber dann in eine andere Richtung, etwas verwirrend. So richtig etwas zu sehen gibt es auf der Strecke nicht.
Gegen 09.30 Uhr kam ich an und bis um Atomium ist es nur ein Fußweg von ca. 10 Minuten, auch hier wenig Besucher, der Parkplatz war fast noch leer. Der Ingenieur Andre Waterkeyn hat das Atomium für die Weltausstellung von 1958 errichtet. Es symbolisiert ein Eisenkristallmolekül aus der Ebene seiner Atome in 165 - milliardenfacher Vergrößerung. Das Atomium ist vollständig aus Stahl erbaut. Es beherbergt das Heysel - Plateau mit seinen 102 Metern Höhe und ruht auf drei riesigen Bipoden. Die neun durch Röhren verbundenen Kugeln wurden gemäß der Konfigurierung eines zentrierten kubischen Systems angeordnet. Das Atomium war zunächst nicht dazu bestimmt, die Weltausstellung von 1958 zu überdauern, aber seine Beliebtheit und sein Erfolg ließen es rasch zu einem wichtigen Bestandteil der Brüsseler Landschaft werden. Das Atomium wurde am 18.Februar 2006 wiedereröffnet, was für ein Glück für mich, Über ein Jahr lang wurde das Atomium generalüberholt und seinen Besuchern jetzt auf einem originellen Rundgang durch seine Sphären neue ästhetische Eindrücke. Ein Panoramarestaurant vervollständigt das Angebot für den Besuch eines der fantastischsten Bauwerke der Fünfzigerjahre.
Der Eintritt kostete 9.00 Euro und der lohnt sich schon, es geht über Fahrstuhl, Treppen und Rolltreppen bis zur letzten Kugel, dort habe ich mir auch einen Kaffee gegönnt, man kann nicht in alle Kugeln gehen, es ist schon beeindruckend, leider hatte ich nicht so eine klare Sicht, aber trotzdem sind die Bilder gut geworden. Es gibt kein Zeitlimit, bis man wieder raus sein muss und da der Betrieb sich in Grenzen hielt, machte es richtigen Spaß. Eine Stunde habe ich hier zugebracht, danach im Foyer noch etwas verschnauft, nun füllte es sich auch langsam. Zurück wollte ich mit der Premetro - Tram fahren, die Linie 23 fährt bis zur Station Gare de Midi, dort wollte ich hin um mich noch einmal über die Abfahrtszeit meines Zuge informieren und der Hunger meldete sich auch.
Die Trams sind allesamt ältere Modelle und wenn man aussteigen wollte, musste man auch einen Knopf drücken und wenn die Bahn hält, an der Tür. Was mir besonders auffiel waren die Türen, sie waren so schmal, mit Koffer eine Qual dort rein bzw. rauszukommen, einige etwas stärker geratene Ausländerinnen dunkler Hautfarbe hatten auch ohne Koffer so ihrer Schwierigkeiten. Auf der Strecke habe ich keine Bauwerke oder Parks gesehen, die für mich interessant gewesen wären, es machte alles einen ziemlich schmutzigen Eindruck. Die Tram fährt vor dem Bahnhof Gare du Midi unterirdisch, obwohl ich das System bis heute nicht so richtig begriffen habe. Ich kam jedenfalls dort an wo ich ankommen wollte. Informierte mich über den Zug, er fuhr am Montag um 13.28 Uhr hier ab.
Danach suchte ich mir ein Bistro im Bahnhof, es nannte sich Lino Bistro Del France ein wirklich feines Bistro, nicht weil es so schön war, sondern, es gab Baguette, die man sich nach eigenen Wünschen belegen lassen konnte. Ich ließ mir ein Baguette mit Schnittei, Butter und Grünzeug machen und eine Cola nahm ich auch noch dazu, es klappte mit der Verständigung prima, eine junge Frau (Francine) konnte mich auf Englisch verstehen. Etwas Zeit musste man allerdings mitbringen, es dauerte bis es fertig war und der einzige war ich auch nicht. Bezahlt habe ich 4.40 Euro, 2.90 für das Baguette und 1,50 für die Coca, da kann man nicht meckern. Das Bistro ist schon für die Heimfahrt vorgemerkt.
Nachdem ich mich gestärkt und etwas ausgeruht hatte ging es weiter mit der Stadtbesichtigung. Ich benutzte die Metro, fuhr mit der Linie 2 (Simonis) und sieg am bekannten Arts - Loi um, von hier konnte ich mit der Linie 1B Stockel/Stokkel oder mit der 1A Herrmann/Debroux fahren. Bis zum Schumann Platz waren es nur 2 Stationen und das Tageslicht hatte mich wieder. Ich befand mich im Schumann - Viertel sein Zentrum ist der kürzlich renovierte sogenannte Beraymont, eines der ältesten EG - Gebäude Brüssels, gegenüber ist der imposante Justus - Lipsius Bau, Sitz des Europäischen Rates und gleich daneben der Residence Palast. Das Europäische Parlament werde ich mir bei einer späteren Reise ansehen, deshalb ging ich vom Schumann Platz direkt in den Jubelpark, vorbei an der Schumann Büste.
Der Jubelpark ist ein sehr großzügig gestaltetes Areal mit drei eindrucksvollen Museen. Das Autoworld Museum, das Museum für Kunst und Geschichte und das Armee- und Militärgeschichtsmuseum. Durch den Jubelpark geht untertunnelt eine Hauptverkehrsader Brüssels, die Rue de la Roi die auf der anderen Seite zur Avenue de Tervueren wird. An einem schattigen Plätzchen nach den Jubelpark Arkaden machte ich Pause. Es war schon 15.00 Uhr und ich war ganz schon fertig. Danach ging ich weiter die Tervurenlaan, vorbei am Montgomery Denkmal, hier stehen einige schöne Jugendstilhäuser und es befinden sich einige schöne Restaurants, mal überwältigend, mal überraschend dekoriert, für Nebenstrassen hatte ich keine Lust mehr. Von der Metro Station Montgomery fuhr ich zurück zum Hotel ohne umzusteigen. Im Hotel nahm ich ein Bad und machte eine längere Erholungspause, die Tür zur Feuerleiter war auch wieder geöffnet, aber ich hatte wieder weiche Knie bekommen. Ich glaube, als ich auf dem Bett lag, bin ich doch etwas eingeschlafen.
Es war für den Nachmittag eine Demo gegen den Irakkrieg geplant, die habe ich verpennt. Frisch gestärkt wollte ich nun die Atmosphäre am Grote Markt genießen, freute mich über die Stimmung dort, danach ging ich weiter zum Mannecken Pis und tatsächlich heut hatte es etwas an, es sah irgendwie italienisch aus. Da der kleine raußen stehende Tisch in der Manneken Pis Taverne frei war, setzte ich mich dort hin, genau diagonal gegenüber vom Wahrzeichen. Ich genoss das Treiben, ich glaube einige Leute blickten sogar eifersüchtig auf den exponierten Platz. Es ging vermutlich vielen so wie mir am ersten Tag, man traut der Taverne nicht so richtig über den Weg, aber einmal eingekehrt lässt einem die Gemütlichkeit nicht mehr los. Ich bestellte mir ein VEDETT, auch ein belgisches Bier, aber etwas stärker, nun konnte ich aber nicht nur hier sitzen und Bier trinken, also ließ ich mir noch eine Tüte Paprika Chips kommen. Im Gedanken ging ich dabei noch einmal meinen heutigen Weg durch, wieder viel gesehen und es reiften Pläne für einen erneuten Besuch. Ich trank noch ein BEL- Pils Medium für 2.30 Euro und blieb hier noch eine ganze Weile sitzen, die Sonne ging langsam unter, ein Highlight gab es heut noch für mich, die stimmungsvolle Beleuchtung vom Grote Markt, obwohl ich gar nicht genau wusste ob diese jeden Tag ist. Ich bezahlte und bekam ein freundliches "Merci de votre visite a bientôt Monsieur" . Mein Fotorucksack wurde auch immer schwerer, seit dem ich das neue Teleobjektiv Brennweite 18 - 200 mm habe ist die Minolta doppelt so schwer. Ich brauchte sie aber noch um die Lichtspiele einzufangen.
Etwas später etwas vor Zehn, suchte ich mir einen Platz in der Le Roy d' Espagne/Den Coninck van Spaignien am Grand Place Nr.1. Es waren kaum freie Plätze, ich fand noch einen und bestellte mir ein STELLA - Pils. Dieses Haus wurde 1697 in einem klassischeren Stil als die Nachbarhäuser gebaut. Allerdings kann man hier auch die italienisch - flämische Note entdecken. Die Büste aus Goldbronze ist die des Heiligen Aubert, dem Schutzpatron der Bäcker. Auf dem oberen Stock erkennt man die Medaillons des Kaiser Mark Aurel; Nerva Decius und Trajan. In der Höhe des zweien Stocks befindet sich die Büste von Karl II. König von Spanien, umgeben von Kanonenrohren und zwei Gefangen. Ich saß draußen und das Innere habe ich mir auch angesehen, faszinierend, was dort alles an altern Inventar aufgebaut war. Natürlich kamen auch spanische Toreros und spielten Gitarre und sangen ihre Lieder, ich war in so guter Laune, dass ich einen Euro in die Sammelmütze gab. Später versuchte ich mit Reginald, dem Ober ins Gespräch zu kommen, mich interessierte die Sprachaufteilung in Belgien, gab es nicht auch flämisch? Gerade als er mir auf einem Zettel die Landkarte aufmalte ging die Lichtinszenierung los. Danach ergab sich keine Möglichkeit mehr, da fällt mir noch ein, Bettler wurden gnadenlos vertreiben, auch Behinderte!!
Die Licht- und Musikshow ging wieder unter die Haut, ich bestellte mir noch ein Bier und bezahlte, wurde dieses Mal von Reginald auf English verabschiedet "See you Soon", na ja so bald wird es wohl eher nicht werden.
Nun habe ich noch etwas ganz besonderes erlebt, der Grand Place hatte sich schon geleert, es war gegen 23.00 Uhr, ja was war denn das, die Show begann noch einmal in voller Länge, Danke Brüssel, mehr Erlebnis geht nicht, oder?
In "meine"Taverne AU POT CARRE musste ich auch noch zum Abschluss gehen, aber die Minolta brachte ich ins Hotel, befreit von der Last, schwebte ich förmlich dorthin, die üblich verdächtigen waren wieder dort, ein Medium Maes konnte ich mir noch leiste. Es war aber heut zum Sonntagabend wesentlich ruhiger, die Madam, die dort schon seit allen Tagen bediente, verabschiedete mich mit einem Wagenkuss, ich versprach ihr wieder zukommen. Jetzt war es aber wirklich Zeit ins Bett zu gehen.
I'quatriéme (lundi) 4. Tag
Heute war der Abreisetag, immer fahre ich mit Wehmut weg, ich weiß nicht ob ich hier noch einmal hinkommen werde, versuchen werde ich es auf alle Fälle. Nachdem ich noch eine Dusche nahm, packte ich meinen Trolley und ging anschließend zum Frühstück über den Dächer von Brüssel, die Tür zur Feuerleiter war zu. Das fürstliche Frühstück entschädigte mich für den Abreisetag, es schien auch wieder ein schöner Tag zu werden. Der Check Out stand mir noch bevor, ich hatte die Reservierung per Visa Karte gemacht, aber die Belastung erfolget erst vor Ort, wird mir etwa das Doppelzimmer angerechnet, ich war gespannt. Den Herren am Tresen kannte ich schon, er tat immer so, als ob er kein Deutsch versteht und ließ mich mit dem Englisch kommen. Na gut, wir Deutschen sind eben nicht überall in der Welt willkommen. Er war aber ein sehr freundlicher Mensch und es stimmte pro Tag 55 Euro mit Frühstück, also 165 Euro, ein super Preis. Das Gepäck konnte ich auch ohne Gebühr hier lassen, ein sehr empfehlenswertes Hotel. Verabschiedet wurde ich mit: "I thank you for your visit and wish you a safe trip".
Was mit dem kurzen Vormittag machen, paar Andenken wollte ich noch kaufen und den Grote Markt musste ich auch noch einmal besuchen. Hier am Grand Place begannen schon die Vorbereitungen für den Event am kommenden Wochenende. Vom 12. August bis 15.August findet hier das Tapis de Fleurs/ Bloementapijt/Flower Carpet statt, diese Attraktion gibt es nur jedes zweite Jahr. Es wird ein Blumenteppich mit einer Million Begonien, bestimmt auch ein beeindruckendes Schauspiel. Aber man kann eben nicht alles haben.
Am Abreisetag macht sich bei mir immer eine gewisse Unruhe breit und ich habe eigentlich keine Lust mehr auf größere Unternehmungen, da das Tor zum inneren des Rathauses heute offen war ging dort hinein und schaute mich um, machte noch einige Aufnahmen. Das Rathaus stellt als einziger architektonischer Zeuge des hohen Mittelalters auf dem Platz auch heute noch die Macht der Gewählten der Stadt dar. Im Jahr 1421 konnten die Zünfte durchsetzen, dass ein Bürgermeister und 6 von ihnen gewählte Berater sich um die öffentlichen Gelder kümmern. Nach dieser politischen Reform ließen die Gewählten sich im linken Flügel des Rathauses nieder; dieser linke Flügel wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts gebaut. Der rechte Flügel hingegen wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut, wodurch sich die leichte architektonische Asymmetrie der Fassade erklärt. Heute wird der Vorsitz der Gemeindemacht von einem Bürgermeister geführt, dem mehrere Schöffen beistehen (meistens 7). Im Jahre bombardierte die französische Armee auf Befehl von Ludwig XIV. das Stadtzentrum wobei im Laufe von drei Tagen der Grote Markt und seine Umgebung völlig zerstört wird. 5 Jahre werden zum Wiederaufbau im Geiste des 18. Jahrhunderts benötigt.
Die Zeit verging, ich wollte rechtzeitig am Bahnhof sein und beschloss den Trolley zu holen und zum Bahnhof Gare du Midi zu fahren. Ich dachte, ich kenne mich aus, doch plötzlich stand ich auf dem Bahnsteig der Premetro Tram, mit der wollte ich nicht fahren, ich bin wohl in der Metro Station Bourse/Beurs gelandet, wieso kann ich mir auch nicht erklären, diese und die de Brouckére liegen beide auf der Anspachlaan. Wo ich schon einmal hier war, fuhr ich mit der Premetro Tram, es sind nur drei Stationen, also wesentlich kürzer, wenn nur die schmalen Türen nicht gewesen wären. Die Tram fährt auch die gesamte Strecke unterirdisch entlang. Die nichtentwertete Fahrkarte von der Anreise, konnte ich jetzt benutzen. Das Aussteigen mit dem Trolley und dem Fotorucksack war wirklich eine Katastrophe, aber es ging gut, ich schwitzte trotzdem schon wieder. Im Bahnhof Gare du Midi hatte ich noch genug Zeit mir ein Baguette und eine Cola im zu holen, gleiche Bedienung, gleicher Preis, gleiche Freundlichkeit, aber viel längere Wartezeit. Da hatte ich plötzlich noch fast keine Zeit mehr um mich noch auf dem Bahnhof umzusehen, aber so schön ist er sowieso nicht. Mein Platz war wieder im Wagen Nummer 21 im ICE 15, auf dem Bahnsteig, war kein Wagenlaufplan vorhanden und der Zug war auch nicht ausgeschildert, aber ein ICE stand auf dem Bahnsteig und den Wagen gab es auch, es wird schon der richtige Zug sein, andere Leute standen ebenfalls planlos rum und warteten. Keiner versuchte die Tür zu öffnen, sie waren alle geschlossen, probieren kann ich ja mal und sie öffnete sich auch, eine entsetzlich heiße Luft schlug mir entgegen. Da wird doch nicht wieder die Klimaanlage defekt sein? Aber vielleicht hat er nur in der Sonne gestanden! Mein Trolley stellte ich wie üblich gleich vorn zwischen die Sitze.
Pünktlich ging es los und als der Zugbegleiter kam, fragte ich, ja leider die Klimaanlage ist defekt, nun erlebe ich das schon zum zweiten Mal bei insgesamt 3 Fahrten mit dem ICE, ein guter Schnitt, danke Bahn. Mir wurde aber angeboten mich in einen anderen Wagen zu setzten, was ich auch tat, denn der Zug war nicht voll, meinen Trolley ließ ich stehen, vielleicht etwas leichtsinnig, aber in Köln wo ich umsteigen musste war er noch da. Beim umsteigen in Köln blieb keine Zeit um auch nur einen Fuß aus dem Bahnhof zu setzen, aber ein Kölsch leistete ich mir noch, das erste in meinem Leben, schmeckt gar nicht so schlecht, nur sind die Gläser ziemlich klein, kleiner als "Small".
Auf dem Bahnsteig in Köln war Hecktick angesagt, viele Menschen, ich suchte mir den ungefähren Halt meines Wagens. Die vielen Menschen wollten nicht mit dem ICE fahren, sondern mit einem Regionalzug, beide sollten sie vom gleichen Bahnsteig abfahren, ich war gespannt. Erst fuhr der RE ein und dahinter der ICE, es ging alles glatt, auf meinem reservierten Fensterplatz saß eine noch ältere Frau und hatte es sich bequem gemacht, sie kam schon vom Frankfurter Flughafen, ich hatte auch keine Lust mich daneben zu setzen, deshalb kamen wir überein, dass sie dort sitzen beleiben kann, ich setzte mich ins freie Nachbarabteil, denn der Zug war ebenfalls nicht voll und die Plätze waren nicht reserviert. Es ging die gleiche Strecke zurück nach Berlin und die Klimaanlage funktionierte. Unterwegs wurde der Zug zwar voller, aber ich konnte sitzen bleiben, es ist überhaupt eigenartig, wie viele Leute ohne Reservierung reisen, ich denke die 1,50 Euro für eine Strecke tut es auch nicht mehr, mir wäre das Risiko zu groß. Die Ankunft im Berliner Ostbahnhof war pünktlich um 21.17 Uhr, Zeit um im Ostbahnhof noch ein Berliner Kindel zu trinken, dann mit der S - Bahn nach Hause und um 22.30 Uhr hatte mich die Wohnung wieder.